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„Avatare? Das ist echt keine Baustelle für uns!“

„Avatare? Das ist echt keine Baustelle für uns!“

Festivals, die immer grüner werden, Livekonzerte auf YouTube und Stars als Avatare auf der Bühne – Eventplaner:innen und Künstler:innen stehen vor neuen Herausforderungen. Wir wollten von Florian Ritt, Frontmann der erfolgreichen Band Folkshilfe, wissen, wo denn künftig die Musik spielt.

Im heurigen Sommer gab es endlich wieder ausverkaufte Konzerte. „Hau di her“, Florian, und erzähl uns, wie gut das einem Vollblutmusiker wieder tut.

Florian RittEs war schon richtig krass, fremdbestimmt zu sein und nicht das machen zu dürfen, worin man wirklich gut ist. Meine Bandkollegen und ich haben unser ganzes Leben der Musik gewidmet. Jetzt spürt man wieder, dass wir die Leute mit unseren Songs erreichen. Die Fans haben richtig Lust darauf. Es ist der Wahnsinn, wieder vor so vielen Zuseher:innen zu spielen. Sie singen alle unsere Texte mit. Das Gefühl ist einfach Bombe.

„Mir laungts“ – wie oft hattet ihr ohne Fans vor der Bühne dieses Gefühl?

Florian RittWir sind sehr privilegiert. Unsere Gesellschaft ist Restriktionen nicht gewohnt, egal in welche Richtung. Es hat jeder zu einer anderen Zeit gesagt: „Mir laungts.“ Die Menschen hatten unterschiedliche Exit-Szenarien, jeder hatte andere Baustellen. Ich selbst habe aus der Zeit sehr viel gelernt. Aber jetzt ist es einfach wieder geil, auf der Bühne zu stehen, und deshalb spielen wir auch, wo es geht.

„Gerade in der Musikbranche haben viele den sozialen Gedanken.“

Florian Ritt Frontmann, Folkshilfe

Beim Frequency Festival gibt es das Eco-Zelt, die Wiener Stadthalle bekommt eine riesige Photovoltaikanlage am Dach – müssen Events künftig nachhaltiger werden?

Florian RittJa, es muss passieren und es passiert teilweise auch schon. Man muss aber auch schauen, welche Dinge realistisch umsetzbar sind. Bei den Festivals merkt man, dass viele Veranstalter:innen schon einiges ausprobieren. Gerade in der Musikbranche haben viele den sozialen Gedanken. Man sieht, dass viel Gutes gemacht wird. Auch bei uns in der Crew hat der Großteil ein Klimaticket und zu den Konzerten reisen wir gemeinsam in unserem Tourbus.

Wie grün ist die Folkshilfe bereits?

Florian RittDie Folkshilfe versucht auf jeden Fall, sehr nachhaltig zu sein. Wir kaufen viele Sachen secondhand ein, setzen beim Merchandising auf Fair Trade und arbeiten beim Bedrucken mit regionalen Partner:innen zusammen. Aber auch wir haben kleine Fouls. So haben wir vor Kurzem einen neuen Tourwagen und einen Anhänger gekauft. Mit all dem Equipment wäre es nicht möglich, im Zug zu den Konzerten zu fahren.

ABBA hat es bereits getan. Wann rocken die Avatare der Folkshilfe die Bühne?

Florian RittDas sparen wir uns noch. Vielleicht machen wir das dann in der Pension. Nein, im Ernst: Das ist absolut keine Baustelle für uns. Meines Erachtens braucht es einfach das Liveevent. Wenn ich mir ein gutes Livekonzert auf YouTube ansehe, denke ich: Bei dieser Band muss ich bald vor Ort sein.

Um bei euren Lyrics zu bleiben: Um was „kummama künftig ned mehr drum herum“?

Florian RittWir kommen sicher nicht drum herum, dass wir in einer Zeit leben, in der sehr viel Bewegung herrscht und sich einiges verändern wird. Das betrifft auch Bands wie uns, indem in Zukunft vielleicht nicht mehr so große Konzerte gespielt werden. Aber ich vergleiche das gerne mit dem Kauf von Brot: Es wird immer Leute geben, denen das tiefgefrorene Gebäck vom Supermarkt reicht, und andere, die es lieber beim Bäcker kaufen. Mit der Musik ist es ähnlich. Es wird immer Menschen geben, denen es Kraft gibt, wenn die Musiker:innen auf der Bühne alles geben. Zu spüren, wie jemand seinen Job mit Leidenschaft macht, das finde ich super. Und genau das bekommt man bei einem Livekonzert vor Ort mit.

Petramer

Die Band Folkshilfe

Im Frühjahr 2023 kommt euer viertes Studioalbum heraus und ihr startet in die bislang größte Österreich- und Deutschlandtour. Wie lautet euer Erfolgsrezept?

Florian RittEs gehört sicher auch eine Prise Glück dazu. Musik ist unsere große Leidenschaft, bedeutet für uns Freiheit. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren aber schon richtig hart gearbeitet für unseren Erfolg. Die Folkshilfe ist sehr speziell, es gibt eigentlich nichts Vergleichbares. Wir würden gerne Konkurrenz in unserer Nische haben. Was wir machen, macht keiner. Andere Bands haben schnell großen Erfolg und sind dann aber wieder rasch weg. Wir sind eigentlich nie richtig angesagt, haben aber ein sehr großes Publikum. Wir können in der Stadt, aber auch am Land touren.

Ein Blick in die Zukunft: Was bekommen die Fans demnächst auf die Ohren?

Florian RittWir wollen jetzt ein fettes Album schreiben. Unser Ziel ist es, damit viele Menschen zu erreichen, die aus den Songs Kraft schöpfen können. Danach steht unsere Tour auf dem Programm. Da wollen wir die Zeit wie in den vergangenen Wochen vor Tausenden Menschen wieder richtig genießen.