Zu wenige Lehrlinge wegen Corona-Krise
„Uns fehlt das gesamte, obere Qualitätsdrittel der Bewerber. Aufgrund der Aufstiegsregelungen in den Schulen kommen immer weniger Schulabbrecher zu uns, um ihre Lehre zu beginnen“, sagt Gerhard Zummer, Leiter der Lehrlingsausbildung bei Siemens Österreich. Die repräsentative Studie der Initiative erforscht die Hintergründe der zu geringen Bewerberzahlen. „Unter Schülern, Eltern und Lehrern herrscht die Annahme, dass es zurzeit keine guten Chancen gäbe, sich erfolgreich für eine Lehrstelle zu bewerben“, sagt Werner Steinecker, Präsident des Vereins Initiative Zukunft.Lehre.Österreich und Generaldirektor der Energie AG. Das Gegenteil ist aber der Fall: In Österreichs Betrieben stehen kurz- und mittelfristig mehr als 18.000 Lehrstellen frei, die Betriebe würden händeringend nach Lehrlingen suchen.
Fehlende Schnuppertage als Problem
„Durch die Schulschließungen ist auch der Kontakt zu den Schülern verlorengegangen. Nachweislich sind aber Schnuppertage der beste Weg, sich als Unternehmen potentiellen Lehrlingen vorzustellen“, sagt Stefan Pierer, CEO bei KTM – zahlreiche befragte Unternehmer beklagten dasselbe Problem. Pierer: „Seitens Politik müssen wieder Wege geschaffen werden, jungen Leuten die Möglichkeit zum Schnuppern bieten zu können, um so in ihren das Interesse an der dualen Ausbildungsmöglichkeit zu wecken.“ Die duale Ausbildung sei ein wichtiger Bestandteil der Erhaltung der hohen Industriequote.
Die in der Studie befragten Lehrer gaben an, dass die Berufsorientierung im Heimunterricht nicht den Stellenwert genießt, der ihr gebührt. „Jetzt rächt es sich leider, dass die Berufsorientierung entgegen Forderungen der Industrie und Wirtschaft stets als bildungspolitisches Stiefkind behandelt wurde“, sagt Tatjana Gertner-Schaschl, Vorsitzende der Task Force Fachkräfte und Lehre in der Industriellenvereinigung Österreich.