Worüber ich gerade nachdenke …
Künstliche Intelligenz, Social Media und inklusive Sprache. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie rasant sich die Kommunikationsbranche und die Verantwortung und Aufgaben von Kommunikatoreninnen und Kommunikatoren und PR-Fachleuten im Wandel befinden. Wir wollen von Ingrid Gogl, Präsidentin des Public Relations Verbandes Austria (PRVA) und Director Marketing & Communications bei TGW Logistics, wissen, welche Themen sie im Moment beruflich und privat umtreiben.
# Über die Veränderungen in der Kommunikationsbranche
Kommunikation als Profession hat es schon immer gegeben. Mit dem Aufkommen neuer Medien und Tools hat sich die Branche allerdings rasant weiterentwickelt. PR und Kommunikation ist nun so viel mehr als nur klassische Medien- und Pressearbeit. Mich beschäftigt sehr stark, wie sich das Berufsbild künftig entwickeln wird, was dies für junge Personen in der Branche bedeutet, aber auch, wie viele großartige Chancen sich dadurch für uns eröffnen. Am Ende des Tages bleibt die wichtigste Qualität von Kommunikatorinnen die Flexibilität.
# Über die Weiterentwicklung des Verbandes
Ich bin seit 2020 Mitglied im Vorstand des PRVA und seit Sommer 2023 Präsidentin. Mit meinem Team beschäftige ich mich intensiv mit der Weiterentwicklung des Verbandes. Vereins- und Verbandstätigkeiten werden oft als verstaubt wahrgenommen. Mir ist es ein großes Anliegen, ganz klar zu zeigen, dass jede Person, die im Bereich PR und Kommunikation tätig ist, in diesem Verband ein Netzwerk findet und sich einbringen kann. Deshalb möchten wir uns etwas breiter aufstellen, moderner positionieren und ein bisschen mutiger und frecher werden, was uns miT unseren Veranstaltungsformaten schon recht gut gelingt.
# Über künftige Projekte
Wir sind gerade in den Vorbereitungen für den Österreichischen Kommunikationstag (#ktag2024), der dieses Jahr zum Schwerpunktthema ESG-Kommunikation stattfindet und sich damit beschäftigt, wie wir nachhaltige Kommunikation zwischen Idealismus und der Erfüllung von Rankings forcieren können. Dazu sind alle Interessierten am 25. Juni herzlich eingeladen. Nächstes Jahr feiern wir 50 Jahre PRVA und werden die Gelegenheit nutzen, um zu zeigen, wie sich die Branche und der Verband entwickelt haben. Und ich freue mich auch schon auf neue Formate zum Schwerpunkt Diversity, Equity und Inclusion, zum Beispiel die Fortführung der Veranstaltungsreihe „DEI-Wake-up-Brunch“.
# Über Nachwuchsförderung
Als Berufseinsteigerin hätte ich mir selbst eine Begleitung und ein berufliches Netzwerk gewünscht. Deswegen liegt mir heute die Nachwuchsförderung sehr am Herzen. Nicht nur die jungen Kommunikatoren können von uns länger Dienenden lernen, sondern auch wir von ihnen. Wir haben dazu im PRVA ein Mentoringprogramm, das wir auch im Sinne von Reverse-Mentoring verstehen, uns also fragen: Wie können sich beide Perspektiven befruchten? Und mit unseren Young Talents im Verband gestalten wir sehr viele Inhalte gemeinsam.
# Warum möchtest du ausgrenzen?
Kommunikation und PR müssen sich immer am Puls der Zeit bewegen. Diversität und ESG spielen in meiner Arbeit eine ganz wesentliche Rolle, eben weil es Themen sind, die unsere Welt gerade beschäftigen. Diversität ist für uns mehr als Geschlecht oder Sexualität, aber auch in diesen Bereichen gibt es noch sehr viel Aufholbedarf. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum man nicht inklusiv in der Sprache sein möchte und dadurch bewusst ausgrenzt. Sprache schafft Bewusstsein und Realität und wenn ich etwas nicht benenne, ist es nicht da.
# Es braucht mehr Vorbilder!
Als junges Mädchen war ich sehr fußballbegeistert, bin mit meinem Papa zu Matches gefahren und wollte unbedingt an einem Probetraining teilnehmen. Die dort anwesenden Burschen haben mich allerdings ausgelacht, weil sie bisher noch nicht mit fußballspielenden Mädchen konfrontiert waren. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt und ich würde mir im Nachhinein wünschen, dass es weibliche Vorbilder für mich gegeben hätte. Für meine kleine Nichte ist es heute schon selbstverständlich, dass es auch Astronautinnen gibt und dass sie von Ärzten und Ärztinnen spricht. Sprache kann vieles ermöglichen, aber auch zerstören, und bei der inklusiven Sprache geht es nicht nur darum, wie wir Frauen darstellen, sondern auch, welches Männerbild wir haben.
# Über bewusste Auszeiten
Mein Mann und ich haben nach über 21 Jahren zusammen im Dezember spontan geheiratet und verbringen unsere Hochzeitsreise auf Mauritius. Ich freue mich schon sehr auf diesen vierzehntägigen Urlaub, denn Auszeiten zu nehmen ist extrem wichtig. Wir haben als Führungskräfte eine massive Verantwortung, dies auch vorzuleben. Denn nicht genommene Urlaubstage rächen sich irgendwann.
Redaktion
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Fotokerschi