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Wer Tierwohl möchte, kann in Österreich zu Tierwohl greifen
Hannes Royer
Obmann Verein Land schafft Leben
Mehr als 37 Kilogramm Schweinefleisch isst ein Österreicher durchschnittlich pro Jahr. Pro Tag sind das 100 Gramm Schweinefleisch, dessen Herkunft von vielen Konsumenten nicht hinterfragt wird. Vor allem wenn sich das Schweinefleisch in Würsten, Schinken und in den Gerichten österreichischer Wirtshäuser versteckt, tappen Konsumenten im Dunkeln. Denn dort muss es im Gegensatz zum verpackten Frischfleisch im Lebensmittelhandel nicht gekennzeichnet sein. Ob das Schwein in Österreich aufgezogen und geschlachtet, ob es in Bio- oder in konventioneller Haltung gelebt hat oder aus einem Tierwohl-Programm stammt, ist also nicht immer ersichtlich. Besonders bei Schweinefleisch ist dieser Umstand kritisch, da dieses immer wieder als Lockware zu billigen Preisen im Lebensmittelhandel eingesetzt wird.
„Wer grundsätzlich das Billigste kauft, wenn es um Fleisch, Wurst oder Schinken geht, handelt gegen die eigenen Werte. Denn wer möchte schon Tierqual oder schlechte Arbeitsbedingungen für Verarbeiter in den eigenen Einkaufskorb legen oder auf den Teller im Wirtshaus bestellen? Wir brauchen daher eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, damit jeder und jede sich frei für das beste Produkt entscheiden kann“, so Hannes Royer, Obmann vom Verein Land schafft Leben.
Wie geht bewusster Fleischkonsum?
Wer Tierwohl möchte, kann in Österreich zu Tierwohl greifen. Heimisches Schweinefleisch als Frischfleisch im Supermarkt bietet diverse Gütesiegel und Labels zur Orientierung, die Auskunft über Herkunft, Haltung und Fütterung der Schweine geben. Zu den am häufigsten verwendeten Siegeln zählen das AMA-Gütesiegel, das BIO-Austria-Gütesiegel und auch das Arge-Gentechnikfrei-Kontrollzeichen. Die ersten beiden Siegel stellen sicher, dass das Fleisch aus Österreich stammt und daher unter nationalen Rahmenbedingungen hergestellt wurde.
Produktionsbedingungen für Schweinefleisch
Die österreichischen Produktionsbedingungen für Schweinefleisch ordnen sich EU-weit auf vergleichbarem Standard ein. Die Schweinemäster sind in Österreich Großteils noch bäuerliche Familienbetriebe, die in eher kleinen Einheiten produzieren. Das Lohnniveau und die Gehaltsbedingungen in österreichischen Schlachthöfen liegen aufgrund der strengen österreichischen Arbeitsmarktregulierungen aber bedeutend höher als im umliegenden EU-Land. Das Bio-Siegel regelt zusätzlich die biologische Haltungsform der Schweine. Unter anderem muss das Futter zum Großteil aus biologischen Quellen stammen und die Schweine haben beinah doppelt so viel Platz wie in konventioneller Haltung. Das Arge-Gentechnikfrei-Kontrollzeichen legt fest, dass die Schweine nur mit gentechnikfreiem Futter versorgt wurden. Neben diesen Gütesiegeln gibt es noch diverse Tierwohlprogramme (Labels), deren Richtlinien über die gesetzlichen Tierwohl-Standards hinausgehen. Die beste Orientierungshilfe wäre jedoch eine durchgängige Kennzeichnung auf allen Fleischprodukten und verarbeiteten Lebensmitteln. Und wer es bis zu deren Umsetzung wirklich wissen will, fragt am besten nach.