Was wir einen Schönheitschirurgen immer schon mal fragen wollten
Übung macht den Meister. Gilt das eigentlich auch für einen Schönheitschirurgen? Definitiv, findet Markus Wiplinger. Und spricht damit aus Erfahrung. Technische Ausbildung an einer HTL („Plastische Chirurgie ist Ästhetik und Technik“), Facharztausbildung bei einem renommierten Plastischen Chirurgen und schließlich seit zehn Jahren unzählige Eingriffe im Krankenhaus – ohne all diese Schritte würde er heute nicht zu den Spezialisten in der Schönheitschirurgie zählen. Sein Markenzeichen: natürliche Schönheit. Die bietet er nun auch seit zwei Jahren in seiner eigenen Ordination in Leonding bei Linz an. Wir fragen ihn Löcher in den Bauch. Kein Problem, er kann diese Löcher ja wieder nähen, falls sie ihn stören.
Warum bist du Schönheitschirurg geworden?
Markus Wiplinger: Das Ästhetische, das Formgebende hat mich immer schon sehr interessiert. Vor allem auch im Gesicht – weil es recht komplex ist und man hier immer die Herausforderung meistern möchte, dass es zu möglichst kurzen Ausfallzeiten kommt.
Mit welchen Ausfallzeiten muss man denn rechnen?
Markus Wiplinger: Sowohl bei minimalinvasiven als auch bei ausgeweiteten chirurgischen Methoden kann es zu kürzeren Ausfallzeiten kommen. Zunächst definiert man ein Ziel und dann entscheidet man, ob man sich in mehreren kleinen Schritten mit jeweils sehr kurzer Ausfallzeit von ein bis zwei Tagen an das Ziel herantastet oder ob es vielleicht besser ist, einen großen Eingriff zu machen und damit einmalig eine etwas längere Ausfallzeit zu haben.
Wie definiert man dieses Ziel –kommt man da mit einem Bild und sagt: „So würde ich gern aussehen, solche Wangenknochen oder so eine Nase möchte ich haben!“?
Markus Wiplinger: Ich mag das tatsächlich ganz gerne, wenn jemand mit einer konkreten Vorstellung, zum Beispiel mit Bildern, kommt. Das ist zwar ein kontrovers diskutiertes Thema in der Kollegenschaft, weil es natürlich schwierig ist, wenn die Patientin oder der Patient ganz ein anderer Typ ist als die Person auf dem Bild. Aber mit einem Bild kann man sehr klar und transparent erklären, was davon möglich ist und was man vielleicht nicht verändern kann. Und ich mache auch gern Simulationen mit einer speziellen Software, vor allem bei der Nasenchirurgie. Das gibt beiden Seiten die Gewissheit, dass wir auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Oft lässt sich dabei auch gut erkennen, wie die Proportionen am besten zusammenpassen.
Was ist der häufigste Wunsch, den du in deiner Ordination hörst?
Markus Wiplinger: Der häufigste Wunsch ist, frischer und erholter auszusehen.
Mit welcher Methode gelingt das?
Markus Wiplinger: Das ist sehr individuell. Wenn man hier mit kleinen Eingriffen wie Botox oder Fillern nicht mehr ans Ziel kommt, kann ein chirurgischer Eingriff zielführend sein. Häufig liegt das Problem im Hautüberschuss – diesen mit Fillern oder muskelhemmenden Methoden im Gesicht zu behandeln, könnte sogar eine Verschlechterung bringen. Dann ist die Lösung, den Hautüberschuss zu entfernen, und nicht, die Haut aufzudehnen. Daher ist es immer wichtig, individuell zu entscheiden, welche Methode wann richtig eingesetzt wird.
Mit „Hautüberschuss entfernen“ meinst du ein Facelifting? Dabei bleiben aber Narben, oder?
Markus Wiplinger: Beim Facelift wird überschüssige Haut chirurgisch entfernt. Die Schnittführung setzt man aber natürlich möglichst so, dass die Narbe nicht sichtbar ist. Und es gibt auch Liftingmethoden, bei denen man überhaupt keinen Schnitt sieht. Der Begriff Facelift ist der bekannteste, aber es gibt auch Temporallifting – das heißt ein Schläfen-, Stirn- oder Halslift. Das sind Mini-Facelifts, wo man ganz kurze Ausfallzeiten hat und mit einer Umverteilung des Volumens im Gesicht sehr viel erreichen kann.
Und dann denken sich aber alle: „Die hat was an sich machen lassen!“ – oder fällt das gar nicht so sehr auf?
Markus Wiplinger: Bei sehr vielen Patienten habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie danach einfach ein harmonischeres Erscheinungsbild haben – sie sehen erholter, frischer und von den Gesichtsproportionen her eben harmonischer aus. Natürlich wird man dann auch mal darauf angesprochen, aber das kann jeder selbst entscheiden, wie offen man darüber im Umfeld spricht. Gestern hatte ich wieder einen Patienten, der nach einer Nasen-OP von einigen sehr positiv darauf angesprochen wurde und der selbst beim Blick in den Spiegel so glücklich ist, dass er sich sofort daran gewöhnt hat und gar nicht mehr an sein früheres Äußeres denken möchte. Die meisten sagen, wenn sie dieses positive Gefühl schon vorher erahnt hätten, hätten sie sich schon früher für den Eingriff entschieden.
Ist es nach wie vor ein Tabuthema, zum Schönheitschirurgen zu gehen, oder wird immer offener darüber gesprochen?
Markus Wiplinger: Ja, auf jeden Fall – es wird immer offener darüber gesprochen, gerade im Freundeskreis. Und dann freut es mich natürlich sehr, wenn Patientinnen und Patienten aufgrund persönlicher Empfehlungen zu mir kommen. Zum Plastischen Chirurgen zu gehen, ist etwas sehr Persönliches, da ist es schon extrem wichtig, jemanden auszuwählen, dem man vertrauen kann.
Ganz ehrlich: Was machst du, wenn jemand eine Veränderung wünscht und du dir denkst: „Um Gottes Willen, das würde ja fürchterlich aussehen!“?
Markus Wiplinger: Meistens ist es so, dass wir uns recht detailliert damit auseinandersetzen, was wir erreichen wollen und mit welcher Technik klar gut passende Proportionen erreicht werden können. Wenn nun zum Beispiel jemand eine Lippenvergrößerung wünscht, die nicht gut zu den Gesichtsproportionen passt, dann bremse ich auch mal gern. Wobei ich schon das Gefühl habe, dass sich jeder Patient seinen Behandler nach seinem Stil aussucht. Und ich merke, zu mir kommen zu 99 Prozent die Patienten, die genau das wünschen, was ich gerne anbiete – die natürliche Schönheit; harmonisches, frisches Aussehen.
Was hat sich in der Schönheitschirurgie in den letzten fünf bis zehn Jahren groß verändert?
Markus Wiplinger: Die Vielfalt an Methoden, aus der man schöpfen kann, ist enorm gewachsen. Und es kommen immer wieder neue Methoden dazu. Die muss man dann auch wieder bewerten und daraufhin prüfen, wie sie sich in Sachen Sicherheit und Nachhaltigkeit etablieren. Als etwa die Hyaluronsäurefiller gekommen sind, war das zunächst mal super. Damit kann man Volumen im Gesicht applizieren. Doch wenn man dann mit einem Trend übertreibt, weil man wissen möchte, was alles möglich ist, dann wird auch schnell mal zu viel davon angewendet – an den Wangen oder an den Lippen zum Beispiel.
Und was ist nun vom Hyaluronfiller-Trend übrig geblieben?
Markus Wiplinger: Es wird nicht mehr jede Falte mit Volumen aufgedehnt. Man kann sich das wie bei einem Luftballon vorstellen, bei dem ein bisschen Luft ausgegangen ist. Wenn ich ihn wieder zur Ursprungsform aufblase, hat er ein schönes Äußeres. Aber wenn ich ihn übermäßig aufblase, entsteht eine unnatürlich pralle Form. Wenn man eine Methode übertrieben anwendet, dann wird das Ergebnis auf lange Sicht schlechter als vorher.
Angenommen, eine Frau Mitte 40 kommt zu dir in die Ordination und wünscht sich, die Zeit ein bisschen zurückzudrehen. Wie läuft der erste Beratungstermin ab?
Markus Wiplinger: Zuerst gebe ich in der Regel einen kurzen Überblick über das ganze Spektrum an Möglichkeiten und erkläre, welche für die Patientin sinnvoll sein könnten. Es kann sein, dass jemand mit 40 kommt und ein Problem mit Hautüberschuss im Gesicht hat. Dann kann auch mit 40 ein Facelift schon die richtige Lösung zur Entfernung von Falten und Hautüberschuss sein. Wenn das Problem aber nicht im Hautüberschuss liegt, sondern vielleicht in einer dünnen Haut oder in einem asymmetrischen oder unharmonischen Gesicht, weil gewisse Merkmale stark über- oder unterrepräsentiert sind, dann ist es mit sanften Methoden meist leichter, ein schönes Ergebnis zu erzielen.
Was, wenn die Patientin oder der Patient nach der Behandlung feststellt: „Das gefällt mir nicht“?
Markus Wiplinger: In der Regel kommt das selten vor. Jedenfalls wäre es in so einem Fall wichtig, ein offenes Ohr für den Patienten zu haben und gemeinsam zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen.
Welcher Risiken muss man sich bewusst sein?
Markus Wiplinger: Bei plastisch- chirurgischen Eingriffen, die eine Narkose erfordern, muss man natürlich abklären, ob der Patient für eine Narkose tauglich ist. Und wenn es diesbezüglich für einen kosmetischen Eingriff irgendwelche Zweifel gibt und die Gefahr besteht, dass ein allgemeiner gesundheitlicher Schaden entstehen könnte, weil etwa bestimmte Organe nicht so gut funktionieren, dann ist meine Meinung, dass man vor nicht zwingend erforderlichen Eingriffen Abstand nehmen sollte. Die anderen Risiken gehen eher in die Richtung, ob man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Oder das Risiko, dass man ein, zwei Urlaubstage mehr braucht, weil man nicht sofort wieder einsatzfähig ist. Und falls es nach einer Operation zu einer Entzündung kommen sollte, braucht man Antibiotikum. All diese Risiken bespricht man im Vorhinein, sodass man für den Fall vorbereitet ist.
Aber gibt es nicht auch die Gefahr, dass ein Gesichtsnerv beschädigt wird?
Markus Wiplinger: Diese Gefahr ist grundsätzlich gegeben. Es ist sehr wichtig einen erfahrenen Plastischen Chirurgen in der Gesichtschirurgie zu wählen. Deshalb habe ich mir in den Jahren gezielt viel Expertise in der Gesichtschirurgie angeeignet um unerwünschte Komplikationen zu minimieren und das ästhetische Optimum zu erreichen.
Wie hast du diese Expertise gesammelt?
Markus Wiplinger: Ich hatte schon zu Beginn meiner fachärztlichen Ausbildung großes Glück, als ich in einer Salzburger Privatklinik bei einem sehr renommierten Plastischen Chirurgen Assistenzarzt war. Er ist bekannt für Facelifting und ich durfte bei allen Eingriff en assistieren. Und dann habe ich natürlich seit 2015 am sehr operativ ausgelegten Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern ein sehr breites Spektrum erlebt. In meiner jetzigen Funktion als Oberarzt leite ich die Plastische Nasenchirurgie. Wir operieren laufend Tumore im Gesicht, machen Rekonstruktionen im Gesicht, können auch Gesichtsnerven motorisch ersetzen. Das alles hilft natürlich auch beim Facelifting extrem. Erst wenn man all diese Eingriffe sehr, sehr oft gemacht hat, werden sie zur Routine.
Gilt das Sprichwort „Übung macht den Meister“ auch bei Schönheitschirurgen?
Markus Wiplinger: In jedem Fall! Die Schönheitschirurgie ist für mich ganz klar ein Handwerk. Und das muss man sehr, sehr gut lernen. Wenn man Eingriffe häufi g macht, werden sie zur Routine. Und je komplexer der Eingriff ist, desto höher ist die Fallzahl, die man für Routine braucht. Insofern sind die Erfahrung und Fallzahl, gerade in der Plastischen Chirurgie, ganz, ganz wichtig.
Letzte Frage, versprochen. Aber die muss sein: Führst du an dir selbst Eingriffe durch?
Markus Wiplinger: Manche Behandlungen kann ich tatsächlich an mir selbst durchführen – Botox oder kleine Filler zum Beispiel. Nicht, weil ich meinen Kollegen nicht vertrauen würde, aber für diese minimalinvasiven Eingriffe stelle ich mich einfach vor den Spiegel – da ist nur die Herausforderung, dass ich mich dann spiegelverkehrt bewegen muss._
Redaktion
- Susanna Winkelhofer
Fotos
Celine Marie