Was ich meinen CHEF schon immer mal fragen wollte …
Was passiert, wenn man seinen Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, ihrer Führungsperson jede x-beliebige Frage zu stellen? Roger Hafenscherer, Geschäftsführer von Sirocco Luft- und Umwelttechnik, stellt sich unserem Experiment und beantwortet spontan alle Fragen seiner Mitarbeiter, ohne sie davor gelesen zu haben.
Kannst du mir mehr über die langfristigen Ziele des Unternehmens erzählen? Was sind die größten Herausforderungen, denen das Unternehmen derzeit gegenübersteht?
Andreas Brunner, Spartenleiter
Roger Hafenscherer: Das langfristige Ziel ist, mit der gesamten Schako Group, zu der Sirocco gehört, zu wachsen. Die größte Herausforderung, vor der das Unternehmen derzeit steht, ist, ein zusätzliches Produkt zu generieren. Mein persönliches Ziel wäre, reine Kubikmeter Luft zu verkaufen wie auf einer Leasingbasis. Jemand baut beispielsweise eine neue Halle, wir stellen die saubere Luft dafür zur Verfügung, die gewartet wird, und verlangen dafür einen monatlichen Betrag.
Wo siehst du dich und Sirocco in fünf Jahren?
Martin Harasek, Projektleiter
Roger Hafenscherer: Ich sehe Sirocco noch mehr in die Schako Group integriert. Im Moment gibt es sieben Unterfirmen, diese sollen noch enger verknüpft werden. Ich sehe mich natürlich als Teil der Gruppe.
Wie motivierst du die Mitarbeitenden der Generation X, ihre Qualitäten wie Unabhängigkeit, Loyalität und harte Arbeit beizubehalten und gleichzeitig die positiven Eigenschaften der Generation Z anzunehmen und in ihre Arbeit einfließen zu lassen?
Ana Godec, Beschaffung und Verwaltung
Roger Hafenscherer: Man darf die Umgebung, die die Generation X gewohnt ist, auf keinen Fall abschaffen. Aber ich muss dafür sorgen, dass zum Beispiel die Digitalisierung für beide Generationen so gestaltet ist, dass sie gut miteinander kommunizieren können. Ich denke, es geht nicht um eine Änderung, sondern um eine Angleichung, und das funktioniert nur, indem man vieles ausprobiert. Es braucht von beiden Seiten Offenheit und Lernbereitschaft.
Welche Strategien verwendest du, um dein Team zu motivieren und die Leistung zu steigern? Wie misst du Erfolg?
Gregor Wulkersdorfer, Konstruktionsleiter, und Alexandra Böhm, Auftragsabwicklung, Einkauf, Logistik
Roger Hafenscherer: Erstens versuche ich die intrinsische Motivation von Mitarbeitenden anzusprechen, zweitens setze ich natürlich finanzielle Anreize wie Bonussysteme für die gesamte Belegschaft, die am Erfolg des Unternehmens partizipiert. Drittens gebe ich mir Mühe, auf einer persönlichen Ebene gut mit allen auszukommen. Erfolg messe ich nicht über klassische KPIs, sondern über folgendes Motto: Keep the people informed, innovated, involved and interested. Schlussendlich soll dann eine positive Zahl rauskommen.
Wie wichtig ist dir das Fachwissen und die Erfahrung der Mitarbeitenden?
Claudia Pollek, Auftragsabwicklung, Einkauf, Logistik
Roger Hafenscherer: Da muss man unterscheiden, von welchem Bereich man spricht. Im technischen Bereich ist es ein Muss, denn es dauert sehr lange, technisches Wissen aufzubauen. In der Administration kann man sich relativ rasch Dinge aneignen, auch wenn man noch wenig Erfahrung hat.
Was ist interessanter und anspruchsvoller: ein großes Unternehmen zu führen oder eine kleine Firma? Und was ist für dich der Unterschied zwischen beiden?
Georg Pruckmayer, Spartenleiter, und Andreas Karasek, Spartenleiter
Roger Hafenscherer: Ein großes Unternehmen ist aus dem Grund spannender, weil ich stärker strategisch arbeiten kann und das Operative mehr abgeben kann. Das ist der Unterschied und einer der Gründe, warum wir Sirocco noch stärker in die Gruppe integrieren wollen.
Wie können KI-Technologien in unsere Arbeitsläufe integriert werden, um die Effizienz zu steigern, und gleichzeitig unsere menschlichen Fähigkeiten und Kreativität weiterhin eine wesentliche Rolle spielen?
Petar Miletic, IT/EDV
Roger Hafenscherer: Um die Künstliche Intelligenz integrieren zu können, sollte man schon eine sehr gute Datenbasis haben. Dazu benötige ich kreative Menschen im Hintergrund, die diese Daten bereitstellen. Allerdings denke ich schon, dass KI Teile vom Personal ersetzen wird. Das ist die Realität.
Wie kann man eine Führungskraft werden?
Herbert Jung, Director Business
Roger Hafenscherer: Man braucht eine solide Ausbildung, den Willen dazu und man muss gut mit Menschen auskommen.
Gibt es eine „verrückte“ Idee, die du schon immer im Unternehmen umsetzen wolltest? Was ist das ungewöhnlichste Feedback, das du je erhalten hast, und was hast du daraus gelernt?
Viktor Vavrik, Projektleiter
Roger Hafenscherer: In diesem Unternehmen noch nicht. (lacht) Das ungewöhnlichste Feedback war noch in der HTL-Zeit, als mir ein Lehrer gesagt hat: „Roger, aus dir wird nie was werden.“ Einfach weil mich das Lernen nicht interessiert hat. Gelernt habe ich daraus, dass man sich wirklich reinhängen und arbeiten muss, wenn man es zu etwas bringen will.
Welche Personen sind deine größten Vorbilder und auf welche Weise haben sie dich motiviert?
Martin Dobrota, Projektleiter
Roger Hafenscherer: Im Sportlichen sind es sicher Michael Jordan und Kobe Bryant, die Weltstars sind. Aber kaum jemand weiß, dass Kobe Bryant jeden Tag um vier Uhr aufgestanden ist und schon trainiert hat, während alle anderen geschlafen haben. Das zeigt, wie viel harte Arbeit im Hintergrund notwendig ist. Im Beruflichen bewundere ich Leute, die eloquent sind und gute Bücher schreiben können. Aus ihren Worten schöpfe ich wiederum Kraft.
Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Selbst geben, basierend auf deinen Erfahrungen und allem, was du bisher gelernt hast?
Predrag Grekulovic, Konstrukteur
Roger Hafenscherer: Sich bei der Beantwortung von E-Mails vielleicht ein, zwei Tage Zeit zu lassen, wenn sie wichtig sind, und nicht gleich schnell oder emotional zu reagieren. Und die Dinge nicht immer aus einer persönlichen Sicht zu sehen, sondern aus der Firmen- beziehungsweise Fernsicht.
Welches berufliche Erlebnis hat dich am stärksten geprägt?
Lazar Gagic, Konstrukteur
Roger Hafenscherer: Die Projektleitungen in der Anfangsphase meiner Berufslaufbahn. Denn ich glaube, das ist die Crème de la Crème. Du musst bereit sein, Leute zu führen, das Projekt sowohl kaufmännisch als auch technisch voranbringen und du arbeitest mit vollem Einsatz, oft viel mehr Stunden als andere.
Wenn du gezwungen wärst, eine bestimmte Position in einem beliebigen Unternehmen und an jedem beliebigen Ort der Welt einzunehmen, und dort bis zum Ende deiner beruflichen Laufbahn verweilen müsstest, was würdest du wählen?
Dzmitry Pashkouski, Projektleiter
Roger Hafenscherer: Ich würde nach Thailand gehen und dort in einem Unternehmen als CEO oder Projektleiter arbeiten und das tun, was ich am besten kann: reden und managen. Warum Thailand? Die Leute sind nett, das Essen ist gut und ich bin gern im Warmen. Das würde ich nicht nur bis zum Ende meiner Berufslaufbahn aushalten, sondern dort bliebe ich sogar noch in der Pension.
Redaktion
- Melanie Kashofer
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