Treffpunkt Industrie
„Wenn Sie in einer Bäckerei ein neues Gebäck sehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es von uns stammt“, sagt Peter Augendopler, Eigentümer des Backgrundstoffherstellers Backaldrin bei der Vorstellung seiner Firma zu Beginn der Veranstaltung. Backaldrin produziert in sieben Länder. Das Unternehmen mit Sitz in Asten beliefert rund 30.000 Kunden in 112 Ländern.
„Wir haben Hochkonjunktur, das einzige Problem ist der Fachkräftemangel“, beginnt IV OÖ-Präsident Axel Greiner sein Impulsstatement über die aktuelle Wirtschaftslage.
Die Regierung der Großen Koalition habe sich in den vergangenen zehn Jahren gegenseitig zubetoniert. „Jetzt wird der Beton langsam, aber sicher, aufgebrochen“, lobt Greiner die aktuelle schwarz-blaue Regierung. Er sieht – Stichwort neues Arbeitszeitgesetz – eine Modernisierung des Arbeitsrechts.
Themen wie Digitalisierung und genug Budget vom Bund für die Johannes Kepler Universität (JKU) zu bekommen, nennt Greiner als zwei Aufgaben für Markus Achleitner, dem Nachfolger von LH-Stv. und Wirtschaftsreferent Michael Strugl, der im Dezember in den Verbund-Vorstand wechselt.
Bürokratie, Arbeitszeit ist nicht flexibel genug, Fachkräftemangel – diese drei Punkte hemmen den Wirtschaftsstandort laut LH-Stv. und Wirtschaftsreferent Michael Strugl. Bei der Arbeitszeit und der Bürokratie würden die ersten Schritte gesetzt werden. Mit dem Fachkräftemangel werde überall gekämpft. „Im Silicon Valley haben sie den selben Fachkräftemangel“, spricht Strugl von seinem Aufenthalt im Sommer in den USA.
„Woher sollen wir die Fachkräfte nehmen?“, fragt Strugl und nennt zwei Möglichkeiten. Erstens: Die eigene Erwerbsbevölkerung. Es müsse gelingen, mehr Fachkräfte zu qualifizieren, als es derzeit stattfindet – besonders bei jungen Menschen, Frauen, Migranten und man müsse schauen, dass Menschen länger im Arbeitsprozess bleiben. Zweitens: Zuwanderer.
Der Fachkräftemangel sei ein internationales Problem und dementsprechend würden alle sehr ambitioniert werben. Wir hätten erst sehr spät damit begonnen einzusehen, dass wir Zuwanderung brauchen. „Wir haben lange darüber diskutiert, ob wir überhaupt wollen, dass jemand zu uns kommt“, sagt Strugl.
„Wir haben eine sehr positive Geschäftsentwicklung, aber bereiten uns schon auf Plan B und C vor, wenn es wieder einmal in die andere Richtung geht“, sagt Marco Gattringer-Ebner von der Firma Lenze Operations Austria über die aktuelle Geschäftsentwicklung. Für einen möglichen Brexit gehe man gerade verschiedene Szenarien durch, um dann gerüstet zu sein.
„Der Brexit ist nichts, was aus heutiger Sicht noch einmal abgesagt wird“, spricht Greiner über Gespräche mit Experten bei einer kürzlichen England-Reise und widerspricht damit teilweise anderweitigen Stimmen außerhalb Englands.
„Es wäre sehr nett, wenn Kinder rechnen könnten, wenn sie aus der Schule kommen“, sieht Augendopler ein großes Manko bei jungen Lehrlingen.
Auf die Frage nach den Wünschen, damit sich die Industrie weiterhin so gut entwickeln kann, nennt LH-Stv. Strugl mehr Tarifautonomie und eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit: „Da gibt es noch Möglichkeiten.“ Gattringer-Ebner nennt die Weiterentwicklung auf europäischer Ebene der Technologien für Digitalisierung und Autonomisierung.
Beim Thema „Industrie 4.0“ und der Implementierung digitaler Technologien ist Oberösterreich laut Strugl europaweit auf Platz 4: „In kaum einem anderen Land sind die Unternehmen so weit. Um weiter vorne zu bleiben brauche es nun einen zügigen Ausbau der Infrastruktur und eine Offensive in der Qualifizierung.
Brotmuseum „Paneum“
Der Backwarenproduzent und Erfinder des Kornspitzes Backaldrin eröffnet im Herbst 2017 am Firmensitz in Asten das österreichweit erste Brotmuseum – „Paneum – Wunderkammer des Brotes“ . Backaldrin-Eigentümer Peter Augendopler sammelte die Exponate in den vergangenen 30 Jahren. Das erste Stück steigerte Augendopler im Dorotheum in Wien. Im Laufe der Jahre ist er dann vom „aktiv Schauenden zum Suchenden geworden“, erzählt Augendopler bei einem Rundgang durch das vom renommierten Architekt Wolf D. Prix von Coop Himmelblau geplante und weithin sichtbare Gebäude in Form einer Wolke.
Alle Ausstellungsstücke drehen sich „rund ums Brot“. Es geht vorbei an Gemälden, Zunftgeräten, Folterinstrumente für Bäcker im Mittelalter, Meissener Porzellan, chinesische Getreidespeicher, ägyptische Kornmumien und vielen mehr. Man wolle die Leute dazu bringen, „ein bisschen über Brot nachzudenken“.