Mehr als nur ein Job: Unternehmenskultur als USP
Rund 36 Stunden arbeiteten die Österreicher:innen vergangenes Jahr im Schnitt pro Woche. Berücksichtigt man nur die Vollzeiterwerbstätigen, waren es sogar fast 42 Stunden wöchentlich. So viel steht fest: Die Arbeit nimmt einen nicht unwesentlichen Teil unseres Lebens ein. Für viele ein Grund, darin mehr als nur einen Job zu sehen. „Die Corona-Krise, der Klimawandel und nun noch der Krieg in Reichweite – das lässt Menschen nicht kalt. Der Anspruch, die eigene Lebenszeit sinnerfüllt zu gestalten, wächst – auch im Beruf“, erklärt Doris Palz, Managing Director von Great Place to Work Österreich.
Eine Frage der Kultur
Wie zeitgemäß das Konzept der Work-Life-Balance noch ist, ist fraglich. Wer acht Stunden täglich in der Arbeit verbringt, widmet dieser wochentags immerhin ein Drittel seiner Zeit und somit auch seines Lebens. Es geht weniger darum, irgendwie das Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu halten. Sondern vielmehr darum, beide so in Einklang zu bringen, dass sie gemeinsam für eine angenehme, positive (Lebens-)zeit sorgen. Zwei Aspekte sind hierbei zentral: die Unternehmenskultur und das Warum.
Letzteres kann dabei viele Formen annehmen und wird natürlich auch subjektiv wahrgenommen. Entscheidend sei den Expert:innen zufolge bei der Sinnhaftigkeit, Mitarbeitenden das Gefühl zu geben, dass sie selbst einen Unterschied machen. Wie die Studie belegt, würden 85 Prozent der Befragten aus den von Great Place To Work zertifizierten Unternehmen ihre Arbeitgeber:innen weiterempfehlen. Für Österreich ist das regelrecht ungewöhnlich, da in Europas Schlusslicht in diesem Ranking, im Schnitt gerade mal vier von zehn Erwerbstätige einen Sinn in der Ausübung ihrer Tätigkeit sehen. Im direkten Vergleich zeigt sich also erst das Potenzial, sich von der Konkurrenz bewusst abzuheben. Betriebe, denen dies gelingt, sollten das daher auch klar nach innen und außen transportieren, empfiehlt Palz. „Es ist ihr USP, um Mitarbeiter:innen zu binden und zu finden.“
Sich zudem mit der eigenen Firma und deren Werten identifizieren zu können, sorgt laut den Ergebnissen dafür, dass Angestellte sich bestätigt fühlen und stolz sind. Dabei spielen empathische Führungskräfte eine Schlüsselrolle. Sie helfen der Studie zufolge dabei, den Zusammenhang zwischen den eigenen Aufgaben oder Teamaufgaben und „dem großen Ganzen“ der Organisation zu begreifen. Gänzlich kulturbefreite Unternehmen gebe es dennoch nicht. „Sehr wohl aber solche, die sich darum noch nicht aktiv bemühen. Das ist schade, denn Kultur ist der Schmierstoff, der zum Erfolg beiträgt“, gibt Palz zu bedenken.
Unternehmen profitieren langfristig
Bis zu 50 Prozent mehr Zufriedenheit und Bereitschaft zur Weiterempfehlung unter Angestellten, ein um 43 Prozent gesteigertes Engagement sowie ein Drittel mehr Loyalität. Die Liste der Vorteile ist lang. Je attraktiver Jobs durch entsprechende Sinnhaftigkeit und eine gelebte Unternehmenskultur sind, desto eher werden die eigenen Angestellten zu „Markenbotschafter:innen“. Das verbessert nicht nur das interne Arbeitsklima, sondern auch die Außenwahrnehmung eines Betriebes. Somit entsteht für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Jackpot! Schließlich sind und bleiben Arbeitsverhältnisse am Ende des Tages ein Geben und Nehmen.