Hummer warnt: Existenz der Betriebe durch hohe Energiekosten gefährdet
Die große Verunsicherung bei der Energieversorgung, vor allem bei Gas gepaart mit explodierenden Energiepreisen, nach wie vor bestehende Materialengpässe und Lieferkettenprobleme – all das stellt uns aktuell vor große Herausforderungen. Damit Oberösterreich ein Land der Arbeit, der Wirtschaft und des Wohlstands bleibt, wurden im Rahmen des „OÖ. Standortdialogs 2022“ zentrale Herausforderungen und Maßnahmen diskutiert. Neben LH Thomas Stelzer, Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner und WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer waren bei dem Treffen auch Vertreter:innen der oberösterreichischen Leitbetriebe sowie Spitzen der Industriellenvereinigung Oberösterreich dabei.
Stelzer betonte die aktuell prekäre Lage: „Land und Standort stehen in der größten und komplexesten Herausforderung in der oberösterreichischen Nachkriegsgeschichte. Die aktuellen Entwicklungen bringen enorme Belastungen für die Menschen. Umso mehr müssen wir zielgerichtet unterstützen, wo Nöte bestehen.“
Die aktuellen Entwicklungen bringen enorme Belastungen für die Menschen
Thomas Stelzer (Landeshauptmann)
Insbesondere für die Wirtschaft beginnt sich die Situation immer weiter zuzuspitzen. Wegen der steigenden Energiekosten und aufgrund des Arbeitskräftemangels sehen sich die Unternehmen mit enormen Belastungen konfrontiert. Unterstützen will das Land mit dem Sonderkonjunkturpaket, dem Oberösterreich-Plan. Der Fokus liegt dabei auf Ausbildung, Qualifizierung und erneuerbarer Energie. „Unsere oberösterreichische Wirtschaft kann und muss auch auf Weltmärkten performen. Wenn wir wollen, dass sie international wettbewerbsfähig bleibt, muss sie auch die entsprechende Unterstützung bekommen“, so Stelzer.
Existenzbedrohung
Die OÖ. Wirtschaftskammerpräsidentin geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie betont, dass die Stimmung in der Wirtschaft zu kippen drohe und die explodierenden Energiepreise für tausende Unternehmen zu einer Existenzbedrohung geworden seien. Konkret sagt Hummer: „Von unseren Unternehmen bekommen wir tagtäglich beängstigende Rückmeldungen. Sollte es beim heutigen Sondertreffen der EU-Energieminister:innen zu keiner wirksamen europäischen Lösung kommen, müssen nationale Maßnahmen getroffen werden. Unsere Unternehmen brauchen eine Versorgungssicherheit und eine Preisgarantie.“
Um ein Beispiel zu nennen, das die dramatische Lage beschreibt. Dem Industrie- und Anlagenbauunternehmen AIM Technical Solutions GmbH in Timelkam, dessen Jahresbedarf 640 MWh Gas beträgt, hat der bisherige Versorger gekündigt. Andere Anbieter wollen wegen der hohen Jahresmenge keine Angebote legen — das Unternehmen hat ab 1. Jänner kommenden Jahres keinen Vertrag mehr.
Markus Achleitner sieht die Situation ähnlich: „Wir haben derzeit Preissituationen, die für die Betriebe, ob klein oder groß, nicht stemmbar sind. Ein fixierter Gaspreis der EU ist keine Option. Man muss subventionierend eingreifen, damit unsere Betriebe durch diese Krise kommen. Das muss sofort gemacht werden.“ Zudem appelliert der Wirtschaftslandesrat auch an die Landsleute, Energie zu sparen. Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde Strom spart auch Gas. Was viele nicht wissen: In Österreich wird ein Drittel des Gasverbrauchs für die Stromproduktion verwendet.
Eine der Kernfragen ist für den Landesrat aber auch, wie gut es Oberösterreich gelingt, Forschungsergebnisse in innovative Produkte und Dienstleistungen und damit letztlich in wirtschaftlichen Erfolg und Wertschöpfung zu verwandeln.
Zwei Leitprojekte, mit denen die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden soll, sind zum Beispiel „Hy2Market“ und die „Modellregion sustainable Plastics Solutions“. Bei ersterem geht es um die Schaffung einer Wasserstoff-Wertschöpfungskette in ganz Europa. Das andere ist eine Technologie-Roadmap mit dem Ziel, den Inhalt des gelben Sacks zu 100 Prozent kreislauffähig zu machen.
Es wird also schon einiges unternommen in Oberösterreich.