Die Genussmacher
Der vegetarische Revolutionär
Schweinsbraten mit Speckkraut oder Ofenkürbis mit Nusskruste? Burger mit Pommes
oder Bohnenbällchen mit Ratatouille? Österreichs erster und bislang einziger
vegetarischer Sternekoch Paul Ivi´c will keineswegs ein spaßfreier Prediger sein.
Er zeigt ohne Zeigefinger auf, wie genussvoll fleisch- und fischlose Küche sein kann.
Sowohl zum Essen als auch zum Kochen. Und das tut er in seinen TIAN-Restaurants in
Wien und München sowie auch in seinem neuen Kochbuch mit dem Titel „Vegetarisch“.
Wir sind im Himmel. Im Restaurant TIAN in der Wiener Himmelpfortgasse – und TIAN bedeutet auf Chinesisch Himmel. Wobei das nicht die einzige Bedeutung ist: Im Französischen versteht man darunter einen vegetarischen Eintopf. Das passt natürlich perfekt, immerhin ist es ein rein vegetarisches Sternerestaurant. Und in Tirol meint man mit „tian“ tun und anpacken. Genau dort kommt er her, der kulinarische Visionär und Geschäftsführer des TIAN, Paul Ivić. Wir treffen ihn an einem regnerischen, kalten Nachmittag im Restaurant bei einem Espresso. Den trinkt er auf nüchternen Magen, denn Zeit zum Essen war heute noch nicht. Das Mitarbeiteressen beginnt wie jeden Tag um 16 Uhr, dazu wird er allerdings zu spät kommen. Er hat einiges zu erzählen. Über seinen eigenen Weg hin zur vorwiegend pflanzlichen Ernährung. Und darüber, warum er seine Restaurants heute ganz anders führt als früher.
Man bezeichnet dich gerne als Revolutionär der vegetarischen Küche. Du hast als Erster bewiesen, dass man sich mehrere Hauben und einen Stern auch ohne Fleisch verdienen kann. Doch wie weit ist die Revolution der vegetarischen Ernährung generell in Österreich fortgeschritten? 2007 waren es 66,8 Kilo Fleisch, die pro Kopf verspeist wurden, 2023 waren es immerhin etwas weniger: 57,6 Kilo. Wie wird sich das, denkst du, in den nächsten zehn Jahren entwickeln?
Paul Ivić: Meine Hoffnung ist, dass wir eine wesentlich bessere Balance bei unserem Fleischkonsum finden. Wir müssen den Fleisch- und Fischkonsum deutlich reduzieren, wir müssen auch die industriell gefertigten Lebensmittel deutlich reduzieren. Denn unser Einkaufs- und Essverhalten haben einen starken Einfluss auf unsere Ökologie, Ökonomie, auf unser Sozialverhalten und auch auf unsere Gesundheit. 96 Prozent unseres Fleischkonsums kommen aus der Massentierhaltung. Sprich, wir konsumieren kranke Tiere. Und ein krankes Tier kann deiner Gesundheit nichts Gutes tun. Dabei entstehen massive Umweltschäden durch Überdüngung, durch Rodung der Wälder, Überfischung … Wenn wir weiterhin die Natur so schädigen, hat nicht die Erde ein Problem, sondern wir haben ein Problem. Wir brauchen gesunde Böden, also Biodiversität, weil sie uns ein gutes Leben schenkt. Wir müssen dabei auf nichts verzichten, denn Nachhaltigkeit hat für mich nichts mit Verzicht zu tun, sondern steigert die Lebensqualität für alle.
In deinem neuen Kochbuch „Vegetarisch“ schreibst du, dass wir alle ein klein wenig dazu beitragen könnten, unser Umfeld lebenswert zu erhalten. Wie kann dieser Beitrag im Alltag aussehen?
Paul Ivić: Wir müssen einfach gewisse Dinge, die ohnehin schädlich für uns sind, reduzieren. Ich glaube, das fällt einem eigentlich nicht schwer. Ich kann da gerne von mir als Beispiel reden: Mein Fleischkonsum ist in den Spitzenjahren bei 120 Kilo gelegen. Und ich habe das auf sieben bis zehn Kilo pro Jahr reduziert.
Was hat sich dadurch für dich verändert?
Paul Ivić: Mir geht es wesentlich besser! Mein ganzer Körper fühlt sich angenehmer an. Und wenn ich Fleisch oder Fisch esse, dann in bester Qualität. Schaffe ich es zu 100 Prozent, dass immer alles einwandfrei ist? Nein, das glaube ich nicht. Das muss auch kein zwingendes Ziel sein, weil ich der Überzeugung bin: Wenn jeder von uns 20 bis 25 Prozent seines Lebensstils verändert, erreichen wir wesentlich mehr, als wenn ein Einzelner 100 Prozent richtig macht. Und das kannst du auch ganz leicht in dein Leben integrieren – jeden Tag ein Step mehr. Und das Schöne daran ist: Je mehr Erfahrung du sammelst, desto mehr Freude macht es, wieder den nächsten Schritt zu gehen.
War es anfangs schwer für dich, den Fleischkonsum zu reduzieren?
Paul Ivić: Definitiv. Weil ich einfach ein Gewohnheitstier war. Fällt es mir heutzutage schwer? Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich jeden Tag auf das Essen, das wir hier bekommen. Das können einfach gekochte Kartoffeln sein. Und was hat dich dazu gebracht, den ersten Schritt zu tun? Paul Ivić: Ich bin eher dazu gezwungen worden. Die Worte meines Arztes waren: „Wenn du so weitermachst, sehe ich dich im besten Fall in drei Monaten auf meinem OP-Tisch.“ Und so habe ich über viele Dinge nachgedacht und mich sehr damit beschäftigt, wie die Wirkungsweise der Ernährung auf den Körper ist. Ich hab auch überlegt, in welchem System ich drinnen bin. Und das war ein brutales System! Kurz gesagt, mir waren meine Gäste egal, mir waren Produzenten und Produzentinnen egal, mir war die Qualität der Lebensmittel egal, ich war mir selber egal. Das Einzige, das mich interessiert hat, war die Profitmaximierung. Und da wollte ich wieder raus. Das war die beste Entscheidung, die ich jemals für mich selbst getroffen habe. Heute habe ich Freude und sehe einen Sinn bei meiner Arbeit. Ich esse gut, mir geht es gut, es hat sich alles zum Guten verbessert, nur weil ich alte Gewohnheiten abgelegt habe – dazu zählt natürlich auch die Ernährung.
Du bist in Österreich der erste und einzige vegetarische Sternekoch. Ab 2025 gibt es die Möglichkeit, dass man eine vegane, vegetarische Kochlehre macht. Endlich?
Paul Ivić: Ich finde es total wichtig, dass Österreich diesen Schritt geht. Wir sind ein Tourismusland, die Nachfrage nach veganem und vegetarischem Essen steigt stetig, der Bedarf ist da. Je besser ausgebildet unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in dem Bereich sind, umso zufriedener sind unsere Gäste. Ich verstehe nicht, warum man sich dessen verschließt oder warum einige behaupten, das seien dann halbfertige Köche und Köchinnen. Nach der Lehre bist du generell kein fertiger Koch. Ich bin seit 30 Jahren in dieser Branche tätig, aber ich würde nicht behaupten, dass ich ein fertiger Koch bin – weil das Spektrum in der Kulinarik riesengroß ist. Diese Lehre ist eine riesengroße Chance, die müssen wir nutzen. Ich bin der Überzeugung, sobald der Michelin österreichweit zurück ist, werden wir nicht mehr die Einzigen in Österreich sein, die einen Stern haben, sondern es werden mehr werden und das ist gut so. Wir haben zum Glück hier sehr viele gute Gastronomen, die die Wertschöpfungskette in Österreich haben, die eine starke innere Haltung leben. Genau diese Leute brauchen wir!
Also keine Angst vor Konkurrenz, sondern Zusammenhalt in der Branche?
Paul Ivić: Ich denke schon, dass der Zusammenhalt in den letzten Jahren größer geworden ist. Ich habe lieber Topbetriebe als Mitbewerber – ich mag einfach Betriebe, wo ich selber essen gehen kann, weil sie bewusst hervorragende Qualität einkaufen, ihr Team wertschätzend und gut behandeln, da ich mich auch wohlfühlen möchte. Und alle, die eben das Zeugs einkaufen, wie ich das früher gemacht habe, die Betriebe brauchen wir nicht. Die sind echt schädlich. Ich habe Tonnen von Fleisch aus der Massentierhaltung gekauft – kranke Tiere, die mit Antibiotika und Hormonen nur so vollgepumpt sind. Heute haben wir ein Riesenthema mit Antibiotikaresistenz. Warum? Weil Antibiotika in unserem Grundwasser und in unserem Essen sind. Und da sind tausende Kilo Zuchtlachs und Garnelen, die wahrscheinlich in mehr Chemikalien als Wasser geschwommen sind. Wenn ihr Lachs esst, denkt daran, ihr verzehrt den giftigsten Fisch weltweit. Das ist kein Lebensmittel mehr, das ist einfach nur Gift. Und wer Obst oder Gemüse mit Pestiziden isst, muss sich bewusst sein, dass man das nicht runterwaschen kann – das Gift ist in der Frucht drinnen. Ist der Boden einmal vergiftet, kann nichts Gutes daraus wachsen. Deswegen freut es mich wahnsinnig, wenn es viele Restaurants, Hotels, Kantinen gibt, die weiterdenken.
Was überrascht viele Gäste, die zum ersten Mal hier zu Gast sind, für die ein Stück Fleisch oder Fisch eigentlich der Hauptakt eines Menüs sind?
Paul Ivić: Sie sind meistens überrascht von der Komplexität und der Geschmacksintensität unserer Gerichte. Und sie sind auch sehr erfreut. Mittlerweile glaube ich auch, dass wir in den letzten zehn Jahren wirklich einen guten Beitrag geleistet haben, dass vegetarische und vegane Ernährung anders gesehen wird in der Gesellschaft. Wir haben aufgezeigt, wie super Gemüse schmecken kann. Viele Gäste fragen dann: „Boah, was ist euer Geheimnis, dass der Brokkoli so gut schmeckt?“ Wir haben aber kein Geheimnis, wir haben außerordentlich gute Produzenten und Produzentinnen. Bei deren Lebensmitteln brauchst du nichts mit Aromen oder sonst irgendetwas manipulieren, du kannst sie eigentlich fast natürlich servieren.
Gibt es Produkte, mit denen du besonders gerne arbeitest, die aber noch zu wenig Beachtung finden?
Paul Ivić: Ich mag am liebsten saisonale Produkte, weil sie immer den besten Geschmack haben. Ich finde, dass teilweise die Kartoffel unterschätzt wird. Viele kennen nur zwei Sorten. Aber es gibt so viele unterschiedliche Sorten. Das Gleiche gilt für die Karotten, da haben wir über 30, 40 Sorten; bei den Tomaten gibt es gar Tausende verschiedene Varianten. Die wunderbare Biodiversität! Wir müssen den Weg vom Gleichmachen verlassen.
Deine Eltern haben dir damals davon abgeraten, die Kochlehre zu machen. Was sagst du zu deinen Kindern, wenn sie eines Tages beschließen, Koch und Köchin zu werden?
Paul Ivić: Ich werde sie zu 100 Prozent unterstützen, egal was sie tun wollen. Und ich finde, mein Beruf ist einfach großartig. Ich könnte mir keinen schöneren vorstellen. Man ist mit Menschen zusammen. Man kocht für Menschen. Man hat Einfluss auf die Produktion von Lebensmitteln. Du kannst einen sehr schönen Beitrag für die Gesellschaft leisten, wenn du es richtig machst. Ich könnte nichts Negatives über diesen Beruf sagen – für mich ist es der mit Abstand schönste Beruf, den ich ausüben kann.
Viele junge Menschen, die ursprünglich den Weg in Richtung Gastronomiebranche eingeschlagen haben, verlassen diesen aber wieder. Was bräuchte es, damit mehr von ihnen so einen Gefallen daran finden wie du?
Paul Ivić: Da bräuchte es sehr viel. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Lehre mit 14 oder 15 Jahren viel zu früh ist. Man ist vielleicht nach außen hin cool und ausgereift, aber im Prinzip ist man noch ein Kind, das seinen Weg sucht. Da braucht es dann schon Führungsfiguren, die mit diesem Alter umgehen können, die ein Potential erkennen und begleiten und nicht die Freude zerstören. Wichtig ist, glaube ich auch, dass man einen Wissenstransfer herstellt. Es geht nicht darum, wie man ein Stück Fleisch abschneidet, sondern darum, wie eine Kuh gesund aufwächst, wie viele verschiedene Rassen es gibt. Und das Gleiche gilt fürs Obst und Gemüse. Und auch im Service – da geht es nicht darum, Teller zu tragen. Ein Servicemitarbeiter muss Menschen lesen können, muss erkennen können, was der Gast braucht: ein bisschen mehr Kümmern oder weniger? Verträgt er etwas Schmäh? Wo kommen die Weine her? Wo kommt das Essen her? Die müssen schon ein brutales Know-how erlernen und dann kommen noch die Sprachen dazu. Man muss das Bild zurechtrücken: Es ist ein Handwerk, das du erlernen musst, um darin gut zu sein. Und ich bin überzeugt, jeder, der es wirklich lernen will, kann es erlernen.
Der "An-alle(s)-Denker"
Ein Fixpunkt der Linzer Gastroszene: das Bar-Restaurant im Ars Electronica Center. Keine neue Adresse für Genießer, dafür ein neuer Name und frischer kulinarischer Wind.
Aus dem ehemaligen Cubus wird das „Jenner‘s“. Der erfahrene Gastronom Christian Jenner hat das Lokal übernommen und bringt frischen Wind in die Szene. Mit einer gemütlichen Wohnzimmer-Atmosphäre und einem fantastischen Blick von der Dachterrasse auf Linz und die Donau ist das Jenner’s ein Ort zum Entspannen.
Kulinarische Vielfalt von den USA bis Frankreich
Von Crunchy Panco Nuggets, Mille Feuille und einem Schnitzel vom glücklichen Schwein über Pasta Parpadelle bis zum Thai Curry – ein Blick in die Speisekarte reicht und uns ist klar: Langweilig ist die Küche bei Jenner’s auf keinen Fall. Modern, international und abwechslungsreich sind die Gerichte auf der Speisekarte, die sowohl Tages- als auch Abendangebote umfasst.
Ein Ausblick, der begeistert
Die wenigsten gehen wegen des Ausblicks in ein Lokal, aber den bekommt man bei Jenner’s obendrauf. Ein Highlight ist die Dachterrasse des Ars Electronica Centers. Mit einem atemberaubenden Blick auf Linz und die Donau ist sie der ideale Ort, um den Tag ausklingen zu lassen. Übrigens ist die Dachterrasse auch für private Feiern buchbar.
Gewinnspiel
Wir verlosen 3 Gutscheine für je 2 Personen für einen Business-Lunch (inkl. 1 alkoholfreies Getränk pro Person) im Jenner’s Bar und Restaurant.
Schreibe eine E-Mail mit dem Betreff „Gewinnspiel Jenner’s Bar und Restaurant“ an gewinnen@machermediahouse.at und schreibe und deinen Namen.
Einsendeschluss ist der 12.11.2024.
Der mutige Innovator
In Schärding steht der Name Lukas für Genuss. Lukas Kienbauer, ein aufstrebender Spitzenkoch, hat mit seinen drei Restaurants in Schärding die gastronomische Landschaft Oberösterreichs revolutioniert. Der junge Küchenchef, der mit 24 Jahren sein erstes Restaurant eröffnete, hat sich schnell einen Namen als Innovator gemacht, der regionale Zutaten mit internationalem Flair verbindet.
Sein gastronomisches Imperium beginnt mit dem Lukas Restaurant am Stadtplatz von Schärding. Was hier auf der Karte steht: moderne Produktküche, die auf Frische und Saisonalität setzt. „Hochprofessionell, höchste Qualität, aber dennoch locker und unkompliziert“, so beschreibt Kienbauer selbst sein Konzept. Gäste sollen sich wie bei Freunden zu Hause fühlen, was sich sowohl in der Küche als auch im Ambiente widerspiegelt. Mit einem besonderen Fokus auf regionale Produkte und mit kreativen, internationalen Einflüssen bietet das Restaurant eine abwechslungsreiche Speisekarte. Eine feste Karte gibt es hier nicht. Vielmehr kann man sich immer wieder davon überraschen lassen, je nach Saison und verfügbaren Zutaten. Eine Philosophie mit Erfolg, wie sich schnell herausstellt: Innerhalb kurzer Zeit erntet das Lukas Restaurant vier Hauben.
Lukas kann auch Steak …
Ergänzt wird Kienbauers Portfolio durch das Lukas Steak. Hier ist der Name Programm: ein modernes Steakhouse, das sich durch außergewöhnliche Fleischspezialitäten auszeichnet. Von Cult Beef über „X.O.Beef“ bis zum japanischen Wagyu kommen hier ausschließlich hochwertige Cuts auf den Grill. Kreative Beilagen und moderne Vorspeisen ergänzen die Speisekarte des Lokals, das klassische SteakhouseKonzepte neu interpretiert.
… und japanisch
Für einen entspannten Abend bietet sich das japanisch inspirierte Lukas Izakaya an – Bar und Restaurant im Stile eines traditionellen Sakeladens. Im Izakaya können Gäste eine Vielzahl von japanischen Gerichten wie Sushi, Sashimi und gegrillte Yakitori-Spieße genießen. Besondere Highlights sind die Omakase-Abende, bei denen exklusive japanische Menüs serviert werden. Auch Sushiworkshops und Kochkurse bieten eine spannende Möglichkeit, die japanische Küche hautnah zu erleben.
Kreativität und Leidenschaft auf höchstem Niveau
Leidenschaft für das Kochen, Hingabe zur Qualität – das verbindet alle Restaurants des jungen Gastronomen. Immer wieder schafft er es, seine Gäste mit innovativen Kreationen zu begeistern. Eines ist klar: Egal worauf man „Gusta“ hat, bei Lukas wird man fündig._
Redaktion
- Susanna Winklehofer, Zofia Wegrzecka
Fotos
Ingo Petramer
Lukas Kirchgasser,
Leopold Fiala, Netpixel