Coronavirus wird im Abwasser unschädlich
SARS-CoV-2 stellt die Wissenschaft immer wieder vor neue Herausforderungen. Zuletzt sorgten Untersuchungen von Abwasserproben in verschiedenen Ländern Europas für eine Überraschung. Sie lassen darauf schließen, dass der Erreger möglicherweise schon länger sein Unwesen treibt. Mitte März ist es dem KWR (Watercycle Research Institute) in den Niederlanden erstmals gelungen, das Erbgut des Virus im Abwasser nachzuweisen.
Den beiden Forschungsgruppen rund um Heribert Insam von der Universität Innsbruck und Norbert Kreuzinger von der TU Wien landeten im April gleichzeitig einen Treffer: Das Erbmaterial von SARS-CoV-2 schwimmt auch im Zulauf von österreichischen Kläranlagen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen diskutierten Insam und Kreuzinger nun bei einer Erfahrungsaustauschrunde des Cleantech-Clusters.
Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem für die Gesundheitsbehörden
Eine der entscheidendsten Fragen, nämlich ob das Virus im Abwasser infektiös ist, konnte verneint werden. Kreuzinger lieferte die Begründung dazu: Das Wasser verändere das Hüllprotein, wodurch das Virus nicht mehr ansteckend sei. Darüber hinaus sei die Konzentration der Viren in den Abwässern um ein Vielfaches geringer als beispielsweise in Hustentröpfchen. Die in der Abwasserbranche gängigen Hygienemaßnahmen reichen daher aus.
Kreuzinger zeigte zudem eine weitere interessante Erkenntnis auf. Der Messwert des Abwassers lasse zwar keine direkte Umrechnung auf eine Anzahl der infizierten Personen zu, aber „eine zweite Welle kann man höchstwahrscheinlich schon im Vorfeld sehen.“ So könnte mit Hilfe der Abwasserbegutachtung ein Frühwarnsystem aufgebaut werden, dass die Gesundheitsbehörden Informationen über Auftreten und Verbreitung des Virus erhalten. Als Beispiel für dieses Vorgehen gilt die Ausrottung von Kinderlähmung (Polio), die international über Abwasseranalysen überprüft wird.