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                                    5%u201eVor f%u00fcnf Jahren h%u00e4tte ich meinen Kindern vermutlich geraten, Informatik zu studieren. Heute w%u00fcrde ich das nicht mehr tun.%u201c Haben wir doch gerade erst in einem der Meetingr%u00e4ume der IT:U Platz genommen, bringt uns Stefanie Lindstaedt bereits zum ersten Mal ins Stocken. Schlie%u00dflich ist die Gr%u00fcndungspr%u00e4sidentin der Interdisciplinary Transformation University Austria doch selbst studierte Informatikerin. Ihre Aussage ist ein Vorgeschmack auf die Quantenspr%u00fcnge, die uns im Bildungssektor erwarten, aber auch gelingen m%u00fcssen. Und auf die Skillsafari ins Unbekannte, auf die sie uns mitnimmt.Be(un)ruhigend. So l%u00e4sst sich das paradoxe Gef%u00fchl am besten beschreiben, wenn Stefanie Lindstaedt als Gr%u00fcndungspr%u00e4sidentin einer Universit%u00e4t, die sich ganz der digitalen Transformation verschrieben hat, sagt: %u201eSeit ChatGPT ver%u00f6ffentlicht wurde, %u00fcberschlagen sich die Dinge regelrecht.%u201c F%u00fcr die meisten ist es wohl beruhigend zu wissen, dass man nicht allein mit dem Gedanken ist, bei der weiter fortschreitenden K%u00fcnstlichen Intelligenz nicht immer Schritt halten zu k%u00f6nnen. Eine Einladung, sich lediglich mittreiben zu lassen, ist dies jedoch keineswegs. Im Gegenteil. %u201eIn wenigen Jahren wird es in den meisten Jobs absolute Grundvoraussetzung sein, mit diversen KI-Werkzeugen sicher umzugehen und sie interaktiv in den eigenen Arbeitsalltag zu integrieren%u201c, ist die Wissenschaftlerin %u00fcberzeugt. %u201eDer Umgang mit KI ist dann kein Zusatz-Skill mehr, der nice to have ist.%u201c Daher gehe es schon heute darum, mit ihr als Werkzeug bestehende Arbeitsprozesse zu transformieren oder bei Bedarf v%u00f6llig neu zu denken. %u201eUnser Kompetenzprofil wird in einer Zukunft, in der wir zahlreiche AI-Agents zur Unterst%u00fctzung haben, ein anderes sein m%u00fcssen.%u201c Paradigmenwechsel  im tausendj%u00e4hrigen  Hochschulsystem Aus Sicht einer Universit%u00e4t bedeute dies, Knowhow neuartig, projektbasiert und zeitloser zu vermitteln. Leichter gesagt als getan. %u201eDie %u00e4lteste Universit%u00e4t wurde vor fast 1.000 Jahren gegr%u00fcndet. Seit jeher drehte sich alles um IQ, also darum, wie viel Wissen wir in unseren Gehirnen ansammeln k%u00f6nnen%u201c, erkl%u00e4rt Lindstaedt. %u201eUnd so erziehen wir ab dem Kindergarten Einzelk%u00e4mpfer, die darauf gepr%u00fcft werden, was sie alles im Kopf haben.%u201c Doch dieses Modell habe ausgedient. Stattdessen r%u00fccke in modernen Bildungseinrichtungen, und somit auch an der IT:U, der sogenannte %u201eWeQ%u201c in den Mittelpunkt %u2013 weg von den Ich-Qualit%u00e4ten, hin zum vernetzten Denken im Team. %u201eEs ist k%u00fcnftig weniger entscheidend, was ich allein alles kann, sondern was im Team m%u00f6glich ist.%u201c Jenseits oder gerade aufgrund des ganzen technologischen Fortschritts kommt au%u00dferdem eine weitere Dimension hinzu: %u201eWir brauchen die F%u00e4higkeiten, uns noch besser mit anderen Menschen auszutauschen. Wenn mein Gegen%u00fcber Rechtsanwalt ist und ich Informatikerin bin, m%u00fcssen wir, um gemeinsam ein Problem zu bew%u00e4ltigen, miteinander kommunizieren k%u00f6nnen, ohne aneinander vorbeizureden.%u201c Dieses interdisziplin%u00e4re Verst%u00e4ndnis, die F%u00e4higkeit, %u00fcber den eigenen Tellerrand hinauszublicken, sei heute wichtiger denn je. %u201eIm Berufsalltag passiert uns das st%u00e4ndig: Zwei Personen kommen aus verschiedenen fachlichen Richtungen und meinen, %u00fcber dasselbe zu reden %u2013 beide sagen A, aber der eine meint in Wirklichkeit B und der andere meint C. Und meist realisiert man dann zu sp%u00e4t, dass man einander unwissentlich falsch verstanden hat.%u201c Die Illusion der  technischen Allesk%u00f6nner Die wachsende Bedeutung dieser Soft Skills d%u00fcrfte wenig %u00fcberraschend sein, obgleich beim Gedanken an Zukunftsskills h%u00e4ufig die Rede von digitalen und technologischen Kompetenzen ist. Doch Lindstaedt sieht das differenzierter. %u201eNat%u00fcrlich sind und bleiben diese ganz zentral%u201c, r%u00e4umt sie ein, %u201eaber die meisten Menschen m%u00fcssen nicht mehr so tief in die Technik eintauchen. Was bisher etwa ausschlie%u00dflich top ausgebildeten Informatikerinnen und Informatikern vorbehalten war, ist durch den Fortschritt nun auch %u201aMenschen aus der Mitte%u2018 mit guten digitalen Kompetenzen zug%u00e4nglich, aber nicht notwendigerweise bis zum letzten Bit und Byte%u201c, erl%u00e4utert sie an einem Beispiel aus den Vereinigten Staaten: %u201eIn den USA wurden zum Teil ganze Entwicklerteams umgestaltet. Fr%u00fcher bestanden diese aus UX-Designern, Backend-Entwicklerinnen und weiteren Professionisten %u2013 heute ist das teils mit nur einer zentralen Person im Austausch mit entsprechenden KI-Agenten m%u00f6glich.%u201cWas uns zur%u00fcck zu zukunftsweisenden Studienrichtungen bringt: Wenn also nicht Informatik, was dann? Und wie bereitet man Menschen auf Jobs vor, die es noch gar nicht gibt? Auf ProText David BauerFoto Antje Wolm
                                
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