Page 22 - Demo
P. 22


                                    22Endeffekt nichts anderes als Sterben auf Raten. Mit solchen %u00dcberlegungen m%u00fcssen wir spielen, um die Zukunft zu antizipieren. Daf%u00fcr brauchen wir Menschen, die reflektieren k%u00f6nnen, statt Bildung, bei der sich alles nur um Abschl%u00fcsse dreht. Bildung ist der richtige Weg zum Fortschritt, aber dieses Modell ist tot.Du sagst: %u201eDie Zeit des Jammerns dar%u00fcber, dass wir am Tisch globaler Entscheidungen in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Geopolitik fehlen, muss enden. Den Platz am Tisch erarbeiten wir uns.%u201c Klingt leichter gesagt als getan, oder?Anders Indset: Wir haben in Europa eine reaktive, teils reaktion%u00e4re technologische Gesellschaft. Deshalb hinken wir den Trends hinterher und bewegen uns %u00f6konomisch ins Abseits. Nun sind wir aber bei Themen wie der Quantentechnologie und Robotik ganz vorne mit dabei, weshalb wir dringend Kapital zum Skalieren ben%u00f6tigen. Nat%u00fcrlich haben die USA ein Interesse daran, Europa zu spalten, weil wir so leichter zu kontrollieren sind. Aber wir brauchen jetzt ein vereintes Europa, das sich mit seinen Werten und seinem technologischen Know-how seinen Platz am Tisch erk%u00e4mpft. Wirtschaftliche St%u00e4rke und technologischer Fortschritt verschaffen uns das Ticket zum Mitreden %u2013 nicht Reaktivit%u00e4t.Die Verbindung aus K%u00fcnstlicher Intelligenz und Quantentechnologie %u2013 Quanten-KI %u2013 beschreibst du als %u201eKI auf Steroiden%u201c. Sollte uns das Mut oder Angst machen?Anders Indset: Ja!Also beides?Anders Indset: Das volle Potential der KI entfaltet sich erst noch und wir haben heute schon Quantenalgorithmen, die besonders effizient sind. NaDu hast in verschiedenen L%u00e4ndern gelebt und gearbeitet. Inwiefern haben diese Erfahrungen deine Sicht auf globale wirtschaftliche und soziale Herausforderungen gepr%u00e4gt?Anders Indset: Ich z%u00e4hle zu den Gl%u00fcckspilzen, die nie dort leben mussten, wo echte Armut und gro%u00dfes Leid herrschen. Die US-Amerikaner stehen f%u00fcr Individualismus, die Norweger f%u00fcr eine werteorientierte Kultur, w%u00e4hrend ich in %u00d6sterreich die N%u00e4he und Verbundenheit zur Natur liebe, die Identit%u00e4t stiftet. Trotzdem glaube ich, dass das Nationalstaatskonstrukt wenig Sinn ergibt %u2013 vermutlich werden wir viel lokaler werden. Menschen unterschiedlicher Kulturen und Hintergr%u00fcnde werden in ihren St%u00e4dten eine gemeinsame Identit%u00e4t finden, die lokal, aber mit einer globalen Zugeh%u00f6rigkeit ist.Passend zur Veranstaltung, auf der es um M%u00f6glichkeiten geht: Solche zu schaffen und zu erkennen, ist das eine %u2013 sie aktiv zu nutzen, das andere. Wie gelingt uns beides?Anders Indset: Wir sprechen immer von Mut und Resilienz, aber was bringt uns das, wenn wir unsere Chancen nicht erkennen? Dazu m%u00fcssen wir die Zukunft antizipieren, also das %u201eJetzt%u201c mit Blick auf die Zukunft gestalten. In den Energiesektor investieren derzeit viele, weil sie wissen, dass wir massiv Energie brauchen werden. Je mehr Geld in diesen Sektor flie%u00dft, desto schneller beschleunigt sich die Transformation. Dadurch entsteht ein Wettbewerb, in dem sich die effizienteste Form der Energie durchsetzen wird. Eine provokante These w%u00e4re jetzt etwa: Fliegen billig zu machen und Airlines zu f%u00f6rdern, damit diese gro%u00dfe Gewinne machen, um wiederum in Forschung und Entwicklung zu investieren. Schlie%u00dflich sind diese Ausgaben sonst die ersten, die in schlechten Zeiten gestrichen werden %u2013 das verlangsamt wieder die Innovation und ist im Die Magie steckt nicht im Ziel, sondern in jedem einzelnen Schritt.Anders IndsetWirtschaftsphilosoph und Keynote-Speaker
                                
   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26