Page 124 - DIE MACHER_Winter_2023
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Es geht nicht darum,
                                             den ganzen Tag positiv
                                              zu denken, sondern
                                                ehrlich mit sich
                                                 selbst zu sein.

                                                 Manuela Schauer
                                               psychologische Beraterin
                                                   in Ausbildung
                                                  unter Supervision





                           sein, es geht vielmehr um die Zeit, die wir in-
                           vestieren. Der Output ist unbezahlbar: eine we-
                           sentlich bessere  Lebensqualität, auch im  Alter.
                           Welches Ziel kann schöner sein, als ein selbst-
                           bestimmtes, unabhängiges Leben mit hoher Le-
                           bensqualität bis ins hohe Alter zu führen?
                                                                      für mehr mentale Stärke und Zufriedenheit hat
                                                                      Manuela Schauer einige Tipps parat.
                           #3                                         #1  Mach dir bewusst, worauf du Einfluss hast:


                                                                        Wir können nur 30 Prozent aller Dinge, die
                                                                        uns betre en, beein ussen, und das sind
                              … WAS DU FÜHLST.                          unsere Gedanken, unser Handeln und wie
                                                                        wir auf Dinge reagieren. Sich dessen bewusst
                                                                        zu werden, ist ein großer Schritt.
                           Seien wir ehrlich: Die vergangenen Jahre ha-
                           ben ganz  schön an unseren  Energiereserven   #2  Kenne deine Grenzen und schätze sie: Wir
                           gezehrt. Die  mentalen Belastungen haben  ra-  selbst kennen uns und unsere Grenzen am
                           sant zugenommen und so ist auch die Zahl     besten. Sie zu respektieren und sich vor
                           der psychischen Erkrankungen gestiegen. Die-  Augen zu führen, wie oft man sie eigentlich
                           se sind mittlerweile der zweithäu gste Grund   überschreitet, hilft dabei, sie künftig besser
                           für Krankschreibungen, die dadurch bedingten   zu wahren.
                           Arbeitsausfälle dauern dreimal so lange wie bei
                           anderen Krankheiten. Doch es gibt nicht nur   #3  Nimm Einfluss auf deine Gedanken: Wir
                           Schwarz und  Weiß, psychische Gesundheit ist   haben 70.000 Gedanken am Tag und 85
                           ein Spektrum. „Betro en von steigenden Belas-  Prozent davon sind negativ. Nur wir allein
                           tungen sind wir alle und je früher wir uns dies   können unsere Gedanken steuern und
                           bewusst machen, desto besser“, weiß Manuela   bewusst entscheiden, worauf wir unsere
                           Schauer, psychologische Beraterin in Ausbildung   Energie lenken. Dabei geht es nicht darum,
                           unter Supervision. Woran wir erkennen können,   den ganzen Tag positiv zu denken, sondern
                           dass es zu viel wird? „Es passiert schleichend. An-  ehrlich mit sich selbst zu sein.
                           fänglich schläft man vielleicht schlecht, dann be-
                           merkt man, dass man nicht mehr so resilient ist,   #4  Keine Situation dauert ewig: Wenn uns etwas
                           die Belastungsgrenze schneller erreicht ist oder   zu viel wird, hilft es oft, sich einzuprägen,
                           der Geduldsfaden öfter reißt.“ In jedem Fall gilt:   dass keine Situation für immer anhält.
                           Vorsorge ist besser als Nachsicht.           Morgen ist ein anderer Tag und die meisten
                                                                        Dinge sind nicht so schlimm, wie wir sie uns
                           Dazu, so Schauer, kann jeder selbst etwas beitra-  in unseren Gedanken ausmalen. Auch wenn
                           gen. Das Einüben von positiven Routinen in den   man anerkennt, dass man eine Sache im
                           Alltag ist erlernbar und läuft in drei Phasen ab:   Moment nicht ändern kann, ist dies ein Weg
                           der kognitiven, der assoziativen und der autono-  zu mehr Wohlbe nden.
                           men Phase. Kostet es anfänglich noch Überwin-
                           dung, haben wir die Routine in Phase drei ganz   #5  Memo an mich: Bei den vielen Aufgaben,
                           automatisch in unseren Alltag integriert. „Das   die tagtäglich zu erledigen sind, vergessen
                           heißt: beginnen, durchhalten und zum neuen   wir oft, was wir schon alles gescha t haben.
                           Alltag  machen.  Hat  man  dies  gescha t,  merkt   Aufzuschreiben, welche Dinge positiv
                           man einen signi kanten Anstieg der positiven   gelaufen sind, zeigt, dass wir vielleicht schon
                           Wahrnehmung, wird mental stärker und um ein   viel mehr erledigt haben, als uns in diesem
                           Vielfaches stressresistenter.“ Zur Prävention und   Moment bewusst ist._


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