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Ein Gedankenexperiment

                                                                      Das Argument, dass der Mann oft besser ver-
                                                                      dient und deswegen die Frau in Karenz geht,
                                                                      sei  auch  nicht  mehr  haltbar.  Schmidt  schlägt
                                                                      ein kleines Gedankenexperiment vor: „Als Frau
                                                                      könnte man doch auch sagen: ‚Ich habe auf-
                                                                      grund des Gender-Pay-Gaps noch immer nicht
                                                                      so viel verdient wie du und wenn wir ein Kind
                                                                      bekommen, möchte ich sofort wieder einsteigen,
                                                                      damit ich irgendwann auch so viel verdiene. Du
                                                                      hast dir all das bereits erarbeitet, also kannst du
                                                                      jetzt pausieren.‘“ Natürlich gibt es auch Paare, in
                                                                      denen die Frau besser verdient, und dann wird
                                                                      argumentiert, sie nehme das einkommensabhän-
                                                                      gige Modell, weil sie dadurch viel mehr Kinder-
                           haben einen immer höheren Anspruch an sich   betreuungsgeld erhalte. Umgekehrt passiert es so
                           selbst, mehr Kinderbetreuung zu übernehmen   gut wie nie, dass der Vater dieses Modell wählt,
                           und trotzdem  Vollzeit zu arbeiten.  Väter mit   weil er mehr verdient. „Hier sieht man wieder,
                           Kindern  unter  sechs  Jahren  leiden  somit  sogar   welche Muster in einer Gesellschaft normativ
                           unter einer noch größeren zeitlichen Belastung   sehr wirksam sind. Es würde viele Möglichkei-
                           als Mütter, wenn man bezahlte und unbezahlte   ten geben, hier offener oder gleichberechtigter
                           Arbeit zusammenrechnet.                    zu denken.“
                           Dass es auch Modelle einer partnerschaftlichen   Auch auf rhetorischer Ebene wäre es hilfreich,
                           Teilzeit gäbe, also zum Beispiel die Möglichkeit,   Begriffe wie „Väterkarenz“, „Väterbeteiligung“,
                           dass beide 30 Stunden arbeiten, ist in den Köpfen   „Familienvater“ und „Zuverdienerinnen“ im
                           der Menschen wenig präsent und wird deswegen   Diskurs nicht immer wieder zu stärken. Oder
                           auch wenig genutzt. Hinzu kommt, dass Frauen   nicht einseitig darüber zu sprechen, wie wichtig
                           in der Berufswelt aufgrund der gängigen Karenz-  Kinderbetreuungseinrichtungen für die Frauen
                           regelungen oft diskriminiert werden. „Wenn klar   sind, wenn sie doch auch für Männer mit Kin-
                           wäre, dass auch ein Mann mindestens zwei Mo-  derbetreuungspflichten, also für beide Elterntei-
                           nate vom Job weg ist, sobald er Vater wird, oder   le gleich wichtig sind. Denn die Sprache prägt
                           er automatisch nur in  Teilzeit  zurückkommt,   unsere Denkweise und stützt das normative Kor-
                           würde sich in der Einstellungspraxis von Unter-  sett einer Gesellschaft.
                           nehmen einiges ändern“, ist Schmidt überzeugt.
                                                                      Wird  sich  dieses  Korsett  in  den  kommenden
                                                                      Jahren weiten? Schmidts bisherige Forschungs-
                                                                      ergebnisse deuten eher weniger darauf hin, aber
           Politische und                                             sie betont: „Es bräuchte dazu vor allem Vorbil-
          unternehmerische Maßnahmen                                  der im eigenen Umkreis. Und natürlich auch In-
          für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle  itiativen seitens der Politik und der Wirtschaft.
                                                                      Denn strukturelle Maßnahmen sind sehr wohl

          #1 geschlechtsneutrale Formulierungen bei Karenzregelungen  fähig, kulturelle Vorstellungen von Elternschaft
                                                                      zu verändern.“
          #2 Nicht-Übertragbarkeit von Teilen der Karenzzeit
          und hoher Einkommensersatz
                                                                      Die Frage ist eben: Wohin wollen wir uns als Ge-
          #3 Förderung von partnerschaftlicher Teilzeit und           sellschaft entwickeln? Wäre mehr „Perheystäväl-
          Anreize durch steuerliche Vorteile für beide schaffen
                                                                      lisyys“ nicht auch in Österreich ein erstrebens-
          #4 Aufwertung von Care-Arbeit                               wertes Ziel für die Zukunft?_
          #5 Qualitätsoffensive beim Ausbau
          von Kinderbetreuungseinrichtungen
          #6 explizites Anbieten von familienfreundlichen Maßnahmen
          für alle und Reform des Karenzmanagements in Unternehmen




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