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dort müsste man laut Schmidt zuerst ansetzen.
            Es  sollte  daran  gearbeitet  werden,  gewisse  Be-
            rufe attraktiver zu machen und die Diskrepanz
            zwischen Care-Berufen und ökonomisch profit-
            bringenden Berufen aufzulösen. Generell müsse
            Fürsorgearbeit aufgewertet werden. Dabei geht
            es nicht nur um die Kinderbetreuung, sondern
            auch um  das  Sorgen für  Ältere, Kranke  und
            Menschen mit Beeinträchtigungen.

            Nicht übertragbare Karenzzeiten

            Die Art und Weise, wie Familie gedacht wird,
            wurzelt also tief im Kulturellen. Doch gibt es
            konkrete Maßnahmen, die wir uns von Finnland
            abschauen können? Ja, die gibt es! In Finnland      Strukturelle Maßnahmen sind
            gibt es ungefähr ein Jahr gut bezahlte Karenz,
            allerdings sind knappe vier Monate davon nicht      fähig, kulturelle Vorstellungen
            übertragbar. Das bedeutet, eine Mutter kann
            nicht  alleine das  volle  Jahr zu  Hause bleiben.      von Elternschaft zu verändern.
            Das Kind kann nur die gesamte Zeit daheim
            betreut werden, wenn auch der Vater einen Teil   Eva-Maria Schmidt
            der Karenz nimmt. Die Dauer der Karenz von
            Vätern verdoppelte sich in Finnland durch diese   Soziologin und Ethnologin, Österreichisches Institut
                                                        für Familienforschung
            Nicht-Übertragbarkeit.
            Vergleichbar ist das Modell der Nicht-Übertrag-
            barkeit mit dem einkommensabhängigen Kin-   dass Väter eher in Karenz gehen, wenn sie älter
            derbetreuungsgeld in Österreich, bei dem die   sind, wenn es das erste Kind ist, wenn sie selbst
            vierzehn Monate nur dann ausbezahlt werden,   gut verdienen und wenn die Partnerin einen gut
            wenn der zweite Elternteil zumindest zwei Mo-  bezahlten Job und eine gute Ausbildung hat.
            nate davon in Anspruch nimmt. „Allerdings ist
            das Kinderbetreuungsgeld nicht an die Karenz   Hoher Druck auf beiden Seiten
            gekoppelt“, betont Schmidt. In Österreich wird
            hingegen sehr viel auf Wahlfreiheit gesetzt und   Generell steigt aber sowohl für  Väter als auch
            bei den Karenzregelungen möglichst geschlechts-  für Mütter der Vereinbarkeitsdruck. Frauen er-
            neutral formuliert. „In einem kulturellen Kon-  ledigen zwar nach wie vor den Großteil der Kin-
            text wie in Österreich führt diese Wahlfreiheit   derbetreuungsarbeit – 83 Prozent aller Kinder
            immer dazu, dass die Karenzzeiten – wenn über-  in Österreich werden in der Karenzzeit nur von
            haupt – nicht gleichberechtigt aufgeteilt wer-  Frauen betreut. Aber auch Männer verspüren
            den.“ Über Europa hinweg lässt sich feststellen,   einen stärkeren gesellschaftlichen Druck und

























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