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Kujal ist heute nicht das erste Mal in Steyr. Sein   alten Firma hatte“, sagt Kujal. Trotz guter Aus-
            letzter Besuch ist zwölf Jahre her: Damals fällt   gangslage bringt er sich finanziell unter Druck,
            ihm hier der Name für sein heutiges Unterneh-  arbeitet rund um die Uhr. Die Meinungen von
            men –  Talenteschmiede – ein. Für seine erste   engen Freund:innen, seines Steuerberaters und
            Gründung entscheidet er sich dann aber doch für   des Rechtsanwalts will er irgendwann nicht
            einen anderen Namen. Zu diesem Zeitpunkt hat   mehr hören. „Ich dachte stur, dass ich alles auf
            er sich längst international einen Namen als Ver-  die Reihe kriege“, erinnert er sich. Doch statt-
            kaufsexperte gemacht. Um Kujal als Gründer zu   dessen schlittert er nach und nach in ein Burn-
            begreifen, muss man zuerst einen Blick auf seine   out. Das ist ihm schon 2006 passiert – damals
            rasante Karriere davor werfen.              reichten  eine  kurze  Pause  und  Antidepressiva,
                                                        um sich wieder zu erholen. Doch dieses Mal
            Die startet 1993, als er nach einem Semester Be-  treibt ihn der Stress immer weiter in die Krise.
            triebswirtschaftslehre nebenbei einen Job sucht.   Sein Arzt will ihn in die Psychiatrie einliefern,
            „Studieren war ganz lässig, aber ich hatte nicht   er wehrt sich bis zuletzt. „Ich konnte irgend-
            genug Geld, um bei Studentenpartys in der ers-  wann keine  Termine mehr wahrnehmen, habe
            ten Reihe fußfrei zu feiern“, erinnert er sich. Das   alle rund um mich belogen“, sagt der Gründer.
            soll sich bald ändern:  Wenige Jahre später, mit   Selbst das Abholen seiner Tochter aus dem Kin-
            28,  fährt  Kujal  einen  Ferrari.  Seinen  ersten  Job   dergarten wird zu einer Höchstleistung. Er muss
            startet er als freiberuflicher Mitarbeiter bei einem   seinem Arzt versprechen, sich einliefern zu las-
            kleinen Finanzdienstleister. Seine Aufgabe: Le-  sen, wenn der Zustand noch schlechter wird.
            bensversicherungen verkaufen. „Ich hatte die Sau-
            Masn, dass ich ein seriöses Unternehmen erwischt   Kurz drauf ist es soweit, Kujal steht vor dem völli-
            habe, das hätte damals auch anders kommen kön-  gen Zusammenbruch, ruft seinen Arzt an, der ge-
            nen“, erinnert er sich und lacht.           rade mit einem anderen Patienten beschäftigt ist
                                                        und nicht abhebt. „Da bin ich zu einem Kletter-
            Ein Jahr später wird er Referent bei Verkaufsschu-  steig nahe meines Büros gegangen, habe eine letz-
            lungen – als er in letzter Sekunde für einen Kol-  te Zigarette geraucht und überlegt, auf welcher
            legen  einspringen  muss, der ausgefallen  ist. „Es   Seite ich runterspringe“, sagt er. Im allerletzten
            war der berühmte Sprung ins kalte Wasser“, sagt   Moment ruft ihn sein Arzt zurück, ignoriert Ku-
            Kujal. 1995 ist er schon an der Firma beteiligt   jal, als er sagt, es sei zu spät, und lässt ihn abholen.
            und arbeitet in der Führungsebene. Der rasante   Die nächsten Wochen verbringt Kujal zuerst in
            Aufstieg geht weiter, als das Unternehmen mit   der Psychiatrie, später macht er wochenlang eine
            einem großen Finanzdienstleister fusioniert. „Ich   Rehatherapie. Als er sich wieder fit fühlt und ver-
            wurde Franchisenehmer und Aktionär, habe viele   sucht, die Überreste seiner damaligen Firma zu
            Mitarbeiter:innen aufgebaut und international als   retten und mit den Partnern neu aufzusetzen, er-
            Trainer und strategischer Planer gearbeitet“, sagt   leidet er 2014 einen schweren Bandscheibenvor-
            Kujal. Dann passiert etwas, das Kujal heute als   fall und fällt monatelang aus. „Aus heutiger Sicht
            sein „Lebensglück“ bezeichnet: Er lernt den inter-  war das ein Glücksfall – das habe ich scheinbar als
            nationalen Verkaufs-, Coaching- und Körperspra-  Zugabe gebraucht, um mich wirklich vollständig
            cheexperten Horst Rückle kennen, der ihn zehn   zu erholen“, sagt er. Kujal nimmt von da an die
            Jahre unter seine Fittiche nimmt und sein gesam-  Therapie noch ernster und arbeitet intensiv an sei-
            tes Wissen mit ihm teilt. Bald steht Kujal an der   nem Verhältnis zur Arbeit und an der Einstellung
            Spitze von mehreren tausend Mitarbeiter:innen.   zu seinem Leben. Mit seinem Unternehmen kann
            „Ich war ein Star in dieser Welt und wurde ho-  er den Konkurs durch die lange Abwesenheit
            fiert, man kannte mich“, erinnert er sich. Heute   nicht mehr abwenden. „Ich habe dann bis 2018
            sagt er, dass er damals nach dieser Art der Aner-  als Verkaufs- und Schulungsleiter in verschiede-
            kennung süchtig gewesen sei. 2008 kommt dann   nen Unternehmen, angestellt, gearbeitet“, sagt er.
            die Finanzkrise, das Geschäft läuft schleppender.    
            Kujal beschließt, sich 2010 mit seinem ersten Un-  Doch bald zieht es ihn wieder in die Selbstständig-
            ternehmen, 1001 Ideas, selbstständig zu machen.   keit, er gründet die Talenteschmiede. „Ich arbeite
                                                        als Coach, Motivator und Trainer mit internatio-
            „Habe überlegt, auf welcher Seite           nalen  Führungskräften,  moderiere  Konferenzen,
            ich runterspringe“                          baue  Vertriebsakademien für Unternehmen auf
                                                        und schule Verkäufer:innen“, sagt er. Dabei greift
            „Ich habe den Fehler gemacht, dass ich mich mit   er auch auf seine umfangreiche Vertriebsexpertise
            meinem Unternehmen viel zu schnell wieder in   zurück. Verkaufen sei für ihn einer der schönsten
            eine Position bringen wollte, wie ich sie in meiner   Berufe der Welt. „Nur wenn ich mir zweifelsfrei


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