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Text Valentin Lischka
Foto Antje Wolm
Stefanie Schauer lebt ihren Traum – den Traum vom Unternehmertum. Neben
einer eigenen Werbeagentur gründete sie 2014 das Softwareunternehmen
Offisy, das sie trotz einiger Rückschläge mit eisernem Durchhaltevermögen
zu einem erfolgreichen Unternehmen aufbaute.
Stefanie Schauer kommt von allen Gründer:innen darauf beendet sie ihr Angestelltenverhältnis und
als Erstes bei unserem Fotoshooting- und Inter- gründet Offisy. „Wenn ich mir etwas in den Kopf
viewtermin im Designstudio Kühberger & Haas in setze, wird es voll durchgezogen“, sagt sie.
Steyr an – in einem VW-Bus mit Offisy-Branding
und überpünktlich. Die kurze Wartezeit zwischen Als eines der ersten Startups entwickelt Offisy eine
Interview und Shooting nutzt sie für E-Mails und Software, die sich auf Online-Terminbuchungen
Telefonate mit Kund:innen. Es ist sofort spürbar, konzentriert – vorerst für Masseur:innen, später
dass man es hier mit einer Person zu tun hat, die für Arztpraxen. Schauer findet zwei Co-Founder,
durch und durch Unternehmerin ist. „Selbststän- einer davon ist FH-Hagenberg-Absolvent und Pro-
digkeit bedeutet für mich, dass ich meinen Traum grammierer, er bringt auch den ersten Mitarbeiter
jeden Tag aufs Neue leben kann“, sagt Schauer, mit, der ebenfalls IT-Experte ist. Zwei Jahre dau-
„für mich gibt es nichts Cooleres, als die eigenen ert es, bis die Software marktreif ist, dann beginnt
Ideen umzusetzen und für Herausforderungen Lö- Schauer mit der Kaltakquise der Kund:innen. „Ich
sungen zu finden.“ habe das Telefonbuch aufgeschlagen und poten-
tielle Kund:innen angerufen“, erinnert sie sich.
Das erste „Unternehmen“ mit sechs Jahren Nach dem achten Telefonat gelingt ihr der erste
Geschäftsabschluss. „Da habe ich mir gedacht, läs-
Schon seit ihrer frühesten Kindheit ist für Ste- sig, wenn das so weitergeht, dann habe ich nach
fanie Schauer, die in einer Unternehmerfami- 100 Telefonaten schon zehn Kund:innen“, sagt sie.
lie aufwächst, klar, dass sie einmal gründen will. Tatsächlich wird die Suche in der Anfangszeit aber
Ihre Eltern sind damals im Textilgroßhandel. In deutlich beschwerlicher – erst nach 120 weiteren
Freundschaftsbüchern beantwortet sie die Fra- Anrufen kann sie den nächsten Betrieb überzeu-
ge nach dem Berufswunsch mit „Schefin“, später gen.
mit „Unternehmerin“. Und tatsächlich beginnt sie
schon mit sechs Jahren, erstmals unternehmerisch Plötzlich alleine
tätig zu werden. „Ich habe Blumen und Steine
verkauft, später war ich mit meiner Schwester ge- Gerade als die ersten Kund:innen gewonnen wer-
meinsam total oft auf Flohmärkten, um altes Ge- den und das Produkt am Markt ist, kommt es zu
wand oder Spielzeug zu Geld zu machen“, erinnert einem gewaltigen Rückschlag. Zuerst verlässt der
sie sich. technische Co-Founder das Unternehmen. Schau-
er: „Für mich war das ein riesiger Schockmoment,
Die logische Studienwahl: Wirtschaftswissenschaf- weil der technische IT-Hintergrund logischer-
ten mit einer Spezialisierung auf Gründen an der weise ein wichtiger Bestandteil eines Software-
JKU. Komplett selbstständig wird sie aber erst unternehmens ist.“ Auch die zweite Co-Founde-
einige Jahre später. „Ich habe nach dem Studium rin geht wenig später. Schauer verliert ihre beiden
zuerst in einer Bank gearbeitet und dann mitgehol- Mitgründer:innen zu einem Zeitpunkt, als das
fen, ein Jobportal aufzubauen“, sagt die 39-Jährige, Unternehmen noch von Förderungen und Geld
„nebenbei habe ich eine Werbeagentur gegründet.“ abhängig ist, das sie aus der Werbeagentur zieht.
Von dort stammt auch die Idee für ihr heutiges Un- „Ich habe mich schon gefragt, wie das alles wei-
ternehmen, Offisy – sie merkt, dass viele Kund:in- ter funktionieren kann“, erinnert sie sich. Doch
nen im medizinischen Dienstleistungsbereich Be- Schauer lässt sich nicht unterkriegen. „Ich habe
darf an einem Onlinetool zur Praxisorganisation als Kind bei meinen Eltern zwei Konkurse mit-
haben. An den Moment, in dem der Entschluss zur erlebt, ich weiß, dass man wieder aufstehen kann,
Gründung fiel, erinnert sich Schauer noch genau. wenn man fällt – und nicht aufgeben darf“, sagt
„Es war einer der ersten Frühlingstage 2014, kurz sie. Auch ihr Mann ist ein wichtiger Rückhalt. „Er
vor meinem 30. Geburtstag, ich bin frühmorgens hat mir ziemliche Sicherheit gegeben, ich bin seit
durch Sonnenstrahlen geweckt worden und fühlte 15 Jahren mit ihm zusammen. Er hat erkannt, dass
mich, als wäre ich gerade aus einem Winterschlaf ich als Unternehmerin glücklich bin“, sagt sie. Die
erwacht“, sagt sie. Ihr wird klar: Jetzt ist der rich- Gründerin sucht das Gespräch mit ihrem ersten
tige Zeitpunkt, um selbstständig zu werden. Kurz Mitarbeiter, den der Co-Founder angeworben
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