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„Ich war völlig
ausgelaugt, hatte
ein Stechen in
der Brust und war
schnell außer Puste.“
Davor Lamesic
Basketballspieler,
Flyers Wels
LONG COVID: DER
HARTE WEG ZURÜCK
Fast drei Monate lang hatte der Welser Basketballer Davor Lamesic mit den Folgen
von Long Covid zu kämpfen. Wie ihm der Weg zurück gelungen ist und warum
er deswegen sogar aus seiner Wohnung ausziehen musste.
Er steht in der Raiffeisen-Arena in Wels neben kollegen dazuzustoßen. Jedoch vergeblich, denn
dem Parkett, sieht, wie seine Teamkollegen einen schon nach wenigen Minuten meinten seine Mit-
Korb nach dem anderen werfen. Doch Davor spieler, dass er ziemlich blass aussehe. Somit ging
Lamesic, mit knapp 800 Bundesligaspielen ein es für den Welser vorerst einmal in die Kraftkam-
wahres Urgestein unter den heimischen Basket- mer, um langsam wieder in Form zu kommen.
ballern, darf nicht mitmachen. Fast drei Mona-
te lang begleitete genau dieser Tagesablauf den „Man rostet schon etwas ein. Sieben Wochen völ-
38-jährigen Welser. Der Grund: Der Basketball- lig ohne Sport gehen nicht spurlos an einem vorü-
profi hatte schwer mit den Folgen einer Long-Co- ber. Man macht sich natürlich Gedanken über die
vid-Erkrankung zu kämpfen. weitere Karriere. Aber Basketball ist meine große
Leidenschaft. Ich wollte unbedingt zu den Jungs
Im Gespräch mit uns erinnert er sich an die harte zurück. Ich will noch ein paar Jahre auf diesem
Zeit zurück: „Für mich war diese Zeit schrecklich. Niveau spielen. Das war mein Antrieb“, verrät
Basketball ist mein Leben, aber plötzlich konnte Lamesic. Mittlerweile darf der Teamspieler auch
ich nicht mehr spielen. Ich war völlig ausgelaugt, wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen.
hatte ein Stechen in der Brust und war schnell Nach insgesamt dreizehn Wochen Pause konnte
außer Puste.“ 20 Jahre als Profi unterwegs, hätte der Hallensprecher der Welser Flyers in einem
der Welser nie an eine so schwere Erkrankung ge- Meisterschaftsspiel wieder den Namen Davor La-
glaubt. „Ich lebe sehr gesund und war immer voll mesic ins Mikro brüllen. „Dieser Moment, als ich
im Training. Dass es mich so erwischt, hätte ich mit den Jungs wieder auf dem Parkett stand, war
nie für möglich gehalten.“ einfach unbeschreiblich. Darauf habe ich hinge-
arbeitet. Ich habe den Schweinehund besiegt“, ist
FAST TÄGLICH BEIM ARZT der 38-Jährige happy.
ODER IM SPITAL
Obwohl schon genesen, musste der Welser da-
Statt Trainingseinheiten in der Halle zu absol- nach wegen Covid sogar aus der eigenen Woh-
vieren, war Lamesic anfangs fast täglich in einer nung ausziehen. Auslöser: Seine Freundin hatte
Arztpraxis oder im Krankenhaus. Die Sauerstoff- sich mit Corona infiziert und deshalb „übersie-
sättigung war nicht hoch genug. Der behandeln- delte“ der Basketballer vorsichtshalber in die
de Arzt verordnete dem Welser zunächst ein kom- Wohnung seines Co-Trainers. „Die war aber im
plettes Sportverbot. „Das war für mich natürlich selben Wohnhaus nur einen Stock darunter. Im
ein großer Schock. Ich stand zuvor täglich in der Notfall war ich für meine Freundin trotzdem
Halle und musste plötzlich komplett stillhalten“, schnell erreichbar“, lacht der 38-Jährige, der nun
erinnert sich Lamesic. eine klare Botschaft vermitteln will: „Wir dürfen
Corona keinesfalls auf die leichte Schulter neh-
Die Folge: starker Muskelabbau. Zweimal ver- men. Ich habe selbst erfahren, was das Virus mit
Text Michael Prieschl
Foto Imago Gepa Pictures suchte der 38-Jährige, vorzeitig zu seinen Team- einem anstellen kann.“_
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