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WIE KOMMT MAN
DENN AUF SOWAS?
Produktentwicklung ist nicht mehr die Domäne verschrobener Forscher.
Die Admonter Holzindustrie zeigt, wie der Prozess lebendig und offen
gestaltet werden kann – und wie wichtig es ist, Potential zu erkennen.
Ein Produkt wird im stillen Kämmerlein von For- Minimalismus und Purismus und hin zu großen
schern in weißen Kitteln entwickelt. Irgendwann Glasflächen. Der Schall verliert sich nicht mehr
ist es fertig, das Marketing muss sich eine Ver- ‚von selbst‘ in den Möbeln und Winkeln im
kaufsstrategie überlegen und am Ende macht das Raum, deshalb müssen Architekten mittlerweile
Unternehmen hoffentlich Profit: So funktioniert genaue Akustikkonzepte ausarbeiten lassen.“ Es
Produktentwicklung schon lange nicht mehr. folgte intensive Forschung, teilweise in Zusam-
menarbeit mit universitären Einrichtungen. Das
„Grundsätzlich ist es betriebsintern immer schwie- Resultat: Der Akustikabsorber ‚Admonter Acous-
rig, ein neues Produkt einzuführen. Manches, tics Premium‘, der trotz geringem Gewicht bis zu
was ungewohnt ist, ist unangenehm. Wir holen 100 Prozent des auftreffenden Schalls absorbiert
viele Unternehmensbereiche schon während der und die Admonter länderübergreifend patentieren
Forschung mit an Bord. Mitarbeiter, die am Ent- ließ.
wicklungsprozess beteiligt waren, machen in ihrem
Umfeld bei der Einführung gute Stimmung“, sagt Die Arbeit auf diesem neuen Gebiet war zu Be-
Martin Dolkowski. Er ist Head of Research and ginn sehr zeit- und ressourcenaufwendig. „Auch
Development bei Admonter Holzindustrie. Das unser Vertrieb war die Arbeit mit Holzböden ge-
Unternehmen des Stiftes Admont in der Steier- wohnt, da ist die Optik und Haptik wichtig, aber
mark ist auf die Herstellung von Böden, Natur- technische Details treten in den Hintergrund“,
holzplatten, Akustikelementen und Stiegen aus sagt Dolkowski. „Akustikelemente sind wesentlich
nachhaltig gewonnenem Massivholz spezialisiert. komplexer als etwa Holzböden. Vor allem brau-
chen Architekten und Akustiker hier genaue physi-
Nicht nur die betriebsinterne Akzeptanz für das kalische Daten, um richtig planen zu können. Wir
Produkt verbessert sich durch einen offenen Ent- haben fast schon Grundlagenforschung betrieben,
wicklungsprozess. „Unsere Mitarbeiter aus dem aber das hat sich gelohnt. Mittlerweile haben wir
Vertrieb kennen die Kundenwünsche ganz ge- im Unternehmen viel Kompetenz bei Akustik auf-
nau, unsere Produktionsleiter wissen, was ‚ihre‘ gebaut“, sagt Dolkowski. Diese Kompetenz nutzt
Maschinen wie herstellen können. Das ist für die Admonter jetzt als Marktvorteil. „Im Vergleich zu
Produktentwicklung eine große Bereicherung und Herstellern aus dem Ausland ist unser Kundenser-
beschleunigt den Prozess – Stichwort open innova- vice wesentlich besser, weil wir näher am Gesche-
tion“, sagt Dolkowski. hen sind. Teilweise führe ich selbst vor Ort raum-
akustische Messungen durch.“
VOM BODEN BIS ZUR DECKE
NOCH BESSER ALS GEDACHT
Vor etwa sieben Jahren entschied Admonter sich
Text Valentin Bayer
dazu, Akustikelemente zu entwickeln. „Der Trend Mittlerweile bietet Admonter drei verschiedene
Foto Admonter
Holzindustrie im Innenraum geht immer weiter in Richtung Produktgruppen von Akustikelementen an, mit
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