Anwältin, Mama, Mitgestalterin
Seit Mai 2021 ist Victoria Zeppitz Anwältin bei Schönherr Rechtsanwälte. Gerade einmal ein halbes Jahr, nachdem die Kanzlei ihren Standort in der Linzer Herrenstraße eröffnete. Über ihre Anfänge als Rechtsanwältin bei Schönherr, die Kultur des Unternehmens, die Balance zwischen Mamasein und Karriere und darüber, warum sie sich immer wieder für diesen Weg entscheiden würde – erzählt uns Victoria im Interview.
Beim Puzzeln, beim Möbelzusammenbauen oder auch in zwischenmenschlichen Konflikten: Die Leidenschaft, für jedes Problem eine Lösung zu finden und nicht lockerzulassen, bis sie auch wirklich gefunden ist, begleitet die 34-jährige Victoria seit ihrer Kindheit. Dass sie dies beruflich machen könnte und wie das konkret aussehen würde – dieser Gedanke formte sich jedoch erst, als sie mit 16 Jahren ein Praktikum bei Gericht machte. So führte ihr Weg zuerst in den Hörsaal, dann in eine Ausbildungskanzlei und schließlich hierher in die Herrenstraße 6, wo wir sie heute besuchen – bei Schönherr.
„Das, was ich jetzt tue, ist zwar nicht mehr so sehr Konfliktlösung, sondern eher Konfliktvermeidung. Aber das ist mir auch lieber“, lacht Victoria. Durch viel Kommunikation und durch gute Vertragsgestaltung sorgt sie dafür, dass es gar nicht zum Streit kommen muss. „Ich bin keinem streitigen Team zugeteilt und daher nicht so oft bei Gericht wie andere Kolleginnen und Kollegen bei uns“, erklärt sie.
Liegenschafts- und Gesellschaftsrecht sind zwar die Fachbereiche, auf die sich Victoria spezialisiert hat. Die Linzer Niederlassung deckt jedoch noch viel mehr ab. „Wenn ein Geschäftsführer eines Mandanten ein privates Rechtsproblem hat, dann machen wir das auch mit. Oder irgendwelche andere Sachen, die er gelöst haben möchte“, so die Anwältin. Abwechslung ist da garantiert.
Miteinander auf Augenhöhe
Dass sie Spaß an ihrem Job hat, das merkt man Victoria an. „Ich glaube, wenn man keinen Spaß an seinem Beruf hat, dann schafft man ihn auf Dauer auch nicht. Wir verbringen ja doch alle sehr viel Zeit mit Arbeit. Da würde man sonst unglücklich werden.“ Das sei es auch, was das Team bei Schönherr vereine: die gleiche Motivation und der gleiche Einsatz, mit denen Probleme angegangen werden. Aber nicht nur das: „Unsere Arbeit erfordert ein hohes Maß an Engagement und Professionalität, da die Anforderungen an uns groß sind. Da ist dann wichtig, dass man im Team den Rückhalt hat.“ Zusammenhalt wird hier großgeschrieben. Und das nicht nur unter den Juristinnen und Juristen.
„Ohne unsere Assistenz könnten wir die Leistung, die unsere Mandantinnen und Mandanten erwarten, nicht erbringen, und andersrum auch nicht.“ Für Victoria ist klar: Jeder hat seinen Part und jeder ist gleich wichtig. „Darauf wird hier sehr viel Wert gelegt, dass die Einzelnen wertgeschätzt und gefördert werden.“ Und das beginne schon im Kleinen: indem die Mitarbeitenden zu Terminen mitgenommen oder im E-Mail-Verkehr mit Mandanten miteinbezogen werden. „Ich war ja selbst Konzipientin und weiß, wie wertgeschätzt man sich fühlt, wenn auch nach außen gezeigt wird, dass man die ganze Vorbereitung gemacht hat.“
Immer in Bewegung
Nach ihrer Ausbildungszeit stand für Victoria die Frage im Raum: Wohin jetzt? Persönlich und fachlich wollte sie sich weiterentwickeln. „Ich habe gewusst, dass Schönherr sehr viele Expertinnen und Experten hat, von denen ich lernen kann. Das hat mich total angesprochen. Außerdem gab es das Linzer Office zu dem Zeitpunkt erst seit einem halben Jahr. Diesen Standort mitaufzubauen – das war damals eine Herausforderung, die ich gerne annehmen wollte.“ Rückblickend ist ihr klar: Es war die richtige Entscheidung. „Ich habe sehr bald sehr viele Freiheiten bekommen und mittlerweile auch einige Managementaufgaben übernommen. Das macht mir einfach Spaß.“
Mitzugestalten bedeutet für Victoria auch, einen kleinen Impact auf die Zukunft der Branche zu haben, die ihrer Meinung nach einen Neuanstrich verdient. Ihr Wunsch für diese Zukunft? „Ein bisschen weiblicher, ein bisschen mehr Work-Life-Balance, ein bisschen mehr Wertschätzung.“
Fünf Anwälte und Anwältinnen, drei Konzipienten und Konzipientinnen, zwei Paralegals und drei Assistentinnen – so sieht das junge Linzer Team aktuell aus. Zuwachs ist vor allem in den letzten Jahren gekommen. Mit der Zeit zu gehen, ist bei Schönherr kein leeres Versprechen. „Ich finde, das beste Beispiel ist, dass es bei uns einen regelmäßigen Wechsel im Management-Team der Gesamtkanzlei gibt. Das ist in lokalen Anwaltskanzleien unüblich.“ Schönherr hingegen ist der Meinung, eine begrenzte „Amtszeit“ halte die Kanzlei in Bewegung. Stillstand gibt es hier nicht.
Effizienz statt Überstunden
Dazu gehört auch die technische Ebene. Im Bereich Legal Tech – dem Einsatz moderner Technologie im juristischen Alltag, um Arbeitsabläufe effizienter und präziser zu gestalten – ist Schönherr österreichweit und international vorne mit dabei. Programme zur Vertragsprüfung, automatisierte Dokumentenerstellung, digitale Recherchetools oder KI-Systeme, die Routineaufgaben übernehmen: Für die Kanzlei ist Legal Tech längst kein Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit, ohne die man in einigen Jahren nicht mehr auskommen wird. „Wer sie nicht nutzt, verliert den Anschluss“, davon ist Victoria überzeugt.
Ein besonderer Vorteil liegt ihrer Meinung nach in der Chance, mithilfe der Technologien Beruf und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. „Effizienz heißt für mich nicht, dass wir mehr arbeiten, sondern, dass wir Zeit gewinnen“, betont Victoria. „Die Technologie soll uns helfen, die Qualität zu steigern und gleichzeitig Freiraum zu schaffen. Eine Stunde, die ich früher mit Recherche verbracht habe, kann ich jetzt besser nutzen –
für eine noch tiefgehendere Analyse oder auch einfach, um früher nach Hause zu gehen.“
Vor allem für Nachwuchsjuristinnen und -juristen ist das, wenn auch von älteren Generationen manchmal negativ gesehen, entscheidend. „Die junge Generation will nicht mehr 50 Stunden pro Woche arbeiten. Legal Tech ist eine Chance, den Beruf wieder attraktiver zu machen – durch smarte Tools, moderne Arbeitsweisen und mehr Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.“ Als Mama einer einjährigen Tochter spricht sie aus Erfahrung. „Es ist ein Vorurteil, dass der Anwaltsberuf nicht vereinbar mit einem Familienleben wäre. Ich kann sagen: Mama und Anwältin sein, das geht sehr wohl und auch sehr gut!“ Dass KI ihre Rolle ersetze, davor hat Victoria keine Angst. Denn trotz aller technischen Entwicklungen ist für sie klar: „Juristische Arbeit bedeutet, individuelle Lösungen für Mandanten zu finden. Das ist und bleibt menschlich. Und das kann eine KI nicht. Denn die fachlich korrekteste Lösung ist nicht immer die passendste.“_
Redaktion
- Zofia Wegrzecka
Fotos
Antje Wolm