NACHhaltig denken – VORreiter sein
Wer sind sie – die Visionäre, wenn es um die Themen Umweltbewusstsein, Energiewende und Kreislaufwirtschaft geht? Wir zeigen vier Unternehmen, die angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern vor neuen Ideen nur so sprudeln und damit einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten.
#Kommunalkredit
Grün ist nicht nur das Logo der Bank, grün ist vor allem ihre tägliche Ausrichtung. Die Kommunalkredit ermöglicht Projekte in den Bereichen Energie und Umwelt, soziale Infrastruktur, Kommunikation und Digitalisierung.
Wie wird sich der Eigentümerwechsel bei Ihnen auf Ihre Ziele im Bereich Nachhaltigkeit auswirken?
Sebastian Firlinger: Mit unserem neuen Eigentümer Altor verbindet uns die Vision, den Übergang zu einer grünen und nachhaltigen Zukunft zu fördern. Beide Institutionen haben durch ihre Investitionen und ihre Beteiligung an nachhaltigen Infrastruktur- und Energieprojekten in ganz Europa umfangreiche Erfahrungen in der Finanzierung des grünen Wandels gesammelt. Diese Expertise wollen wir gemeinsam verdichten und noch konsequenter vorantreiben. So können wir die Zukunft ein bisschen grüner machen.
Welche Hürden müssen Ihrer Meinung nach beseitigt werden, damit Österreich und Europa die Energiewende noch schaffen können?
Sebastian Firlinger: Das Vorantreiben des Klimaschutzes ist und bleibt oberste Priorität. Ein Umdenken im Mobilitätsverhalten, neue Wege der Digitalisierung und innovative Lösungen in der Energienutzung und -gewinnung sind der neue Imperativ. Dazu sind Änderungen in den Strukturen, verkürzte Wege und rasche Entscheidungen notwendig. Und der Wille und Glaube, etwas zu verändern. Der Green Deal der Europäischen Union und die österreichische Klimaschutzstrategie verlangen klare Ziele, klare Regeln und Zuverlässigkeit. Das klingt in der Theorie sehr einfach, die Praxis beweist anderes. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir diese Meilensteine gemeinsam erreichen.
Welche Maßnahmen müssen von der Gesellschaft und Politik gesetzt werden und wie setzen Sie bewusst nachhaltige Akzente?
Sebastian Firlinger: Die beste Art, die Zukunft vorauszusagen, ist sie selbst zu gestalten. Gerade in einer Welt mit ihren vielen Krisen und Optionen braucht es Menschen, die mit einem klaren Kompass vorausgehen und sich zur grünen Wende bekennen. Da ist jeder gefordert. Das darf keine Frage der politischen Opportunität und des politischen Selbstzwecks sein. Die gegenwärtige Belastung darf die Gesellschaften nicht vom Ziel eines gerechten Übergangs abbringen. Wir alle sind Partner dieser grünen Wende: die Politik – von der regionalen über die nationale bis zur internationalen Ebene –, Energieunternehmen, Wirtschaft, Investoren, die Finanzbranche. Wir leben das täglich. Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft kann nur ‚grün‘ lauten.
#Hennlich
Hennlich ist ein international agierendes Familienunternehmen mit Sitz in Suben und St. Marienkirchen, das in 18 Ländern tätig ist. Es ist auf die Beratung, den Vertrieb und die Produktion von technischen Produkten spezialisiert.
Was macht Hennlich zu einem nachhaltig agierenden Vorzeigeunternehmen?
Peter Doblhammer: Bei Hennlich verstehen wir unter Nachhaltigkeit nicht nur die ökologische Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit hat für uns mit Langfristigkeit und Vertrauen zu tun. Das sind vor allem Beziehungen und Partnerschaften mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Lieferpartnern und Kunden. Diese Art zu denken und zu handeln ist einer unserer Grundwerte. Mit dem Bau unseres neuen Leistungszentrums Industrietechnik in St. Marienkirchen haben wir außerdem einen ökologisch nachhaltigen Meilenstein gesetzt. Das neue Unternehmensgebäude wurde nicht auf der grünen Wiese errichtet, sondern auf dem Grundstück einer ehemaligen Großtischlerei. Direkte Unterstützung für Personen, die unverschuldet in Not geraten sind, oder Spenden an Organisationen, die Menschen helfen, sind weitere Beispiele dafür, wie wir soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit leben.
Welche Dinge denken Sie bewusst anders oder neu?
Peter Doblhammer: Wir bezeichnen uns als „Die Mehrwert-Macher“ und im Sinne von Employer Branding positionieren wir uns als „Menschlich. Mehr Wert.“. Für uns sind das nicht nur nette Marketingslogans – diese Claims sind vor allem ein Auftrag für unser Handeln. Einen Mehrwert in alle Richtungen zu generieren – für unsere Mitarbeitenden und unsere Geschäftspartner. Unsere wertebasierte Unternehmenskultur ist die Basis für den Erfolg. Das funktioniert auch als international tätiges Familienunternehmen. Ein Beispiel: Menschen sind für uns keine Ressourcen – wir bezeichnen unsere Personalabteilung bewusst nicht als „Human Resources“, sondern als „People & Culture“.
Welches Mindset werden wir alle und Sie als Unternehmen brauchen, um die Krisen der Gegenwart und Zukunft bewältigen zu können?
Peter Doblhammer: Es ist wichtig, langfristig zu denken, aber dabei flexibel zu bleiben. Dann kann man auf Situationen entsprechend reagieren. Was meiner Meinung nach noch wichtiger ist, ist eine positive Grundeinstellung, Vertrauen in Partner, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Bereitschaft, in Menschen und Leistungen zu investieren, um gestärkt aus herausfordernden Zeiten hervorzugehen.
# SPL Tele
Die SPL Tele setzt ihren Fokus auf den Ausbau von Telekommunikations- und Breitband-infrastruktur sowie auf erneuerbare Energien und Ladeinfrastruktur.
Wie tragen Sie als Gesamtanbieter für Telekominfrastruktur dazu bei, dass die Zukunft grüner wird?
Florian Schütz: Natürlich ist auch unser Ziel, den CO2-Ausstoß zu minimieren. Daher wurden bereits 2016 die ersten Elektrofahrzeuge angeschafft. Aktuell sind wir stolz auf eine E-PKW-Flotte von 150 Fahrzeugen. Zusätzlich haben wir an all unseren Firmenstandorten dafür gesorgt, nachhaltigen Strom durch Photovoltaikanlagen zu produzieren, der wiederum auch für das Laden der Elektrofahrzeuge genutzt wird. Nachdem die Dächer unserer Unternehmensstandorte voll mit Photovoltaikanlagen waren, gingen wir auf die Suche nach einem passenden Produkt, das auf unseren Parkplätzen Energiegewinnung und Wetterschutz vereint. Das war die Geburtsstunde von unserem Photovoltaik-Carport „Thor“.
Welche Rolle spielt Ihr Photovoltaik-Carport bei der Umsetzung Ihrer Ziele?
Florian Schütz: Aktuell noch eine indirekte Rolle, da wir unseren Kundinnen und Kunden unsere Produkte erst nach den internen Pilotphasen anbieten. Im Jahr 2022 wurde das heutige Schwesterunternehmen electrify gegründet und darin alle nachhaltigen Geschäftsfelder gebündelt. Heute reicht das Portfolio des Unternehmens von Photovoltaikanlagen und Photovoltaik-Carports über E-Ladeinfrastrukturen bis hin zur Speicherung der gewonnenen Energie für ein nachhaltiges Energiemanagement. Als wir auf der Suche nach einem passenden Produkt waren, um unsere Parkplätze mit Photovoltaikanlagen zu überdachen, haben wir festgestellt: Es gibt keines, das unserem Qualitätsanspruch entspricht. Deswegen haben wir es selbst in die Hand genommen und den Carport Thor entwickelt, benannt nach dem Donnergott. Er schützt die Fahrzeuge unserer Mitarbeitenden vor Wettereinflüssen und ist eine nachhaltige Form der Energiegewinnung zugleich.
Welche Neuerungen bringt die Version 2.0 des Carports?
Florian Schütz: In der Vergangenheit entwickelte Lösungen werden bei uns laufend überdacht. Bei der Version 2.0 benötigen wir kein Dach mehr, denn die PV-Module selbst sind das Dach. Diese sind bifazial ausgeführt, das bedeutet, wenn ein Fahrzeug darunter steht, wird das Sonnenlicht reflektiert und die Energiegewinnung erfolgt zusätzlich auch von der Unterseite. Dank statischer Neuerungen sparen wir bei der Anzahl der benötigten Stützen und somit bei den Materialkosten. Gleichzeitig schaffen wir dadurch größere Freibereiche und das Risiko von Schäden an Fahrzeugen und dem Carport selbst wird minimiert. Unsere nächste Herausforderung wird der sich verändernde Strommarkt sein. Wir beschäftigen uns mit Lösungen, die uns dabei helfen, von den dynamischen Stromtarifen zu profitieren. Schwerpunkt in den kommenden Monaten ist daher die Eigenverbrauchsoptimierung.
# Stiegl-Gut Wildshut
Das Stiegl-Gut Wildshut ist 2015 als das erste Biergut Österreichs gegründet worden und nimmt alle Schritte des Bierbrauens in die eigenen Hände.
Was zeichnet das Stiegl-Gut Wildshut besonders aus?
Herbert Stranzinger: Das Stiegl-Gut Wildshut ist de facto Österreichs erstes Biergut und als solches eben nicht nur einzigartig, sondern auch ein Muster-Biergut, wo wir höchste ökologische und qualitative Ansprüche an uns selbst stellen und dies auch transparent zeigen. Hier werden alle Schritte des Bierbrauens in die eigenen Hände genommen – vom Anbau seltener Urgetreidesorten in der eigenen Biolandwirtschaft über das Mälzen und Rösten des Getreides bis hin zum Brauen der Bierspezialitäten, die in der Vollholzbrauerei mit Wasser aus der eigenen Quelle hergestellt werden. Diesen hohen Anspruch und diese Qualität kann man als Besucher am Gut ansehen, verkosten, erleben und spüren.
Warum ist das Stiegl-Gut Wildshut ein Vorreiter in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Artenvielfalt?
Herbert Stranzinger: Mit der Eröffnung eines eigenen Bierguts ging es der Eigentümerfamilie Kiener vor allem um ein nachhaltiges, neues Wirtschaften und den respektvollen Umgang mit den Ressourcen. Dazu zählt auch, die Bodenbewirtschaftung auf eine neue, zeitgemäße und generationentaugliche Art und Weise zu verändern. Daher schenkt man in Wildshut den Themen Bodengesundheit, Artenvielfalt und Kreislaufwirtschaft besondere Aufmerksamkeit, das bedeutet, dass der Natur mehr zurückgegeben als genommen wird – und das finde ich großartig.
Warum bewegen Sie diese Themen persönlich?
Herbert Stranzinger: Ich habe mich immer schon mit der Herkunft und Qualität von Lebensmitteln beschäftigt und festgestellt, dass qualitativ hochwertige Produkte nicht nur besser schmecken und gesünder sind, sondern sich auch positiv auf meine Psyche auswirken.
Welche Ziele haben Sie sich in Ihrer neuen Position gesetzt und welche Ideen möchten Sie gemeinsam mit Ihrem Team umsetzen?
Herbert Stranzinger: Das Stiegl-Gut Wildshut wurde bereits 2015 geöffnet, um die „Vision vom guten Leben“ als Leuchtturm für ein neues Ernährungs- und Lebensbewusstsein zu realisieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich möchte daran arbeiten, das Biergut weiterhin noch mehr in all seinen Facetten erlebbar zu machen und zum Strahlen zu bringen.
Was ist Ihre Vision für ein neues Ernährungs- und Lebensbewusstsein?
Herbert Stranzinger: Regional, saisonal, frisch vom Markt einkaufen. Frisch kochen, alles selber machen und keine Fertiggerichte oder industriell aufbereiteten Produkte verwenden. Außerdem glaube ich daran, dass man Lebensmittel mit Liebe und Leidenschaft herstellen und verarbeiten sollte, denn das schmeckt man und tut allen gut.
Wie tragen Sie mit dieser Vision dazu bei, Lösungen für heutige Herausforderungen zu finden?
Herbert Stranzinger: Das Stiegl-Gut Wildshut ist eine Ideenschmiede, wo wir experimentieren und neue Dinge und Ideen ausprobieren, um genau damit zur Lösung solcher Herausforderungen beizutragen. Hier werden, gemeinsam mit verschiedenen Partnern, zukunftsweisende Projekte in der eigenen Land- und Viehwirtschaft umgesetzt, um beste Getränke und Lebensmittel in Bioqualität zu produzieren. Das reicht von den Speisen in unserem Biorestaurant am Gut bis zu den Bierspezialitäten und Edelspirituosen, die vor Ort hergestellt werden. Und so ist Wildshut nicht nur eine Experimentierküche, sondern zugleich auch ein Refugium für Genusssuchende, wo man entdecken kann, das Einfache in seiner ganzen Schlichtheit wertzuschätzen und bewusst zu genießen._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Firlinger: fotowagner; Doblhammer: Antje Wolm; Schütz: SPL Tele; Stranzinger: Christian Leopold; Gettyimages