Zweite Primärversorgungs-Einheit entsteht in Haslach
Obwohl dieses Modell der Gesundheitsversorgung bereits international anerkannt ist, sind Primärversorgungseinheiten in Österreich noch völlig neu. Neben einer hausärztlichen Betreuung durch Allgemeinmediziner sollen viele weitere Gesundheitsberufe wie etwa Diplomkrankenschwestern, Physiotherapeuten, Psychologen, Diätologen, Logopäden und Geburtshelfer unter einem Dach vereint werden. „Die gewünschte verbesserte strukturierte Zusammenarbeit mit den anderen Gesundheitsberufen speziell in den ländlichen Regionen kann so besser organisiert werden“ betont Erwin Rebhandl, Gemeindearzt und Projektleiter der PVE Haslach.
Umwege sparen
Durch erweiterte Öffnungszeiten am Nachmittag und an Samstagen möchte man eine insgesamt umfassendere Patientenversorgung gewährleisten und die Spitalsambulanzen entlasten. Zudem sei es ein Ziel, Lehrpraktika für Studierende der medizinischen Fakultät in Linz zu ermöglichen. OÖGKK-Obmann Albert Maringer unterstreicht den Leistungsanspruch der Gebietskrankenkasse: „Unsere Versicherungsgemeinschaft muss zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, vom richtigen Behandler, in der richtigen Qualität versorgt werden – und zwar lückenlos und überschneidungsfrei“.
Ärztemangel durch demographischen Wandel
Der Wandel der Bevölkerungsstruktur ist in Oberösterreich deutlich spürbar: „Mehr als zwei Drittel aller ärztlichen Leistungen werden im (hohen) Alter in Anspruch genommen, während in den nächsten vierzehn Jahren etwa die Hälfte der niedergelassenen Ärzte im Pensionsalter sein wird„ warnt Gesundheitsreferent Landeshauptmann Josef Pühringer. Seiner Ansicht nach kommen die Primärversorgungs-Einheiten hier entgegen, er bekräftigt jedoch, dass es nicht konzeptionell beabsichtigt sei, Hausärzte mit diesem Projekt zu ersetzen.
„Die Primärversorgungs-Einheiten sollen das Versorgungsangebot für Patienten ergänzen, nicht ersetzen.“
Josef PühringerLandeshauptmann und Gesundheitsreferent
Einigung bei der Finanzierung
Für den Aufbau der Behandlungsleistungen am Haslacher Kirchenplatz rechnet man mit einer Anschubfinanzierung von 90.000 Euro. Der jährliche Mehraufwand von 240.000 Euro (im Vergleich zur bisherigen hausärztlichen Versorgung) soll zu 65 Prozent vom Sozialversicherungsträger und zu 35 Prozent vom Land OÖ finanziert werden.
Das Projekt in Haslach ist ebenso wie das in Enns mit einer vorläufigen Dauer von fünf Jahren festgelegt. Um zeitgerechte Anpassungen vorzunehmen möchte man das Zukunftsmodell laufend evaluieren. Bis 2021 sollen österreichweit zwischen 50 bis 70 Primärversorgungs-Einheiten realisiert werden. Laut Pühringer „müsse man jedoch abwarten, wie das Modell von Patienten und Ärzten angenommen wird“.