Schlachthof mit Wellnessmusik und viel Holz
„Wir wollen neue Maßstäbe setzen“, sagt Florian Hütthaler, Eigentümer des gleichnamigen Fleischverarbeiters mit Sitz in Schwanenstadt bei der Eröffnung des neu gebauten Schlachthofes nach Tierwohlkriterien. Was er damit meint, wird beim Rundgang durch den Neubau im Gewerbegebiet von Redlham im Bezirk Vöcklabruck schnell klar. Im Wartesaal, in den die Tiere angeliefert werden, hört man ruhige Musik, wie man sie von Wellnessbereichen in Hotels und Thermen kennt. Die Abtrennungen im 850 Quadratmeter großen Raum sind alle aus Holz. Durch den Einsatz des natürlichen Rohstoffes Holz erwartet man sich ein besseres Raumklima. Holz reduziert zudem den Schall. Die Tiere sollen „intuitiv“ den Weg vom Abladen bis zum Betäuben finden. Maßnahmen dafür sind eine völlige Barrierefreiheit, die Treibwege sind S-förmig mit abgeschrägten Kanten gestaltet, durch eine spezielle Lichtgestaltung will man Schattenbildungen verhindern und es gibt eine leichte Grundsteigung von 2,5 Prozent. Bei der Musik greift man auf vier Stunden Material zurück, dass für Milchkühe produziert wurde. Eine Studie einer Uni in England hat nachgewiesen, dass Rinder damit mehr Milch produzieren. Wie Schweine darauf reagieren und welche Wirkung die Musik auf Tiere in einem Schlachthof hat, dafür gibt es noch keine Erfahrung, denn Hüttahler hat mit seinem neuen Schlachthof nach Tierwohlkriterien laut eigenen Angaben ein europaweit einzigartiges Projekt geschaffen. „Wir haben nichts von der Stange genommen, alles dem Thema „Tierwohl“ untergeordnet“, sagt Hütthaler und verweist beim Rundgang durch den Warteraum dafür etwa auf einen Sprühnebel zur Steuerung der Temperatur und eingelassene Tränken. Ziel bei allen Maßnahmen sei immer, den Tieren einen möglichst würdevollen sowie stressfreien Umgang zu gewährleisten und damit gleichzeitig auch eine höhere Qualität bei den Fleisch-, Wurst- und Schinkenprodukten erzielen zu können.
Mit dem Thema Tierwohl startete das Familienunternehmen, dass zu den fünf größten Fleischverarbeitern Oberösterreichs gehört und knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt, bereits 2014. Für Tierwohl werden aufbauend auf die gesetzlichen Tierschutzbestimmungen zusätzliche Maßnahmen für die Tiere ergriffen, die sich zwischen konventionell und bio befinden. Unter der Marke „Hofkultur“ verkauft Hütthaler seit Anfang 2017 Tierwohl-Produkte von Rindern und Schweinen österreichweit im Handel. Hofer verkauft die Produkte unter der Marke „FairHof“. Mit dem neuen Schlachthof hat Hütthaler laut eigenen Angaben nun Europas erstes Tierwohl-Projekt, dass über die gesamte Wertschöpfungskette, beginnend bei den 30 Partnerhöfen, über den Frächter, bis zum Schlachthof, reicht.
Besichtigungen nach Voranmeldung
Der Neubau des Schlachthofes in der Nachbargemeinde des Firmensitzes, in Redlham, war aus Platzgründen notwendig. Am Firmensitz in Schwanenstadt platzte man aus allen Nähten und konnte auch keine Rinder schlachten. Mit dem Platz des alten Schlachthofes wird nun die Zerlegung erweitert. Im neuen Schlachthof werden ab 14. Februar die Tiere für alle Produktlinien, also konventionell, bio sowie die Marken „Hofkultur“ und „FairHof“ nach dem Tierwohl-Standard geschlachtet. Hütthaler will beim Schlachthof (auch) volle Transparenz bieten, es gibt zwei Glasportale, von denen man einen Blick in den Warteraum sowie in den Bereich, wo die Tiere bereits geschlachtet sind, werfen kann. Ab April werden jeden Freitag von 9 bis 11 Uhr kurze Rundgänge gegen Voranmeldung angeboten.
Die aktuelle Menge an rund 1.000 bis 1.500 geschlachteten Schweinen pro Woche soll bis zum Sommer durch die Ausweitung von aktuell drei auf fünf Schlachttagen pro Woche auf 2.000 bis 3.000 verdoppelt werden. Bei den Rindern will man mit einem Schlachttag und damit vierzig bis fünfzig Rindern pro Woche starten. Es werden ausschließlich Tiere aus ßsterreich für den österreichischen Markt geschlachtet. Die Partnerhöfe für die Tierwohl-Marken kommen aus einem Umkreis von maximal 50 Kilometern, womit ganz Oberösterreich erreicht wird. Auch sonst würden überwiegende Landwirte aus der Region und nur ganz wenige außerhalb Oberösterreichs an Hütthaler liefern.–>
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