Der Roboter kommt. Der Mensch bleibt.
Um diese Zukunft der Industrie einen Tag lang erleben zu können, lud die Wirtschaftskammer zum JournalistenausFLUG zur Industriemesse nach Hannover ein – dem internationalen Schauplatz der Digitalen Transformation. Mit an Bord: Wirtschafts- und Forschungsreferent Landeshauptmann-Stv. Michael Strugl. Innovative Technologien seien ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil für den Standort Oberösterreich, sagt er. Die Industriemesse biete eine gute Gelegenheit, um weltweit auf Oberösterreich aufmerksam zu machen. „Wir wollen Investoren und natürlich auch internationale Talente anziehen.“ 65 österreichische Aussteller präsentieren heuer ihre technologischen Neuheiten dem internationalen Fachpublikum, 22 davon kommen aus Oberösterreich. „Damit wird einmal mehr die Rolle unseres Bundeslandes als hoch innovatives Produktions- und Exportland bestätigt“, kommentiert Rübig.
„Bei der Industriemesse Hannover wird einmal mehr die Rolle unseres Bundeslandes OÖ als hoch innovatives Produktions- und Exportland bestätigt.“
Günter RübigObmann, Sparte Industrie der WKOÖ
Gleich bei unserem ersten Standbesuch, dem Stand der Upper Austrian Research GmbH (UAR), entdecken wir ein paar dieser Innovationen. Etwa einen neu entwickelten Algorithmus, der als „Broker“ bei der Verteilung von Aufträgen in der Produktionsumgebung agiert und dabei optimale Ergebnisse erzielt. Oder innovative Werkstoffe, von brandbeständigen Magnesiumlegierungen, über High-Tech Materialien für die Additive Fertigung bis hin zu modernen Stahlprodukten. Besonders große Aufmerksamkeit bekamen die gedruckten Drinks – hier werden von einem Roboter rote Kügelchen (mit Lebensmittelfarbe gefärbtes Zitronenöl) so ins Getränk gefüllt, dass sie zum Beispiel ein Riesenrad darstellen, oder natürlich jedes Firmenlogo. „Print a drink“ ist das weltweit erste 3D-Druckverfahren für Getränke, welches in Oberösterreich entwickelt wurde. Das UAR Innovation Network steht für ein Netzwerk hochkarätiger außeruniversitärer Forschungseinrichtungen mit Bezug zu Oberösterreich. „Die enge Vernetzung mit Wissenschaft und Wirtschaft gewährt Zugang zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Best-Practice Ansätzen aus der Praxis“, erklärt Wilfried Enzenhofer, Geschäftsführer von UAR. Die Hannover Messe Industrie sei eine bewährte Plattform zur internationalen Positionierung der Forschungskompetenzen und zum Aufbau eines grenzüberschreitenden Netzwerks.
Diese Plattform nutzt auch Ferrobotics mit Sitz in Linz, weltweit führend in der Entwicklung und dem Vertrieb flexibler und intelligenter Roboterelemente. Am Messestand tummeln sich internationale Besucher und bestaunen einen Roboter, der automatisiertes Schleifen von komplexen Druckgussteilen möglich macht. CEO Ronald Naderer auf die Frage, ob Roboter in Zukunft die Arbeit der Menschen in Fabriken übernehmen werden: „Wir haben Kunden, die in Tschechien, Weißrussland oder China schleifen und selbst dort Schwierigkeiten haben, Leute zu finden, die diese Arbeiten machen möchten. Das ist nicht die Zukunft der Arbeit. Wenn man schleift, zerstört die Vibration die Gelenke – das ist kein Job, mit dem man in Pension geht.“ Auch Peter Sticht, CEO von der Stiwa (ebenso auf der Messe in Hannover mit einem Stand vertreten) sieht den Einsatz der Technologie auch in Zukunft als Assistenz und nicht Konkurrenz. „Die Hilfsmittel rund um einen werden immer mehr“, sagt Sticht. Wichtig sei bei der Entwicklung dieser technischen Hilfsmittel, so Sticht weiter, diese so einfach wie möglich zu gestalten. „Es muss intuitiv erlernbar sein.“ Die große gesellschaftliche Frage werde sein: Wie schafft man es, mehr Menschen für Technik zu begeistern? „Die Bewerbungen flattern nicht herein, wir müssen aktiv auf die Leute zugehen“, sagt Sticht.
„Die große gesellschaftliche Frage wird sein: Wie schafft man es, mehr Menschen für Technik zu begeistern?“
Peter StichtCEO, Stiwa
Ein Rundgang auf der Industriemesse macht jedenfalls auch neugierig auf Technik . Und wenn man die Menschenmengen beobachtet, die sich durch die Hallen drängen, um die neuesten Technologien zu bestaunen, ist schwer vorstellbar, dass es eines Tages umgekehrt sein wird – dass Roboter hier durchlaufen und Menschen als Relikte der früheren Zeit wie im Museum betrachten werden.