Corona-Krise als Chance für Europa?
„Um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, wurden in der Krise in Europa nationale Grenzen geschlossen. Diese Schritte waren als Sofortmaßnahme richtig und wichtig“, sagt Stelzer. Längerfristig sei ein „Corona-Nationalismus“ aber keine Lösung. „Europäische, nationale und regionale Maßnahmen zur Krisenbewältigung müssen aufeinander abgestimmt werden und einander ergänzen, damit sie volle Wirksamkeit erzielen können. Aktuell ist der Stellenwert der Nationalität wieder gestiegen, dem gegenüber muss gerade jetzt auch ein gemeinsames europäisches Bewusstsein gefördert und gestärkt werden“, erklärt Stelzer.
Die Krise habe etwa gezeigt, wie wichtig es sei, dass unverzichtbare Güter in Europa produziert werden. „Wir müssen dafür sorgen, dass in bestimmten Branchen wie der Pharmaindustrie oder bei der Erzeugung von Schutzausrüstungen die Abhängigkeit von Drittstaaten verhindert wird“, sagt Stelzer. Die Produktion von wichtigen Gütern müsse aus Asien wieder nach Europa und Österreich zurückgeholt werden. Zusätzlich brauche es ein neues Notfallmanagement in der EU. Es wurden zwar 7,4 Billionen Euro von Nationalstaaten, Stiftungen und Organisationen gesammelt, um eine Impfung und Medikamente gegen Covid19 zu entwickeln, andererseits kam es zu negativen Erscheinungen wie nationale Exportverbote für medizinische Ausrüstung oder Ausreisebeschränkungen für Gesundheits- und Pflegepersonal. „Es braucht effiziente Notfallpläne, damit im Falle einer Krise europäische Maßnahmen rasch aufeinander abgestimmt werden können“, sagt Stelzer.
Auch Fragen der Versorgungssicherheit und der Abhängigkeit globaler Lieferketten müssten neu gestellt werden. „In der aktuellen Krise erlebt die Globalisierung einen Dämpfer, es ist wichtig, dass trotz der Beschränkungen die Wirtschaftskreisläufe wieder in Gang kommen“, sagt Wirtschafts- und Europa-Landesrat Markus Achleitner. Lieferketten müssten wieder stärker regionalisiert und neue Produktionen in Europa aufgebaut werden. „Eine Reindustrialisierung Europas wäre gerade für Oberösterreich eine große Chance“, sagt Achleitner.