Internetsucht: Betroffene werden immer jünger
In Südkorea gelten rund 20 Prozent der 14-18-Jährigen als Internetsüchtig. „Schon vor zehn Jahren hieß es dort, dass die größte Gesundheitsbedrohung von Computer- und Internetsucht ausgehe“, berichtet Kurosch Yazdi, Leiter der Ambulanz für Spielsucht in Linz, am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz.
Dabei redet er von Menschen, die zum Teil 48 Stunden durchspielen, jahrelang nicht in der Schule waren oder seit drei Jahren nicht mehr die Wohnung verlassen haben.
Und auch wenn es in Österreich noch nicht so schlimm ist, mahnt die aktuelle Entwicklung zur Vorsicht. Denn wie eine aktuelle Studie zeigt, werden vor allem im Bereich der Internet- und Spielsucht die Betroffenen immer jünger. „Vor fünf Jahren haben wir schon gestöhnt, wenn 14-Jährige zu uns gekommen sind. Doch jetzt sind Betroffene oft sogar erst neun Jahre alt. In zehn Jahren haben wahrscheinlich schon 6-Jährige ein Handy“, schüttelt Yazdi den Kopf.
2.000 Euro von Kreditkarte abgebucht
Was die Experten als großes Problem sehen: in den Onlinespielen sind nun schon oft Glücksspiel-Elemente eingebaut. Um im Spiel weiter zu kommen, müssen Geldbeträge überwiesen werden. Oft sind es nur wenige Euro. Doch diese summieren sich dann natürlich mit Fortdauer des Spiels. „Erst vergangene Woche hat sich eine besorgte Mutter bei uns gemeldet. Sie meinte, ihr Sohn habe 2.000 Euro für Online-Spiele von ihrer Kreditkarte abgebucht. Erst als die Karte gesperrt wurde, ist es der Frau aufgefallen“, so Psychotherapeut Karlheinz Staudinger.
Jugendliche können der Verlockung oft nicht widerstehen. Noch vor Jahren gab es Glücksspieler und bei Jugendlichen vorwiegend das Problem, dass sie zu viel Zeit im Web verplempern. Nun kommt es laut Experten zu einer Vermischung. Bei unserem Nachbar Deutschland hat sich beispielsweise die Zahl der Internetsüchtigen Jugendlichen seit 2019 auf fast acht Prozent verdoppelt. „Der Trend war schon vor der Pandemie erkennbar. Aber durch Corona und die Lockdowns ist alles beschleunigt worden“, ist sich Yazdi sicher.
Das Land OÖ setzt auf eine Strategie, die sowohl ein breites Angebot der Suchthilfe unterstützt und bereitstellt, aber vor allem auch schon in den oö. Bildungseinrichtungen durch Aufklärung, Information und Prävention vorsorgt
Christine Haberlander (Gesundheitsreferentin)
Mit den nötigen Präventionsmaßnahmen will das Land nun dieser Entwicklung entgegen steuern. Neben dem Angebot der Suchthilfe setzt Oberösterreich in den Bildungseinrichtungen bei Kindern und Jugendlichen auf Aufklärung, Information und Prävention.
Bereits in Krabbelstuben und in Kindergärten werden Teams zum Thema „Psychosoziale Gesundheit“ geschult. „Wir sehen, dass sich in der Pandemie die Nutzung von digitalen Anwendungen massiv verstärkt hat. Das bietet auf der einen Seite viele Chancen, birgt aber andererseits auch zahlreiche Risiken, die mit exzessiver Nutzung von digitalen Medien, Onlinespielen etc. einhergehen. Das Land OÖ setzt auf eine Strategie, die sowohl ein breites Angebot der Suchthilfe unterstützt und bereitstellt, aber vor allem auch schon in den oö. Bildungseinrichtungen durch Aufklärung, Information und Prävention vorsorgt“, so Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP).