5 gute Gründe…
… für die Herkunftskennzeichnung aller Lebensmittel. Das oberösterreichische Familienunternehmen Gourmetfein, das sich auf hochwertige Wurst- und Fleischspezialitäten fokussiert hat, gibt bereits seit 2016 bei allen Produkten die Namen der produzierenden Landwirtschaftsbetriebe an. Damit ist es in Österreich ein Vorreiter in der Branche. Geschäftsführer Florian Hippesroither erzählt, warum ihm diese Transparenz so wichtig ist, und nennt fünf gute Gründe dafür.
„Wenn wir Lebensmittel verarbeiten und Tiere schlachten, um diese weiterzuverarbeiten, tragen wir eine besondere Verantwortung“, ist sich Florian Hippesroither, Geschäftsführer von Gourmetfein, bewusst. „Ich möchte niemanden belehren, aber es tut nicht nur der Umwelt, sondern auch den Menschen gut, wenn wir auf die Qualität und Transparenz unserer Produkte setzen.“ Dass der Trend hin zu weniger Fleischkonsum geht, stört ihn dabei gar nicht. Ihm ist wichtig: „Wenn du Fleisch isst, dann iss was G’scheites.“
Laut Hippesroither gibt es zwei Zugänge: entweder Fleisch am freien Markt zuzukaufen und die brennenden Themen der Zeit zu ignorieren – für ihn nie eine Option. Oder den vielleicht unangenehmeren, aber ehrlicheren Weg zu wählen. Aus diesem Grund beschäftigte sich das Familienunternehmen schon viel früher als andere in der Branche mit der Herkunftskennzeichnung auf all seinen verarbeiteten Produkten. Außerdem wurden für die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette eigene Qualitätskriterien festgelegt, von der Gentechnikfreiheit über Tierwohlkriterien wie kurze Lebendtiertransporte oder Platzbedarf bis eben zur Kennzeichnung der Produktionsbetriebe auf den Etiketten.
Gourmetfein arbeitet mittlerweile mit 160 Rinderbauern und 50 Schweinebauern zusammen, pro Woche werden circa 60 Rinder und 1.500 Schweine verarbeitet. Als die Strategie zu mehr Transparenz 2014 im Unternehmen entsteht, geht der allgemeine Trend eigentlich in eine andere Richtung. Masse und Billigprodukte sind auf dem Vormarsch. „In dieser Zeit sind wir einen sehr mutigen Weg gegangen. Wir mussten die Bauern an Bord holen und auch die Kunden von einem höheren Preis überzeugen.“ Doch der Prozess machte sich für das Unternehmen schnell bezahlt. Und auch in schwierigen Zeiten, etwa während der Coronapandemie, wurde die Vertrauensbasis mit den Landwirten noch weiter gestärkt.
Die Visionäre einer Zeit würden immer erst im Nachhinein rehabilitiert, sagt Hippesroither und lacht. Für ihn ist Wirtschaften im Einklang mit der Natur aber schon immer selbstverständlich. „Wir können nicht auf Kosten der nächsten Generation leben.“ Dafür brauche es aber eine Zusammenarbeit aller Partner, von Landwirtschaft über Produzenten bis Konsumenten – und nicht zu vergessen: klare Vorgaben der Politik. Warum Gourmetfeins Weg der richtige ist? Hier die fünf wichtigsten Gründe, die für die Herkunftskennzeichnung sprechen:
#1 Freie Entscheidungsmöglichkeiten
Und zwar für die Konsumentinnen und Konsumenten. Gibt es keine Kennzeichnung auf verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst- und Fleischprodukten, wäre das für Hippesroither so, als würde man zwei schwarze Autos nebeneinanderstellen und die Marken runterschrauben. Handelt es sich um einen Mercedes oder einen Dacia? Die Konsumentinnen und Konsumenten müssten im Dunkeln wählen. Die Entscheidung für oder gegen ein Lebensmittel brauche eine fundierte, gesetzliche Basis.
#2 Klarer Produktionsauftrag
Treffen Kundinnen und Kunden bewusst eine Entscheidung für ein Produkt aufgrund seiner Herkunft, können sie auch bewusst einen Produktionsauftrag an Österreich vergeben. Entscheiden sie sich für ein Produkt aus einem anderen Land, müssen sie wissen, dass die Wertschöpfung nicht in Österreich bleibt. Außerdem bestimmen sie mit ihrem Kauf mit, unter welchen Produktionsrichtlinien ein Lebensmittel hergestellt wird. Nicht nur, was die Qualität betrifft, sondern auch, ob beispielsweise Menschenrechte gewahrt werden.
#3 Einfluss auf Transportwege
Bei Obst und Gemüse ist es Standard, zu wissen, welchen Weg sie zurückgelegt haben. Ebenso bei Kleidung. Bei verarbeiteten Lebensmitteln sind allerdings viele Unschärfen versteckt. Zum Beispiel wird in der Schweinemast neben Getreide circa 20 Prozent Soja eingesetzt, das häufig in Südamerika angebaut wird. Wenn bei der Schweinemast in Österreich gentechnisch verändertes Soja vom anderen Ende der Welt verwendet wird, muss dies bis jetzt nicht gekennzeichnet werden. Die Transportwege haben also einen großen Einfluss auf unsere fertigen Produkte. Gourmetfein verwendet übrigens nur gentechnikfreies Soja aus Europa.
#4 Steuerungstool
Insgesamt bietet die Herkunftskennzeichnung ein echtes Steuerungsinstrument, das zeigt: Von dort kommen die Lebensmittel, auf diesen Wegen, unter diesen Voraussetzungen und Produktionsbedingungen. Bei anderen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse schon lange eine Selbstverständlichkeit – das sollte auch für Fleisch- und Wurstwaren gelten, betont Hippesroither.
#5 Transparenz und Ehrlichkeit
In Wahrheit würde es der gesamten Branche guttun, wenn wieder mehr Transparenz und Ehrlichkeit Einkehr halten.“ Gerade bei so maßgeblichen Einflussfaktoren auf unsere Lebensmittel wie der Herkunft. Betriebe sollten stärker in die Produktqualität statt in oberflächliches Marketing investieren. Und die Sensibilität für den Treibstoff, den wir unserem Körper täglich zuführen, steige dadurch ebenso._
Redaktion
- Melanie Kashofer
Fotos
Gourmetfein