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Vergleichskochen: Lokal gegen Global

Vergleichskochen: Lokal gegen Global

105.000 Mal essen wir im Schnitt im Laufe unseres Lebens. Selbst frisch kochen oder zu Fertigprodukten greifen - diese Entscheidung hat massive Auswirkungen auf unsere Gesundheit, auf das Klima und die Wirtschaft. Die Konsequenzen wollte Umweltlandesrat Rudi Anschober gemeinsam mit Thomas Mohrs, Professor an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich am Freitag bei einem Schaukochen aufzeigen. Im Duell: Fertigpizza gegen frisch zubereitete Pizza aus lokalen Zutaten.

Dinkelmehl, Tomaten, Käse, Kohlrabi, Champignons und Marillen zur Verfeinerung: Diese lokalen Bio-Zutaten liegen in der Schauküche im zehnten Stock des Linzer Wissensturms, aus ihnen soll in der nächsten Stunde eine schmackhafte Pizza „Lokale“ entstehen. Daneben die Pizza „Globale“ – eine industrielles Fertigprodukt aus der Tiefkühltruhe, das bei vielen Oberösterreichern regelmäßig am Tisch landet. „Oft haben wir keine Ahnung, was wir damit unserem Körper zuführen – und wie sich unsere Ernährung auf die Gesellschaft auswirkt“, sagt Anschober und beginnt, das Dinkelmehl und die Hefe zu einem Teig zu kneten.

In den Küchen wird immer seltener selbst gekocht – weltweit ist der Konsum von Fertignahrungsmitteln im letzten Jahrzehnt um 92 Prozent gestiegen. 2.200 Milliarden Dollar werden damit jährlich umgesetzt. Jeder zweite befragte Europäer gibt an, nicht ohne Fertigprodukte auszukommen. Die Auswirkungen: Das Entstehen einer gewaltigen Industrie. „Oft bestimmt die dadurch entstandene Dominanz der Lebensmittelmultis die niedrigen Preise für Bauern“, sagt Mohrs. Dadurch verschärft sich der Druck auf kleine, regionale Produzenten.

Konsumentscheidung hat gewaltige Auswirkungen

Mittlerweile schneidet der Professor gemeinsam mit dem Landesrat die Paradeiser in kleine Stücke. „Nachweislich besteht ein enger Zusammenhang zwischen Ernährung und Gehirnfunktion - unser Gehirn reagiert am empfindlichsten von allen Organen auf die Nahrungsmittelzusammensetzung“, erzählt Mohrs, während er die Tomaten-Stücke püriert. Anschober schneidet den Kohlrabi und die Zwiebel in dünne Scheiben, dazwischen müssen die zahlreich anwesenden Journalisten und Kameramänner immer wieder vom Naschen abgehalten werden. Der Griff im Supermarkt zum Bio- oder Export-Gemüse hat gewaltige Auswirkungen. „Damit entscheiden wir uns, welches System wir unterstützen – regionale Strukturen oder Ausbeutung“, sagt Anschober. Tomaten etwa werden in Südspanien und Italien oft in gewaltigen Monokulturen unter hohem Pestizid- und Herbizideinsatz trotz extremer Wasserknappheit produziert, die Lebensbedingungen für die Plantagenarbeiter sind erbärmlich. „Mit regionalen Zutaten hingegen hat man als Konsument die Chance, kleinbürgerliche Strukturen wie in Oberösterreich, Sortenvielfalt und gute Haltebedingungen zu unterstützen“, sagt Anschober.

Als Argument gegen nachhaltige Ernährung wird nicht selten der Kostenfaktor aufgeführt. Der Vergleich Fertigpizza gegen „Pizza Lokale“ zeigt aber klar: Selbst Kochen ist pro Person gerechnet günstiger. „Für die belegte Marken-Tiefkühl-Pizza haben wir etwa drei Euro bezahlt, die Pizza Lokale kommt heute auf einen Preis von 2,10 Euro pro Person.“ Und auch geschmacklich gibt es einen klaren Sieger: Die selbst zubereitete Pizza wurde von allen Anwesenden zum klaren Sieger gewählt.