
10 Fragen an…
… Ilse Hankowetz. Die ausgebildete Sozialpädagogin arbeitet lange im Kinder- und Jugendbereich, bevor sie durch das Case Management mit dem AMS in Berührung kommt. Als 2020 eine Stelle beim AMS Gmunden ausgeschrieben ist, zögert sie nicht und bewirbt sich. Nach zwei Jahren übernimmt sie bereits die Rolle der stellvertretenden Geschäftsstellenleiterin. Wir stellen ihr zehn Fragen zu ihren Stärken, der Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und zukünftigen Trends.
#1 Welche persönlichen Stärken bringen Sie in Ihre Rolle ein?
Ilse Hankowetz: Ich würde mich als pragmatischen und lösungsorientierten Menschen beschreiben. Besonders wichtig sind mir die direkte Kommunikation und das Gemeinsame – dass wir gemeinsam Veränderung leben, dass wir Dinge einfach ausprobieren. Für mich gibt es kein Problem, das man nicht lösen kann. Wenn eine Herausforderung auftaucht, möchte ich sie wirklich verstehen. Außerdem habe ich ein gutes Gespür für unterschiedliche Stimmungslagen und Persönlichkeiten. Und im Arbeitsalltag darf der Humor auf keinen Fall fehlen.
#2 Welche Besonderheiten bringt Ihr Job im Alltag mit sich?
Ilse Hankowetz: In meinem Job gleicht kein Tag dem anderen. Das ist keine Floskel, es ist tatsächlich so, dass wir als Leiterinnen und Leiter der Geschäftsstellen mit jeglichen Themen und Problemlagen zu tun haben. Sei es eine kaputte Kaffeemaschine oder eine neue strategische Herangehensweise. Zusätzlich bin ich noch als Abteilungsleiterin im Service für Arbeitssuchende und als Gleichstellungsbeauftragte tätig. Meine Aufgaben sind also sehr vielseitig. Mir ist ganz wichtig, dass meine Kolleginnen und Kollegen die Befähigung und die Entscheidungsfreiheit haben, selbst zu gestalten, wie sie zu den besten Lösungen in der Beratung kommen. Denn im Endeffekt geht es immer um das Menschliche, und darum, verschiedene Lebensrealitäten zu verstehen und flexibel darauf zu reagieren.
#3 Wie gestalten Sie gemeinsam mit Ihrem Team die Zukunft des Arbeitsmarktservice mit?
Ilse Hankowetz: Ich will zuallererst die Vergangenheit verstehen und miteinbeziehen. Wir als ganzes Haus haben nämlich schon oft bewiesen, dass wir richtig gut darin sind, Ziele gemeinsam zu erreichen. Wir sind echte Krisenweltmeister und unser Zusammenhalt ist durch Herausforderungen wie Corona noch stärker geworden. Das ist der Punkt, an dem ich ansetzen möchte – sozusagen der Samen für die nächste Pflanze. Wir befinden uns in einem ständigen Wandel. Im Zuge dessen gestalte ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsstelle eine Zukunft, in der sich alle wohlfühlen.
#4 Welche innovativen Ideen haben Sie, um das AMS in Gmunden neu zu denken?
Ilse Hankowetz: Vor allem in der Kommunikation nach innen, aber auch nach außen brauchen wir einen innovativen Ansatz. Wir müssen noch flexibler auf die Kundinnen und Kunden zugehen, und zwar in verständlicherer Sprache. Für mich sind neue, kreative Formate in der Beratung denkbar. Man könnte die Menschen zum Beispiel schon vorab über ihre Kompetenzen reflektieren lassen und diese bei der Jobsuche noch viel stärker in den Fokus stellen, um die Personen nicht auf ihren formalen Abschluss zu reduzieren.
#5 Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit tagtäglich?
Ilse Hankowetz: Einerseits ganz stark die Menschen in der Geschäftsstelle und die Aufgaben, die ich als sehr erfüllend wahrnehme. Andererseits motiviert mich, wenn eine Kundin oder ein Kunde einen neuen beruflichen Weg einschlägt oder wenn positives Feedback bei uns eintrifft. Vor Kurzem hat uns jemand, der zwei Jahre arbeitsuchend war und mit Hilfe einer Arbeitsmarktförderung endlich wieder Fuß am Arbeitsmarkt fassen konnte, ein Foto von der Mittagsjause als Zeichen für das Ankommen im Arbeitsalltag geschickt. Das sind so richtige Gänsehautmomente.
#6 Wie wird Leadership im öffentlichen Dienst gelebt?
Ilse Hankowetz: Ich sehe die Rolle der Führungskräfte beim AMS als Coach und Ermöglicherinnen, die die Kolleginnen und Kollegen dabei unterstützen, ihre eigenen Stärken zu finden und sich verwirklichen zu können. Außerdem sind wir Krisenmanager und dürfen mit Mut Entscheidungen treffen, die unserer Belegschaft die notwendige Sicherheit geben.
#7 Wie prägt Ihr eigener Führungsstil Ihre Arbeit?
Ilse Hankowetz: Ich lege großen Wert darauf, offene Türen zu haben, über mich selbst lachen zu können und manche Dinge einfach nicht zu ernst zu nehmen. Ich hole laufend Feedback ein, das ich sehr ernst nehme und schätze, und setze auf Klarheit in der Kommunikation. Darüber hinaus bin ich eher der partizipative Typ und gebe allen die Möglichkeit, sich einzubringen und so sein zu dürfen, wie sie sind.
#8 Welche Herausforderungen sehen Sie speziell für Frauen am Arbeitsmarkt und wie unterstützen Sie dabei, diese zu überwinden??
Ilse Hankowetz: Leider sind wir in Österreich bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen noch lange nicht dort angekommen, wo wir sein sollten. Ebenso beim Gender-Pay-Gap – da sind wir an vorletzter Stelle im EU-Ranking. Das AMS fördert verstärkt Berufe, die höher entlohnt werden, um diese Einkommensunterschiede abzubauen. Mir ist es ein Anliegen, mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen und aufzuzeigen, dass Frauen beispielsweise auch für körperlich herausfordernde Tätigkeiten bestens geeignet sind. Wir wollen Frauen Mut machen, sich in Gehaltsverhandlungen nicht unter ihrem Wert zu verkaufen, und veranstalten Vorträge unter anderem zum Thema Pensionsversicherung. Finanziell unterstützen wir Frauen bei Bedarf mit Förderungen zum beruflichen Wiedereinstieg, wie beispielsweise durch die Kombilohnbeihilfe oder Kinderbetreuungsbeihilfen.
#9 Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Chancengleichheit zu fördern?
Ilse Hankowetz: Wir legen Wert auf geschlechtergerechte Sprache und Barrierefreiheit in den Stellenausschreibungen. Darüber hinaus arbeiten wir zum Beispiel mit dem NEBA (Netzwerk Berufliche Assistenz) Betriebsservice oder der Arbeitsassistenz zusammen, um Menschen mit Beeinträchtigungen in den Arbeitsmarkt zu bringen. Das Format „Meet & Match“ hilft diesen Menschen, ganz unkompliziert mit den Unternehmen in Kontakt zu kommen. Das AMS als Arbeitgeber ist ebenfalls ein Vorreiter, wenn ich zum Beispiel an unsere Grundausbildungen denke, bei denen Kinderbetreuung angeboten wird.
#10 Welche Trends erwarten Sie am Arbeitsmarkt in den kommenden 3 Jahren?
Ilse Hankowetz: Auf jeden Fall sehe ich den Trend zur Digitalisierung. Wir haben unsere Onlineangebote schon erweitert und werden es in Zukunft noch stärker tun. Zweitens: den Trend hin zu den Skills und Kompetenzen im Matching. Da sind wir Brückenbauer zu den Unternehmen. Eine weitere Herausforderung wird sein, mit dem Arbeitskräftemangel, den wir in allen Branchen sehen, bestmöglich umzugehen, unter anderem durch Qualifizierung und durch qualifizierte Zuwanderung. Ohne Letztere könnten wir viele Stellen gar nicht mehr besetzen. Dafür braucht es leistbaren Lebensraum in unseren Gemeinden und eine Willkommenspolitik der Menschen im Bezirk._
Redaktion
- Melanie Kashofer
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