Page 39 - DIE MACHER_Winter_2023
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Wertschätzung kann
nur durch entsprechende
Qualität vermittelt werden.
Klaus Buchroithner
Gründer, Vresh &
„Das Merch.“
von links: Raquel Silva
(Produktionsmanagerin
„Das Merch.“ in Portugal),
Klaus Buchroithner
Nachhaltige Mode als
Employer Branding
Die individuell gestaltete herumlaufen, muss die Bekleidung optisch an-
Bekleidung von „Das Merch.“ soll sprechend sein und sich gut anfühlen“, sagt er. In
Gemeinschaftsgefühl und der heutigen Zeit brauche niemand mehr das x-te
Sichtbarkeit für Unternehmen und Schla eiberl. „Das müssen die Firmen kapieren.“
ihre Marken erzeugen, Gründer Klaus Wertschätzung könne nur durch Produkte in an-
Buchroithner sieht das Textilienlabel sprechender Qualität vermittelt werden.
auch als Employer-Branding-Tool. 95
Prozent der Artikel werden innerhalb „In Zukunft noch radikalere Ehrlichkeit“
der EU produziert, man setzt auf
Nachhaltigkeit – in Zukunft soll das Die Marke sei zwar ein Premiumanbieter, aber „si-
noch radikaler passieren. cher kein unleistbares Luxusprodukt“. Der Schwer-
punkt liegt, genau wie bei „Vresh“, auf der Nach-
haltigkeit. 95 Prozent der Bekleidung werden in der
Holzboden, tiefe Sessel in einer Sitzecke, aus denen EU produziert, bald sollen es 100 Prozent sein. Dass
man am liebsten gar nicht mehr aufstehen möchte – die EU durch neue ESG-Richtlinien stärker gegen
in der Tabakfabrik, wo das Textillabel „Vresh“ Green- und Socialwashing vorgeht, würde den Lin-
Store und Büro hat, wird auch für die vom Unter- zer:innen in die Hände spielen. Buchroithner: „Wir
nehmen gegründete Marke „Das Merch.“ geplant. werden in Zukunft selbst noch radikaler ehrlich
„Seit wir hierher übersiedelt sind, werden wir als werden und bis ins Detail darstellen, mit wem und
Marke ganz anders wahrgenommen, wir gelten als welchen Materialien wir arbeiten, das hebt uns ab.“
die coolen, hippen Textilproduzenten“, sagt Buch- Eine Schneiderei in Portugal arbeitet exklusiv für das
roithner. Besonders in der heimischen Startup- Unternehmen, die Produzenten seien mehr als nur
Szene war das Label von Anfang an beliebt. Auch Geschäftspartner. „Wir haben eine Verantwortung
wenn sich der Gründer nach wie vor sehr stark mit für diese Menschen“, sagt Buchroithner. Die Pro-
der Gründerkultur identi zieren kann, würde man duzenten sind in der Kette oft das schwächste Glied
langsam ein bisschen aus dieser Branche heraus- und würden von manchen großen Marken ausge-
wachsen. „Unsere Hauptzielgruppe sind mittler- nutzt werden. „Gegen dieses ema wollen wir an-
weile Unternehmen mit 200 oder mehr Mitarbei- kämpfen. Wenn es etwa zu Überkapazitäten kommt,
ter:innen“, erklärt er. schieben wir das Problem nicht auf die Hersteller ab,
wie oft in der Branche üblich, sondern suchen eine
„Das Merch.“ sieht Buchroithner als Employer- gemeinsame Lösung.“ Die Vision des Teams: 1.000
Branding-Tool, Textilien würden Zugehörigkeits- Arbeitsplätze durch nachhaltige Textilproduktion in
gefühl scha en. Allerdings nicht automatisch. Europa scha en und die Industrie verändern. „Viel- Text Valentin Lischka
„Damit die Mitarbeiter:innen freiwillig damit leicht können wir andere inspirieren.“_ Foto Valentin Geiseder
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