Page 41 - DIE MACHER_Winter_2023
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Bundeskanzler Nehammer sagte im Sommer: zunehmen und danach zu trachten, dass die
„Innovationen entstehen nicht durch Verbote, Menschen rund um einen bestmöglich zur Gel-
sondern durchs Ermöglichen. Denn die tung kommen. Also „die Einzelleistung“ gibt es
Dampfmaschine wurde nicht verboten, sie wurde nicht.
durch etwas Besseres abgelöst.“ Wie sehen Sie das?
Robert Ottel: Das ist grundsätzlich richtig, auch Teil der Begründung war die gute Integration der
ich glaube nicht an die Zentral- oder Planwirt- Finanzfunktion in das Geschäftsmodell eines
schaft. Woran ich hingegen glaube, ist, dass es Unternehmens – insbesondere, wenn es um
Rahmenbedingungen braucht, für die die Politik komplexe Absicherungsgeschäfte für Rohstoffe
schlichtweg zuständig ist. Eine passende Analogie und Energie geht. Welche Rolle spielt hierfür der
hierzu: Wenn Grünstrom in Österreich die güns- Einsatz digitaler Lösungen?
tigste Form der Energie wäre, hätte vermutlich Robert Ottel: Sie sind vor allem ein Teil des Werk-
jedes Unternehmen bereits umgestellt. Allein des- zeugs, aber die Basis ist und bleibt das Verständ-
halb, weil es ein Kostenfaktor ist. nis des eigenen Geschäftsmodells. Man muss sich
darüber im Klaren sein, wie der Markt und Mit-
Mit Environment, Social und Governance bewerber reagieren oder wo Preisschwankungen
wurden aber im internationalen Vergleich doch bei Rohsto en und Energie an Kund:innen wei-
hohe Standards eingeführt, die es zu erfüllen tergegeben werden können und wo nicht. Die-
gilt. Sehen Sie darin einen internationalen se Kenntnisse sind der eigentliche Schlüssel, um
Wettbewerbsnachteil oder eine große richtig damit umzugehen.
Zukunftschance?
Robert Ottel: Zum Vergleich: In den USA löst man Mit dem Digital Austria Act adressiert die
das tendenziell eher über Förderungen und indem Bundesregierung ein breites Feld wichtiger
man Unternehmen stark unterstützt. Asiatische Digitalisierungsthemen – E-Government, digitale
Länder setzen hingegen zum Teil auf Planwirt- Infrastruktur, Cybersecurity bis hin zu Künstlicher
schaft. Auf internationaler Ebene sehe ich ESG Intelligenz. Ein Quantensprung oder lediglich ein
als Wettbewerbsnachteil, wobei ich keineswegs Schritt in die richtige Richtung?
bestreite, dass Handlungen notwendig sind. Es ist Robert Ottel: Es ist eine kontinuierliche Entwick-
absolut richtig, aktiv gegen den Klimawandel vor- lung, die sowohl die Unternehmen als auch die
zugehen. Nur müssen wir uns die Frage stellen, ö entliche Verwaltung sowie der Gesetzgeber
ob die Bevölkerung bereit ist, dafür zu „zahlen“. Schritt für Schritt gehen müssen. Problematisch
Denn was durch die Verbote auf den ersten Blick wird es dort, wo ein Teil dieses Zusammenspiels
gratis ist, kostet sie dann eben indirekt was. hinterherhinkt. Etwa wenn die Gesetze für be-
stimmte Technologien, die schon angewendet
Sie sagen: „Die Kunst eines Finanzvorstandes werden, noch nicht reif sind. Ich glaube, es ist
ist es, Zahlen spürbar zu machen.“ Inwiefern eine Entwicklung, die alle gehen müssen und die
sind die ESG-Kriterien dafür da, nachhaltige ohnehin statt ndet. Nur kommt es mir manch-
Veränderungen in der Verantwortung von mal so vor, dass die ö entliche Verwaltung viel-
Unternehmen spürbar zu machen? leicht auch sich selbst etwas schneller digitalisie-
Robert Ottel: Wir machen Fortschritte beim e- ren könnte._
ma Nachhaltigkeit, in Europa etablieren sich im-
mer mehr allgemein akzeptierte Kriterien – auch
durch die Taxonomieverordnung und andere Re-
gelungen. Hier sehe ich eine Chance, Nachhal- von links: Georg Platzer,
David Böhm, Robert Ottel,
tigkeit auch wirklich umzusetzen. Was allerdings Matthias Ortner,
Daniel Knuchel
nach wie vor der Fall ist: Im Durchschnitt sind
Unternehmen und ihre Kennzahlen noch immer
nanziell geprägt. Für viele ist es schwierig, den
grundsätzlichen Willen in eine veränderte Orga-
nisation, die auch nach innen wirkt, umzusetzen.
Heuer wurden Sie von Deloitte gemeinsam mit
Herbert Eibensteiner als Top-Führungsduo in
der Kategorie „Energie & rohstoffnahe Industrie“
ausgezeichnet. Welche Zutat darf in Ihrem
Erfolgsrezept als langjähriger Manager
nicht fehlen?
Robert Ottel: Persönlich bin ich der Überzeugung,
dass es als gute Führungskraft darum geht, die
Werte, die man tatsächlich hat, auch im Unter-
nehmen zu leben. Eine Vorbildfunktion ein-
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