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GERNOT, was bewegt



                           uns (vorwärts)?






                              Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster
                              zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und
                              Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“


                           5 Antworten                                aber die  Verspannungen und Haltungsschwie-
                           zum Nachdenken                             rigkeiten in fünf bis zehn Minuten völlig in den
                           von Gernot Schweizer                       Griff bekommen. Studien zeigen, dass wir unter
                                                                      Bewegung kognitiv viel bessere Leistungen er-
                                                                      bringen können.
                           Die Fragen dazu, noch viel mehr Antworten und
                           jede Menge Tipps für Bewegung (nicht nur mit
                           dem Körper, sondern auch mit dem Kopf) gibt‘s ab   #3
                           5. Juli in unserem Interviewpodcast zu hören.  Junge Menschen wollen kaum mehr 40 Stunden
                                                                      arbeiten. Das liegt nicht daran, dass die junge Ge-
                           #1                                         neration nur mehr eine  Work-Life-Balance Ge-
                                                                      neration ist, sondern weil sie nicht mehr darauf
                           Manager:innen sind wie Profisportler:innen: Sie   vorbereitet ist, was sie später leisten muss. Wir ent-
                           sind  sehr  fokussiert. Was  sie  tun,  tun  sie  richtig   wickeln unsere Kinder zurück, bevor sie sich frei
                           und extrem, aber oft zu einseitig. Wenn sie dann   entwickeln können. Wir legen sie in den Maxi-Co-
                           mit Sport beginnen, setzen sie sich meist zu hohe   si, später bringen wir sie mit dem Auto direkt vor
                           Ziele, die zu schweren gesundheitlichen Schäden   die Schultür, und dann findet die Bewegung nur
                           führen können. Der gesunde, unterschwellige   noch  am  Bildschirm  statt.  Denn  auch  das  leben
                           Sport kommt zu kurz. Wichtig ist vor allem die   wir ihnen von Anfang an vor, wenn wir mit dem
                           Bewegung im Alltag. Wer etwa zu Fuß oder mit   Handy in der Hand den Kinderwagen schieben.
                           dem Rad in die Arbeit oder Schule fährt, kommt   Die Wirtschaft wird viel Geld durch Gesundheits-
                           fitter an: Allein die Sauerstoffzufuhr führt dazu,   verlust oder zu wenig Leistung verlieren. Da gebe
                           dass wir ein ganz anderes Bewusstsein haben und   ich keinem Jugendlichen die Schuld, sondern der
                           leistungsfähiger sind.                     Gesellschaft und den Systemen. Passivität im Kin-
                                                                      desalter bildet die Grundlage für Probleme des Be-
                           #2                                         wegungsapparates und eine Vielzahl von Erkran-
                                                                      kungen.
                           Wer leistungsfähige (und gleichzeitig zufriedene)
                           Mitarbeiter:innen haben möchte, muss ihnen
                           auch während des Arbeitens Bewegung ermög-  #4
                           lichen. Zum Beispiel mit Programmen, die alle   Wir müssen in eine gesunde Leistungsfähigkeit in-
                           zwei Stunden am PC abgespielt werden – kleine   vestieren. Schauen wir mal nach China, Indien und
        Text   Susanna Winkelhofer
                           Inputs, die einen nicht zum Schwitzen bringen,   anderen Ländern, wo sich Kinder durch Armut
        Foto  J. Jank,  Mirja Geh
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