Page 4 - KarriereMACHER 2022
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Wer die besten Köpfe sucht …
… findet diese nicht immer auf Anhieb. Oder anders formuliert: Der Fachkräftemangel
zählt zu den größten Gefahren am österreichischen Arbeitsmarkt. Über eine historische
Herausforderung für die heimische Wirtschaft.
Wirft man einen Blick in die verschiedenen Bran- jede Menge ungenutztes Potential. Das Land stößt
chen des Landes, müsste man vielen von ihnen an die Grenzen des Wachstums – was bleibt, ist
wohl die Schulnote „Nicht genügend“ ausstellen. eine gewisse Ratlosigkeit.
Zumindest, wenn es darum geht, die ausreichen-
de Verfügbarkeit an Arbeitskräften zu bewerten. Eine Bevölkerung im Wandel
Spätestens durch die Coronakrise wurde uns vor
Augen geführt, wie akut der Mangel im Gesund- Der Fachkräftemangel ist kein gänzlich neues
heitswesen ist. Und wer durch die Innenstädte Problem. Diskutiert wurde er bereits, als wir bei
schlendert, den beschleicht geradezu der Eindruck, Corona noch an ein eisgekühltes Trendgetränk im
die zahlreichen „Wir suchen“-Schilder gehörten Sommer und bei der Maskenp icht an eine Vor-
zur Grundausstattung der Gastronomiebetriebe. gabe im OP-Saal denken mussten. Die Krise kann
Dort und in der Tourismusbranche hinterlässt die daher nicht ausschließlich als Ursache, sondern
Pandemie bleibende Imageschäden – und den fa- vielmehr als eine Lupe verstanden werden, mit der
den Beigeschmack, diese Jobs seien nicht sicher, wir einen genaueren Blick auf gewisse „Baustellen“
nicht krisenresistent genug. im Land werfen mussten. Und je länger dieser an-
dauert, desto stärker wird eine Lupe bekanntlich
Doch die Probleme herrschen auch in vermeintlich zum Brennglas.
verlässlicheren Sparten. Schon vor der Pandemie
beklagten etwa Industriebetriebe den Mangel und Da drängt sich die Frage auf: Wo sind die Men-
auch im Baugewerbe ist man händeringend auf schen? Salopp formuliert: Sie sind zu alt, zu „non-
der Suche. MINT-Fachpersonal ist seit geraumer existent“. Zugegeben, das mag nun etwas über-
Text David Bauer Zeit ein knappes Gut. Dasselbe gilt mittlerweile spitzt klingen. Letztendlich bringt es jedoch genau
für unzählige Unternehmen, die auf so manchen das auf den Punkt, was der demogra sche Wandel
Foto GettyImages;
Herbstrith-Lappe: Auftrag verzichten müssen und dauerhaft auf der derzeit bewirkt. Trotz Zuwanderung schrumpft die
Andrea Klem; Hener:
Manuel Thomé Suche nach neuen Mitarbeitenden sind. Die Fol- Zahl der 20- bis 60-Jährigen, also der relevantes-
gen: Umsatzeinbußen, kürzere Ö nungszeiten, ten Gruppe unter den Erwerbstätigen, seit Jahren
Illu Gettyimages
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