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Wir müssen lernen,
auf Augenhöhe
zu kooperieren, denn Handel
ist friedensstiftend.
Veronika Wittmann
Assoziierte Universitätsprofessorin für Global Studies,
Johannes Kepler Universität Linz
Bild: Sitzen wir auf einem Zaun, können wir unse- durchgesetzt. Epistemische Communities wie die
ren eigenen Garten erst in dem Moment erkennen, Wissenschaft, die Wirtschaft oder die Diplomatie
in dem wir einen Blick in den Nachbarsgarten wer- funktionieren dadurch hervorragend. Mandarin
fen. Verharrt unser Blick immer nur in unserem wäre beispielsweise bedeutend schwerer zu erler-
eigenen Garten, werden wir niemals einen Blick nen. Dennoch gibt es natürlich auch kulturelle
auf das Eigene erlangen. Hindernisse oder Unterschiede. Das einprägsams-
te Beispiel ist wohl das unterschiedliche Verständ-
Mehr Weltoffenheit nötig nis von Zeit. Trotzdem ist es laut Wittmann nicht
schwierig, eine gemeinsame Sprache für Handels-
Laut Wittmann wäre Österreich gut darin beraten, beziehungen zu finden. Menschen sind sich viel zu
in seinen Handelsbeziehungen mehr Offenheit an ähnlich, als dass kulturelle Barrieren sie entzweien
den Tag zu legen. Sie ist überzeugt: „Nur, wenn könnten. Das Erkennen-Können des kulturellen
wir lernen, zu kooperieren und auf Augenhöhe Erbes der Menschheit in all seiner Vielfältigkeit sei
miteinander in Kontakt zu treten, können wir uns eine Bereicherung für jeden. Nur wer dies versteht,
als wichtiger Akteur am Weltmarkt positionieren.“ wird künftig erfolgreich sein._
Gerade in Europa verharrt man noch zu stark im
sogenannten eurozentristischen Denken, dabei
machen die Staaten des „Westens“ gerade einmal
zehn Prozent der Weltbevölkerung aus.
Schon gewusst?
Staaten wie China haben es geschafft, auch neue
Märkte und Handelsbeziehungen zum Beispiel #1 Glokalisierung: Eine Mischform von Globalisierung
in afrikanischen Staaten zu erschließen. Und und Lokalisierung. Globale Produkte oder Dienstleistungen
schafften dadurch in den letzten Jahren intensi- werden an lokale Gegebenheiten angepasst.
vere Beziehungen, als es 70 Jahre Entwicklungs-
zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika #2 Epistemische Communities: Expertennetzwerke,
vermochten. Wittmann spricht davon, dass die so- die in ihren Wissensbereichen Autorität ausüben und
genannten Kartograf:innen der Welt gesamte Erd- Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen,
zum Beispiel Wissenschaft, Diplomatie oder Management.
teile völlig außen vor lassen und unser Bild von der
Welt dadurch verzerren. Schon 2012 bezeichnete #3 Hybridität: All jene Dinge, die mit kulturellem
die französische Zeitung Le Monde Diplomatique Austausch einhergehen, sei es zum Beispiel ein Mischen
Nordamerika und Europa als „Old Empires“. Eben oder eine Kombination verschiedener kultureller Merkmale.
deswegen wäre es im Eigeninteresse von Österreich
und Europa, mit mehr Weltoffenheit in andere Re- #4 Homogenisierung: Das Verschwinden von typischen
gionen des Globus zu blicken. Unterschieden zwischen getrennten Kulturen zum Beispiel
durch die Globalisierung.
Hindern uns unterschiedliche Sprache und Kul-
tur nun daran, exporttechnisch erfolgreicher zu #5 Eurozentrismus: Eine Einstellung, die Europa unhinterfragt
in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns stellt.
sein? Von Wittmann kommt dazu ein klares Nein.
Englisch hat sich als gemeinsame Weltsprache
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