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Können wir der
KI vertrauen?
In Oberösterreich entsteht am Software Competence Center Hagenberg (SCCH) eine der ersten
Zertifizierungsstellen für vertrauenswürdige und „riskante“ KI-Anwendungen. Unter welchen
Bedingungen kann man einer KI vertrauen? Bei der Beantwortung dieser Frage geht es nicht etwa
um das Abwenden einer Gefahr für die Menschheit – sondern um Systeme, die zuverlässig und
vorurteilsfrei arbeiten.
Wir schreiben das Jahr 2029: Kurz nach ihrer Ak- Hochreiter ist einer der führenden KI-Expert:
tivierung löst die Künstliche Intelligenz „Skynet“ innen weltweit, seine Expertise ist auch bei Big-
einen Atomkrieg aus und will danach die übrig Tech-Unternehmen wie Google oder Amazon
gebliebene Menschheit auslöschen. Handlungen gefragt. „Die Sorgen und Vorurteile vieler Men-
wie jene des 1984 erschienenen Sci-Fi-Klassikers schen sind absolut unbegründet – da könnte ich
„Terminator“ mit Arnold Schwarzenegger sind genauso Angst haben, dass mein Bleistiftspitzer
bis heute der Grund, warum viele Menschen be- die Welt übernehmen wird“, sagt er. Die Ängste
sonders skeptisch gegenüber jeglicher KI-Tech- würden auf Missverständnissen beruhen. „Künst-
nologie sind. „Ich werde oft mit solchen Ängsten liche Intelligenzen haben keinen Überlebenswil-
konfrontiert. Egal ob Terminator, Matrix oder len“, sagt Hochreiter. Während sich dieser bei
auch Raumschiff Enterprise – Hollywood hat Lebewesen durch die Evolution entwickelt hat,
immer schon gerne Szenarien von Maschinen führen Künstliche Intelligenzen nur mathemati-
gezeichnet, die intelligent sind und dann außer sche Formeln aus. Einer Software ist es egal, ob
Text Valentin Lischka
Kontrolle geraten“, sagt Sepp Hochreiter, der das sie gelöscht wird oder nicht. „Das zweite Missver-
Foto Gettyimages; Nessler:
SCCH; Hochreiter: Labor für Artificial Intelligence am Linz Institute ständnis ist, dass Künstliche Intelligenzen selbst-
Barbara Klaczak;
Köszegi: Luiza Puiu of Technology leitet. ständig in der Welt agieren könnten – davon sind
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