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vusTV wechselte, zögerte sie nicht lange, klopfte an ist das Schönste, was einem Unternehmen passieren
Maiers Büro und teilte ihm mit, dass sie die Redak- kann: Wenn du jemandem Freiheiten gibst und es
tionsleitung übernehmen wolle. „Ich war wirklich doppelt zurückkommt.“ Dieses Engagement der
skeptisch“, erinnert sich Maier. „Sie war ganz jung, Mitarbeiter:innen brauche es heute mehr denn je.
hatte gerade ihr Praktikum abgeschlossen und hatte Denn: „Semiprofessionalität lassen die Leute nicht
keine Erfahrung als Redaktionsleiterin.“ Trotzdem mehr zu. Früher hat man uns das als Regionalfern-
gab er ihr die Chance. sehen noch verziehen, aber heute müssen regionale
Fernsehsender in der Redaktion genauso geführt
SENDEPAUSE? VON WEGEN! werden wie nationale Sender. Die Qualität der Be-
richterstattung muss genauso hoch sein. Das ist die
„Sie ist ein Arbeitstier und hat sich so reingehängt, große Herausforderung – mit den Budgets, die wir
dass es ein Wahnsinn ist. Ich bin dann schnell zur zur Verfügung haben“, so Maier.
Erkenntnis gekommen: Wir brauchen keine neue
Redaktionsleitung, wir haben bereits eine“, sagt AUS NICHTS WIRD NICHTS? OH DOCH!
Maier. Der Job sei kein einfacher, denn „sie ist für
alles und für alle da. Die Leute kommen ja nicht Doch genau darin waren Maier und Zimmermann
nur wegen der Arbeit zu uns, sondern auch mit viel immer schon gut: „Aus nichts etwas machen“,
Privatem, weil wir diese Firma sehr familiär führen.“
Dieser, wie er sagt, demokratische Führungsstil sei Moderatorin
nicht für jede:n geeignet. „Manche genießen es, in
so einem Umfeld zu arbeiten, andere brauchen eine
starke Führung. Die sind dann bei uns nicht so gut
aufgehoben, weil sie das System ausnutzen würden.“
Gut aufgehoben seien hingegen jene, die sich selbst
verwirklichen möchten. „Natürlich sind Strukturen
wichtig, aber bei uns kann man sehr, sehr flexibel
arbeiten und jede:r kann sich hier selbst verwirkli-
chen“, erklärt Marketingleiter Christian Zimmer-
mann. Genau das hat er auch selbst gemacht. Er ist
seit elf Jahren bei LT1. Bei Didi Maier sind es vier-
zehn Jahre und auch er setzt auf Freiräume für das
Team: „Wenn ich jetzt den Chef spiele und verlan-
ge, dass jemand von acht bis fünf hier ist und genau
dieses oder jenes machen soll, dann blockiere ich die
Person.“ Zimmermann nickt zustimmend und er- Isabella
gänzt: „Je mehr Vertrauen du jemandem schenkst
und je mehr du die Leute in Entscheidungen ein-
bindest, desto besser kannst du die ganze Firma auf Köck
ein next level bringen.“
IN DIE FERNE SEHEN Bald hat sie ihr Wirtschaftsstudium an der JKU abgeschlossen, dann
möchte die 21-Jährige voll als LT1-Moderatorin durchstarten. Seit drei
Genau dieses „next level“ brauche es schließlich in Jahren ist sie schon beim Sender und moderiert nun seit einigen Mo-
der Medienbranche. Der Druck ist im Laufe der naten die Nachrichten. Warum sie so selbstsicher vor der Kamera ist?
Jahre, vor allem durch den Fortschritt der Digitali- Vielleicht liegt es an ihrer Ausbildung als Balletttänzerin, den Dreh mit
sierung, groß geworden. „Natürlich ist das eine Rie- der (Bühnen-)Präsenz hat sie jedenfalls heraußen.
senherausforderung“, sagt Maier. „Aber wir mögen
Herausforderungen. Und ja, wir arbeiten ein biss- Mein Lieblingsplatz im Studio_ist hinter dem Nachrichtenpult.
chen mehr als andere, aber wir lieben die Arbeit hier
eben.“ Ich wollte immer_Radiomoderatorin werden,
seit ich zehn bin. Schon während der Schulzeit hab
ich bei LT1 Praktika gemacht.
Ähnlich geht es Patricia Brock. Wenn ihre Freun-
dinnen sie etwa bemitleiden wollen, weil sie an ei- 3 Dinge, die es für Teamwork braucht_Flexibilität (kurzfristig kann
nigen Tagen so lange arbeitet, dann denkt sie sich: sich immer viel ändern), Verständnis und auch eine gewisse Lockerheit
„Bevor ich acht Stunden am Tag etwas mache, das im Umgang miteinander
ich fad finde, mache ich lieber mehr Stunden am Einen Lachanfall bekomme ich, wenn_meine Kollegin Sandrine Witze
Tag etwas, das ich lustig finde. Das bringt mir ein- macht, während die Kamera auf mich zufährt.
fach mehr.“ Am meisten schätzt sie die kurzen Weg-
zeiten. „Wenn ich eine Idee habe, dann gibt es da 5 Minuten Sendezeit würde ich dazu nutzen, um_hinter die Kulissen
keine Bürokratie. Wenn sie gut ist, dann setzen wir von Balletttanz zu blicken. Ich glaube, dass viele nicht wissen, wie hart
dieser Sport ist, wie viel Training dahintersteckt.
sie um. Dazu brauchen wir dann nicht fünf Instan-
zen und müssen einen Arbeitskreis bilden und dann Eine Frage, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe_
reden wir noch mal drüber und in einem halben Wie man auf Knopfdruck kreativ sein kann.
Jahr schauen wir weiter … bei uns ist alles unmittel- Zufrieden bin ich mit meiner Arbeit_eigentlich nie. Ich finde immer
bar.“ Diesen Einsatz schätzt Didi Maier sehr: „Das irgendetwas, das ich gern besser machen möchte.
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