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„Wir müssen die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen in den Vordergrund
stellen, damit sie erfolgreich am Arbeitsmarkt tätig sein können“, sind sich die Macher
für Inklusion in Oberösterreich, das Betriebsservice und das Sozialministeriumservice,
einig. Sie zeigen uns anhand eines konkreten Falls aus der Praxis, welche Potentiale
sich für Unternehmen durch Inklusion ergeben und wie sie tatsächlich gelingt.
Als Dominik Ehmer, Personalverantwortlicher Christian Altendorfer, der regelmäßig mit den
beim Fahrzeugbauer Rosenbauer, die Bewerbung 41 begünstigt Behinderten im Unternehmen im
vom gehörlosen Martin Pumm in den Händen Austausch ist. Für ihn geht es vor allem darum,
hält, denkt er sich im ersten Moment: „Das wird die Barrieren der Menschen im Kopf abzubauen.
schwierig! Wie können wir dafür die passenden
Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen?“
Weil allerdings zur selben Zeit bereits ein Projekt Die Inklusionsmacher
zum Thema Inklusion gemeinsam mit dem Be-
triebsservice Oberösterreich am Laufen ist, ent- Derselben Ansicht sind auch Claus Jungkunz
scheidet Ehmer sich, Martin Pumm im Rahmen vom NEBA Betriebsservice und Jürgen Bock-
von inklusiven Arbeitserprobungen die Möglich- müller vom Sozialministeriumservice Oberös-
keit zu geben, in unterschiedliche Bereiche des terreich. Letzteres ist die Drehscheibe zum The-
Unternehmens reinzuschnuppern. Pumm hat ma berufliche Inklusion in Oberösterreich, der
sich schon knapp zwei Jahre bemüht, bei Rosen- Enabler sozusagen. „Wir beauftragen nicht nur
bauer Fuß zu fassen, und hat gemeinsam mit der das Betriebsservice, sondern das gesamte Netz-
Arbeitsassistenz für Gehörlose schon einige Ver- werk Berufliche Assistenz (NEBA) sowie viele
suche gestartet, auf sich aufmerksam zu machen. weitere Unterstützungsangebote für Menschen
Auch beim Betriebsservice war sein Name bereits mit Behinderungen“, führt Bockmüller aus. Das
bekannt und dort ermutigte man ihn, sich ein- Sozialministeriumservice steuert die gesamten
fach nochmals initiativ zu bewerben. Prozesse, ist für die Finanzierung von Maßnah-
men zuständig und stellt auch Folgeangebote
Bei der Abkantpresse bei Rosenbauer ist bereits zur Verfügung, um die Arbeitsplätze langfristig
ein gehörloser Mitarbeiter im Einsatz, deshalb zu sichern. Betriebe können zum Beispiel Lohn-
hält man diesen Arbeitsplatz für am besten ge- förderungen oder Förderungen für barrierefreie
eignet. Doch Martin Pumm möchte viel lieber Arbeitsplatzgestaltung anfragen. Das war auch
dort arbeiten, wo der AT, ein spezielles Lösch- für Rosenbauer ein Thema.
und Rüstfahrzeug, zusammengebaut wird. Die
Führungskraft und das Team sind sofort mit Das Betriebsservice hingegen ist das Kompe-
an Bord und seit knapp drei Monaten verstärkt tenzzentrum rund um das Thema Inklusion und
Pumm nun das Team. In seiner bisherigen Be- Arbeit in Oberösterreich und die Schnittstelle
rufslaufbahn war er schon mit einigen diskrimi- zwischen Sozialministeriumservice und den Be-
nierenden Aussagen konfrontiert und oft wurde trieben. „Wir haben das Wissen, stellen gemein-
auch über ihn statt mit ihm geredet: sam mit den Unternehmen die Bedarfe fest und
können diese Prozesse begleiten“, so Jungkunz.
„Der versteht doch eh nicht Damit Inklusion gelingt, braucht es seiner Mei-
alles – er muss dumm sein!“ nung nach vor allem Flexibilität in den Betrieben
sowie die Bereitschaft, neue Wege zu gehen und
„Der braucht viel zu lange, um sich von starren Vorstellungen zu lösen. Unter
Arbeitsprozesse zu durchschauen!“ anderem müssen Jobprofile neu gedacht werden.
„Es ist so mühsam, ihn in alle Auch Dominik Ehmer von Rosenbauer gibt zu,
Informationsprozesse einzubinden!“ dass er bis vor zwei oder drei Jahren noch der
Ansicht war, im Unternehmen brauche es nur
Auch bei Rosenbauer arbeitet das Team zuerst Fachkräfte. Inzwischen experimentiert man in
gemeinsam an der Kommunikation. Pumm Fünferteams damit, vier Fachkräfte anzustellen
muss nämlich das Gesichtsfeld und die Lippen- und eine Jobposition flexibel zu gestalten, je nach
bewegungen sehen können, um seine Kollegen vorhandenen Fähigkeiten – so auch im Team
zu verstehen. Mit der Zeit wird das Team rich- von Martin Pumm. „Dies nennen wir inklusi-
tig kreativ. Bei Rollläden, die sie am Fahrzeug ves Jobdesign“, erklärt Jungkunz. Es geht dar-
montieren, machen sie sich beispielsweise Klopf- um, die Anforderungsprofile aufzubrechen und
zeichen zunutze. Begleitet wird Pumm auch in Einzelaufgaben zu unterteilen und dann je
von der eigenen Behindertenvertrauensperson, nach Fähigkeiten wieder zusammenzusetzen.
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