Page 155 - 2024_02_DIEMACHER
P. 155
Die Gäste müssen
sich so wohl fühlen wie
bei Freunden oder
zuhause.
Manu Binder
Geschäftsführer,
Dombar
„Fortgehen
wird bewusster“
Das Ausgehverhalten verändert sich: Konsumentinnen und
Konsumenten entwickeln ein stärkeres Bewusstsein für
Qualität und Genuss, gleichzeitig geht man weniger fort.
Für Dombar-Chef Manu Binder sollte sich die Gastronomie
stärker an ihren Wurzeln orientieren: „Die Gäste müssen sich
wie zuhause fühlen“, sagt er.
Betriebs- und Gastronomieleiter, Restaurantmana- Angebot auf eine Kombination von höher- und
ger in unterschiedlichsten Linzer Betrieben: Schon niedrigpreisigen Angeboten. Wichtig ist für ihn die
lange bevor Manu Binder 2018 die Dombar im Transparenz. „Wenn man hohe Qualität anbietet,
Linzer Zentrum gründete, sammelte er Erfahrung muss man das auch entsprechend kommunizieren,
in der Branche. „Die Zeiten haben sich geändert“, dann gibt es Verständnis bei den Konsumentinnen
sagt er, „das Publikum geht heutzutage nicht mehr und Konsumenten.“ Um die Kulinarik kümmert
so wie früher fort.“ Einerseits habe die Coronakrise sich Küchenchef Peter Prandstötter. Den Service
das Fortgehverhalten negativ beeinflusst. Anderer- verantwortet Georg Probst.
seits seien Lokal-, Club- und Cafébesuche nicht
mehr die beliebteste Möglichkeit, andere Menschen Neuer Gastgarten mit Blick auf Mariendom
kennenzulernen. „Ich habe den Eindruck, heute
schreibt man sich eher auf Internetplattformen an.“ Rechtzeitig zum Sommerbeginn eröffnete die
Dombar einen Gastgarten für bis zu 100 Gäste.
Der klassische „Lokal-Zieher“ sei laut Binder eben- Worauf kommt es dabei an? Für Binder ist die Aus-
falls zum Auslaufmodell geworden, generell werde sicht einer der wichtigsten Faktoren. „Und die ist
weniger Alkohol konsumiert. Stattdessen würde bei uns mit einem wunderschönen Blick auf den
das neue Publikum versuchen, den Genuss hochle- Linzer Mariendom natürlich im Triple-A-Bereich.“
ben zu lassen. „Man geht bewusster fort und sucht Durch die Erweiterung werden die Wege in die Kü-
dabei mehr nach Qualität.“ Diesen Anforderungen che kürzer – und das Essen soll schneller am Tisch
will Binder in der Dombar gerecht werden. „Wir landen.
arbeiten mit regionalen und saisonalen Produkten
und sind immer um ein umfassendes Angebot von In die Zukunft der Gastronomie blickt Binder
offenen Weinen bemüht, die gut zu den Speisen trotz steigender Kosten und Fachkräftemangel op-
korrespondieren.“ Insgesamt hat die Dombar mehr timistisch. „Wir müssen den Blick zurück auf die
als 100 verschiedene Weine im Sortiment. Seit ei- Wurzeln werfen“, sagt er. „Gäste müssen sich füh-
niger Zeit würde auch der Stellenwert von Haus- len, wie wenn sie bei guten Freunden einen ent-
mannskost steigen. „Die Gäste freuen sich immer spannten Abend genossen hätten, dann kommen Text Valentin Lischka
mehr über Bodenständiges.“ Binder setzt in seinem sie wieder.“_ Foto Macher Media House /
Martin Anderl
155