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kommen, dass man sich „allein auf weiter Flur“
fühlt. „Im Verband ist man nicht alleine. Wir
bieten Möglichkeiten zur Vernetzung, man kann
unser Wissen anzapfen und wir stellen Werbe-
material zur Verfügung“, erklärt Stephanie. Vor
allem steht man nicht als Einzelkämpferin da,
sondern kann den Verband als Rückhalt nutzen,
zum Beispiel in Gesprächen mit Institutionen.
Zudem will der Verband psychosoziale Beratung
in der Gesellschaft verankern, enttabuisieren und
als Sprachrohr dienen. Ein Beispiel aus jüngster
Vergangenheit ist das Mitwirken bei der Firmen-
challenge 2023. „Tägliche fünfzehnminütige Ses-
sions, sogenannte ‚mental breaks‘, wurden von
Es ist ein Geben und Nehmen. LSBlern geleitet, und eine Woche lang haben wir
täglich Workshops angeboten“, erklärt Andrea die
Stephanie Niederhuber Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien.
Vorstandsmitglied, Österreichischer Verband Durch diverse Projekte und Initiativen wurde der
der Lebens- und SozialberaterInnen (ÖVLSB)
Beruf bereits sichtbarer gemacht. Und die Reise
von links: Andrea Einzinger und Stephanie Niederhuber geht weiter.
5 Fragen an … Irmtraud Ehrenmüller: Das ist mehr Spielrobotik.
Lieb, aber nicht nützlich. Vielmehr geht es um
Entwicklungen, die etwa Transportdienste unter-
Irmtraud Ehrenmüller ist FH-Professorin für stützen, oder beispielsweise Datenbrillen, die bei
Organisation und Prozessmanagement an der FH der Pflegedokumentation helfen. Was heute auch
OÖ. Sie forscht auf dem Gebiet der Robotik in schon Standard ist, sei das technologiegestützte
der Pflege, ein Thema, zu dem wir ihr fünf Fragen Verblistern von Medikamenten, die auf Patienten
gestellt haben: abgestimmt, abgezählt, verpackt und geliefert wer-
den – alles automatisiert.
Frau Ehrenmüller, welche Faktoren sind ausschlag-
gebend für die Überlastung von Pflegepersonal? Bedeutet Robotik im Pflegebereich neue
Irmtraud Ehrenmüller: Es sind nicht die Aufgaben Anforderungen an den Pflegeberuf?
an sich, sondern die Seiteneffekte des Personalman- Irmtraud Ehrenmüller: Durchaus. Es wird eine
gels, die belastend sind. Pflegekräfte stehen unter gewisse digitale Kompetenz brauchen. Wir gehen
immensem mentalen Stress, da sie unter ständigem davon aus, dass dies den Pflegeberuf für junge Leu-
zeitlichen Druck fehlerfrei arbeiten müssen. Diese te sehr viel attraktiver macht. Das heißt aber nicht,
Belastung hindert sie daran, am Ende der Schicht dass etablierte Pflegekräfte damit aus dem Markt
in Ruhe heimzugehen und zu regenerieren. geworfen werden. Neue Entwicklungen müssen in-
tuitiv bedienbar sein und ein Pflegeberuf soll keine
Sie arbeiten an digitalen Wegen, um Pflegepersonal Informatikkenntnisse erfordern.
zu entlasten. Wie sehen solche Lösungen aus?
Irmtraud Ehrenmüller: Für uns ist essenziell, dass Beamen wir uns mal in die Zukunft. Wie wird
die Technologie sich an den tatsächlichen Bedürf- ein Krankenhaus in 50 Jahren aussehen?
nissen der Pflege orientieren muss. Sie soll Pflegen- Irmtraud Ehrenmüller: Also jedenfalls ganz anders
de in ihrer Tätigkeit am Menschen unterstützen, als heute. Wahrscheinlich wird sehr viel techno-
anstatt sie noch mehr zu belasten, wie es bei tech- logieunterstützt passieren – im häuslichen Umfeld,
nologieorientierten Lösungen oftmals der Fall ist. durch Distance-Medicine. Also es wäre gar nicht
mal so, dass der Patient ins Krankenhaus geht, son-
Können wir uns in Zukunft auf humanoide dern dass das Krankenhaus zum Patienten kommt.
Roboter gefasst machen, die durch das Und es wird sehr viel Big-Data-gestützt mit Auto-
Krankenhaus wuseln? matisation oder Robotik gemacht werden._
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