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Wenn man mit
Mitarbeitenden spricht,
sind die erfüllt und gehen
jeden Tag gerne
in die Arbeit.
Der Blick auf die Wolfgang Hattmannsdorfer
Oö. Landesrat für Soziales,
Integration und Jugend
andere Seite
Geht man zum Arzt, kümmert man sich wenig darum, wie es dem Arzt geht. Die Stationspflegerin, die einem
das Blut abnimmt, fragt man selten nach ihren Sorgen. Dabei sind es genau diese Menschen – der Pfleger,
die Ärztin, der Therapeut, die Sozialberaterin –, die unsere Gesellschaft tragen. Wahre Alltagsheldinnen
und -helden, die im Helfen ihren Traumjob gefunden haben. Und dafür sind wir ihnen dankbar. Sehr sogar.
Heute wollen wir mal auf die andere Seite blicken – und die Frage zurückstellen: Wie fühlst du dich? Was
beschäftigt dich? Was treibt dich an?
30 Stunden in der Woche arbeitet Barbara Stein- beispiel – nicht nur in puncto Widerstandsfähig-
böck als diplomierte Gesundheits- und Kranken- keit, auch in anderen Handlungsfeldern, die die
pflegerin im Klinikum Wels-Grieskirchen. Als Zufriedenheit am Arbeitsplatz stärken. In Kursen
Mama zweier Kinder ist es ihr wichtig, genug zur Resilienzförderung lernen die Mitarbeitenden
Zeit für ihre Familie zu haben. Ein Wunsch, bei den Umgang mit Stress und schwierigen Gefüh-
dem ihr (sowie auch ihren Kollegen) ihr Arbeit- len im Beruf und im Alltag.
geber gerne entgegenkommt – in Form individu-
eller Lösungen. Denn flexible Arbeitszeitmodelle Das „Danke“ als Treibstoff
werden immer beliebter. In Barbaras Fall bedeutet
das: freie Nachmittage unter der Woche, dafür ab Auch die selbstständige Altenpflegerin Any God-
und zu Wochenenddienste oder Nachtschichten. ja ist mit ihrem Job sehr glücklich. Sie hält den
Für die 42-Jährige ist das ein ideales Konzept. Pflegeberuf für einen sehr wertschätzenden Beruf.
„Meine Bedürfnisse werden bei der Diensteintei- Das „Danke“ von dementen Pflegeheimbewoh-
lung berücksichtigt, es wird respektiert, dass man nern sei eine Sache, die sie für keinen anderen
auch ein Privatleben hat.“ Job, egal wie gut bezahlt, hergeben würde. Für
Any ist es ein Herzensprojekt, das Image der Pfle-
Die Sache mit der Resilienz ge zu verbessern. Gemeinsam mit ihrem Kollegen
Mark Jonas Fedl, einem Pflegeassistenten, führt
Wie jeder Job bergen auch Berufe im Gesund- sie den erfolgreichen Podcast „Kathetertalk“. Wö-
heitswesen ihre Schattenseiten. Stress, körperliche chentlich räumen die beiden mit Pflegeklischees
und psychische Belastung sowie lange Schichten auf, teilen humorvolle Anekdoten aus ihrem Ar-
gehören zum Arbeitsalltag. Was dabei relevant ist: beitsalltag und haben vor allem ein Ziel: das Bild,
Resilienz. Kein Modewort, sondern eine essen- das gerade junge Menschen von der Pflege haben,
zielle Eigenschaft für die Leistungsfähigkeit eines zu ändern.
Text Zofia Wegrzecka
Susanna Winkelhofer Unternehmens und vor allem für die Zufrieden-
heit der Mitarbeitenden. Gute Unternehmen er- Auch für Mark ist das Schönste an seinem Be-
Foto Land OÖ, Nik
Fleischmann, kennen die Notwendigkeit, ihr Team zu stärken. ruf die Dankbarkeit seiner Patienten. Es sind die
MMH, privat,
B-Plank imBilde.at Das Klinikum Wels-Grieskirchen ist ein Parade- kleinen Momente. Zum Beispiel, wenn er die
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