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Mark Jonas Fedl
und Any Godja
Es wird respektiert, dass Das ist eine Tätigkeit, bei der dir dein
man auch ein Privatleben hat. ganzes Leben lang nicht fad wird.
Barbara Steinböck Any Godja
Gesundheits- und Krankenpflegerin, Gründerin, KatheterTalk Podcast
Klinikum Wels-Grieskirchen
Haare einer Patientin kämmt und ihr glückliches schen Metiers mit Menschen arbeiten möchten.
Gesicht sieht – ein unbeschreibliches Gefühl. Was es damit auf sich hat? Das beantworten die
„Das ist so viel mehr wert als irgendein Lob von beiden Vorstandsmitglieder des „Österreichischen
einer Chefin oder eines Kollegen. Mir persön- Verbands der Lebens- & SozialberaterInnen“:
lich gibt das einfach am allermeisten.“ Und wie Andrea Einzinger und Stephanie Niederhuber.
sieht es mit der Sache aus, „über die man in Ös- „Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Ste-
terreich nicht spricht“, dem Gehalt? Mark kann phanie. Das könne man sich ein bisschen so vor-
sich nicht beschweren. „Dafür, dass ich eine ein- stellen, wie wenn man einem Kind das Fahrrad-
jährige Ausbildung habe, ist mein Verdienst mit fahren beibringen würde. Da begleitet man das
dem Stundenumfang definitiv gerechtfertigt.“ Kind auch eine Weile und hilft ihm erst mal, das Das Interview
Die besten Botschafter für den Pflegeberuf sind Gleichgewicht zu halten, sich in die neue Situa- zum Anhören.
nun mal die Pflegekräfte selbst. Das erkennt auch tion einzufühlen und die Angst zu minimieren.
der oberösterreichische Soziallandesrat Wolfgang Lässt man das Rad zu früh los, stürzt das Kind. #135 Wolfgang
Hattmannsdorfer: „Wenn man mit Mitarbeiten- So muss auch mit Menschen in einer akuten Kri- Hattmannsdorfer,
den spricht, sind die erfüllt und gehen jeden Tag sensituation umgegangen werden. Sei es eine ab- Mark Jonas Fedl
gerne in die Arbeit. Ja, es gibt Regentage, aber es rupte Lebensänderung oder Unzufriedenheit mit und Any Godja
gibt auch Sonnentage und du machst etwas Sinn- der aktuellen Lebenssituation. „Meistens ist es so, Wie werden wir in
stiftendes.“ dass man die Menschen stabilisieren muss, damit Zukunft gepflegt?
sie erst mal wieder atmen können“, erklärt And-
Abwechslung gesucht? Gefunden! rea den Prozess. „Oftmals sehen wir zwar schon
Wege, für die die Klienten aber noch nicht bereit
Aufstiegschancen? Die gibt es in der Pflege nicht. sind.“ Durch eine nondirektive Weise der Bera-
Zumindest, wenn man den Klischees glaubt. Die tung werden diese selber zu Schritten geführt, die
Realität sei anders. Eine Vielfalt an Einsatzberei- für sie umsetzbar sind.
chen und Möglichkeiten wird im Sozialbereich
geboten – der Aufstieg von der Hilfskraft zur Geduld ist in diesem Job angesagt. Manchmal
Stationsleitung, verschiedene Arbeitsfelder vom vergehen Jahre, bis Klienten bereit sind, be-
Akutbereich im Krankenhaus bis zur Behinder- stimmte Veränderungen zu wagen oder Denk-
tenpflege. „Das ist eine megagroße Branche und muster aufzulösen, die für Beraterinnen bereits
eine Tätigkeit, bei der dir dein ganzes Leben lang früh sichtbar waren. Der ganze Prozess und die
nicht fad wird. Und dann kannst du nebenher Beziehung seien sehr bereichernd. „Ich bin nicht
auch noch Podcasts aufzeichnen“, meint Any au- nur hilfreich für meine Klienten und Klientin-
genzwinkernd. Vor allem für die Gen Z, die sich nen, ich lerne auch immer von ihnen. Es ist ein
nach Vielseitigkeit und Sinnstiftung sehnt, sei die Geben und Nehmen“, betont Stephanie.
Pflege aus diesem Grund ein passender Beruf.
Keine Einzelkämpfer
Menschliche Stützräder
Auf die LSB-Ausbildung folgt eine Menge an
Ein anderer Beruf aus der vielfältigen Palette des Praktikumsstunden sowie Einzel- und Gruppen-
Sozialbereiches ist die Lebens- und Sozialbera- supervisionen. Da die Lebens- und Sozialbera-
tung. Attraktiv für jene, die abseits des medizini- tung ein gewerblicher Beruf ist, kann es vor-
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