Page 66 - 2023_03_DIEMACHER
P. 66

sam mit Eltern und Geschwistern als siebenjähriger
                                                                      Bub nach Österreich. Schon früh trainieren sich
                                                                      er und seine Geschwister Entschlossenheit an, um
                                                                      im neuen Umfeld zu bestehen. Als HAK-Schüler
                                                                      beginnt er nebenbei bei Eisen Wagner, bekommt
                                                                      schnell eine Fixanstellung. Er wird beim Mutter-
                                                                      konzern ArcelorMittal aufgenommen und kauft als
                                                                      26-Jähriger eine Abteilung mit 30 Mitarbeiter:in-
                                                                      nen aus dem Konzern heraus. Sein Businessplan
                                                                      überzeugt die Bank, das Projekt mit einer sieben-
                                                                      stelligen Summe zu finanzieren. Gegen alle Zweifel
                                                                      wird das Buy-out schnell profitabel, mittlerweile

                                                                      leiten zwei jüngere Brüder Zadmards den Betrieb.
                  Entweder treten wir an, um das größte                
                                                                      Erstes Alveri-Projekt war eine App, die den Benut-
                 Mobilitätsunternehmen europaweit zu                  zer:innen mittels Fahranalyse per Algorithmus das
                                                                      ideale Elektroauto für die eigenen Bedürfnisse emp-
                werden, oder wir gründen erst gar nicht.              fiehlt. „Wir stellen sie kostenlos zur Verfügung, sie
                                                                      soll den Umstieg auf E-Autos erleichtern.“ Mittler-
                                                    Ehsan Zadmard     weile stellt Alveri die Ladeinfrastruktur für E-Autos
                                                       Gründer, Alveri  von 30.000 Menschen im Innviertel zur Verfügung,
                                                                      in zwölf Monaten soll eine Million Menschen in
                           Alveri                                     Oberösterreich, Niederösterreich und der Steier-
                                                                      mark Zugriff auf die Strukturen haben. Gleichzei-
                                                                      tig entwickelte das zwölfköpfige Team den ersten
                                                                      vollautonomen und mobilen Laderoboter der Welt,
                           Die Vision des Alveri-Gründers Ehsan Zadmard ist   der 2024 in Serienentwicklung gehen soll und auf
                           keine geringere, als gemeinsam mit seinem Bruder   der IMFS in Salzburg präsentiert wurde. „Mit we-
                           Jakob die Mobilität der Zukunft so einfach und so   nigen Leuten so ein Projekt umzusetzen, an dem
                           nachhaltig wie möglich für jeden Menschen zu-  bisher Konzerne gescheitert sind, macht uns sehr
                           gänglich zu machen. „Alle unsere Projekte, Pro-  stolz“, sagt Zadmard, „auch wenige helle Köpfe
                           dukte, Services und Dienstleistungen sind dieser   können großartige Ideen hervorbringen.“ 
                           Vision untergeordnet“, sagt Zadmard. Die Mobili-   
                           tät der Zukunft ist für den Gründer aus dem Inn-  Doch sowohl der Ausbau der Ladeinfrastruktur als
                           viertel elektronisch. „Schon 2010 habe ich ein Re-  auch die Serienproduktion des Laderoboters sind
                           ferat darüber gehalten, welche Antriebsformen sich   nur Etappenziele. Seit einigen Jahren arbeitet Al-
                           durchsetzen werden, und habe einen Siegeszug der   veri gemeinsam mit verschiedenen Kooperations-
                           Elektrofahrzeuge prognostiziert“, erinnert er sich.   partnern an der Entwicklung eines eigenen E-Au-
                                                                      to-Konzepts, das nach den Infrastrukturprojekten
                           „Bei der Gründung von Alveri haben wir gesagt,   vorgestellt werden soll. „Ob es dann weiter in die
                           entweder treten wir an, um das größte Mobili-  Serienfertigung geht, wissen wir erst, wenn wir eine
                           tätsunternehmen europaweit zu werden, oder   gewisse Menge an  Vorbestellungen haben – aber
                           wir gründen erst gar nicht.“  Woher kommt das   davon gehen wir aus.“ Das Fahrzeug soll monat-
                           Selbstbewusstsein des Gründers? „Ich habe immer   lich um etwa 380 Euro abonnierbar sein, inklusive
                           ambitioniert und zielstrebig nach dem nächsten   Strom und  Versicherung. Zadmard: „Wir wollen
                           größtmöglichen Projekt gesucht“, sagt er. Zadmard   eine Zukunftslösung für die österreichische Indus-
                           wurde in Afghanistan geboren, flüchtete gemein-  trie aufzeigen und beweisen, dass wir in Österreich
                                                                      auch in der Lage sind, ein eigenes Konzept zu ent-
                                                                      wickeln.“ 
                                                                       
           Wir sind für dich da …                               BEZAHLTE ANZEIGE  In seinem Referat 2010 täuschte sich Zadmad
                                                                      noch. Damals ging er von einem E-Auto-Anteil
           … egal ob du an einer Geschäftsidee bastelst oder dein     von mehr als 15 Prozent im Jahr 2015 aus (aktuell:
           Startup einen Schritt weiterbringen möchtest. Als Pate bei   2,2 Prozent). „Ich habe die Gier der OEMs unter-
           deiner Unternehmensgründung oder als Trainer für deinen    schätzt, viel Geld zu verdienen – die hat die E-Mo-
           wirtschaftlichen Erfolg, wir unterstützen dich.            bilität in Europa gegenüber den USA und China
                                                                      weit zurückgeworfen“, sagt Zadmad. Nun würden
                            Wir sind der OÖ Inkubator für             die Preise aber sinken, der Preiskampf werde durch
                            Gründungsvorhaben und betreuen            neue Fahrzeugmodelle aus Ost und West auch die
                            bereits seit 20 Jahren jährlich über 40   europäischen Modelle betreffen. „Elektrofahrzeuge
                            Startups in den Bereichen Technologie,    werden günstiger sein als jene mit Diesel und Ben-
                            Kreativwirtschaft, Hardware, MedTech      zin, wir gehen von einem exponentiellen Wachstum
                            und Tourismus. Bist du bereit für eine    ab 2024 aus.“ Bis dahin müsse die Infrastruktur be-
                            aufregende Reise als Entrepreneur:in?
                                                                      reit sein. Wie hoch schätzt Zadmad den Anteil der
                                                                      E-Autos in Österreich 2030 ein? „Definitiv bei 30
           Wir sind startklar und gespannt auf dich: startup@tech2b.at
                                                                      bis 35 Prozent. Ich hoffe, dass ich mich diesmal in
                                                                      die andere Richtung täusche.“_


                           66
   61   62   63   64   65   66   67   68   69   70   71