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„Alles wird sich ändern“
In den Büros von Netural laufen an diesem Tag reden.“ In Workshops werden Kunden auf den
die Vorbereitungen für eine HR-Co-Working- aktuellen Stand der Technologie gebracht. „Für
Night. Hochtische und ein Catering werden auf- Unternehmen geht es weniger darum, neue Al-
gebaut, auf einer kleinen Bühne stehen bequeme gorithmen zu entwickeln, sondern zu überlegen,
Stoffsessel für eine Podiumsdiskussion bereit. welche sie für ihre Probleme einsetzen können.“
Thema der Veranstaltung ist – wie könnte es an- Zweiter wichtiger Punkt ist für Ortig eine genaue
ders sein – Künstliche Intelligenz. Titel: „Mensch Analyse: Wo gibt es im Unternehmen wiederkeh-
und KI“. Wie werden wir zukünftig arbeiten? Im rende und standardisierte Prozesse? „Alle Aktivi-
Eingangsbereich stehen zwei Glasbehälter mit täten dieser Art, die vorhersehbar sind, werden
den Aufschriften „Mensch treibt KI“ und „KI uns in Zukunft virtuelle Assistenten abnehmen.“
treibt Mensch“. Die Gäste aus der HR-Commu- Es gelte, Geschäftsmodelle entsprechend anzu-
nity können kleine, weiße Bälle einwerfen und passen und das eigene Team weiterzuentwickeln,
abstimmen. damit es in kreativen, komplexen und nichtauto-
matisierbaren Bereichen wirksam werden kann.
„KI wird alles verändern – und zwar so radikal, KI habe das Potential, die Kundenzentriertheit
dass es bisher nichts Vergleichbares gab,“ meint deutlich nach oben zu treiben. „Man muss sich
Albert Ortig, Gründer und CEO von Netural, damit auseinandersetzen, wie KI den eigenen
und überlegt kurz. „Außer vielleicht den Start des Kunden einen Mehrwert bringt.“
Internets – und selbst der war weniger bedeut-
sam.“ Wir sitzen mittlerweile in einem verglasten Chancengleichheit durch KI?
Besprechungsraum im Netural-Büro in der Lin-
zer Tabakfabrik. Der Gebäudekomplex gehört zu Einige Kilometer Luftlinie entfernt von der Ta-
einem der Zentren der Digitalisierung in Ober- bakfabrik, auf der anderen Seite der Donau, liegt
österreich, zahlreiche Startups und Unternehmen am Fuße des Linzer Pöstlingbergs das 1897 ge-
beschäftigten sich hier mit digitalen Services und gründete Bischöfliche Gymnasium Petrinum. Vor
Produkten. An Künstlicher Intelligenz kommt – einigen Wochen startete dort ein KI-Projekt, das
spätestens seit einigen Monaten – keines von von Netural betreut wird. „Das ganze Haus ist
ihnen vorbei. Auch nicht Netural: Das 1998 ge- sehr engagiert, wir unterstützen die Schule dabei,
gründete Unternehmen unterstützt seine Kunden sich proaktiv mit dem Thema zu beschäftigen“,
bei der digitalen Transformation und dem Ent- sagt Ortig. Dabei gehe es für Netural nicht um
wickeln digitaler Geschäftsmodelle, etwa 80 Mit- einen geschäftlichen Auftrag, sondern um ge-
arbeiter:innen arbeiten in den Büros, bereits vier sellschaftliche Verantwortung für die nächste
erfolgreiche Ausgründungen brachte man hervor. Generation, die man wahrnehmen wolle. „Wir
konfrontieren das Kollegium mit dem Thema,
Seit 25 Jahren ist Ortig nun im Geschäft, eine damit es sich damit auseinandersetzt, wie sich KI
ähnliche Entwicklung habe er noch nie beobach- auf den Unterricht auswirkt.“ Die Schüler:innen
tet. „Wir sehen in allen Segmenten – sei es Ma- wurden in Gruppen aufgeteilt und beschäftigen
schinenbau, Schwerindustrie, im Finanzsektor sich damit, was die neuen Entwicklungen für die
oder der Luxusgüterindustrie –, dass KI relevant Gesellschaft und die Schule bedeuten. „Bei einer
wird und wir zahlreiche Nachfragen bekommen.“ Veranstaltung im Sommer sind alle Lehrer:innen,
Die Kunden des Digitalisierungsunternehmens Schüler:innen und Vertreter:innen anderer Schu-
seien meist „sehr vorwärtsgetrieben und in ihren len eingeladen, einen Blick auf den Status quo zu
Bereichen mit einem Führungsanspruch“ ver- werfen.“
sehene mittlere und große Betriebe. Trotz unter-
schiedlichster Branchen gibt es in der notwendi- Der Bildungsbereich ist ein gutes Beispiel dafür,
gen Herangehensweise meist Gemeinsamkeiten. welche gewaltigen Auswirkungen Künstliche In-
Was rät Ortig? „Man muss in den Unternehmen telligenz in Zukunft auf unsere Gesellschaft ha-
beginnen, das Thema ständig anzusprechen.“ ben dürfte. Für Ortig geht die aktuelle Diskussi-
Heißt: Was kann KI? Welche Ängste gibt es im on in die falsche Richtung. „Es geht nicht darum,
Unternehmen? Wo können neue Services daraus ob Schüler:innen ChatGPT Arbeiten schreiben
generiert werden, welche Anwendungen entste- lassen, das passiert ohnehin selbstverständlich.“
hen, die man auf Kunden umlegen kann? Netural Statt als Gefahr müsse man KI als gewaltige
begleitet Unternehmen bei diesem Prozess, hilft Chance begreifen. „KI könnte das 2-Sigma-Pro-
bei der Erstellung von Formaten, die sich mit blem lösen“: Der US-amerikanische Psychologe
dem Thema beschäftigen. „Wir sind Treiber da- und Erziehungswissenschaftler Benjamin Bloom
für, KI-Technologien nicht verdeckt einzusetzen, beschrieb die Auswirkungen vom Verhältnis von
sondern offen damit umzugehen und darüber zu Lehrenden zu Schüler:innen. Je mehr Ressour-
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