Page 71 - DIE MACHER_Winterausgabe2022
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Die Geschichte des Bieres in Linz



                                                           1638: Das Stadtbräuhaus an der Brauhauslände (heute als Untere
                                                           Donaulände bekannt) eröffnet.
                                                           1830: Bis zu diesem Jahr darf ausschließlich im Herbst und Winter
                                                           gebraut werden, das letzte Bier des Jahres wird im März gebraut –
                                                           daher der Name Märzenbier.

                                                           1839: Im Sandsteinstollen der heutigen Bockgasse 2a entsteht die
                                                           Märzenhalle, in der Bier gelagert wird. Der Keller des Stadtbräuhauses
                                                           ist nicht hochwassersicher.
                                                           1854: Josef Poschacher kauft die ehemalige Herrschaftsbrauerei
                                                           Lustenfeld im heutigen Linzer Stadtteil Lustenau, der damals noch ein
                                                           Vorort von Linz ist. 1873 kommt es zur Eingemeindung und Linz hat
            gang. „Mir war es wichtig, sich bei der Wiederauf-  erstmals zwei Brauereien.
            lage des Linzer Bieres an der ursprünglichen Re-
            zeptur zu orientieren. Auf Basis der historischen   1869: Die Brüder Hatschek kaufen das Stadtbräuhaus und errichten
            Rezepte ist es gelungen, den traditionellen Bierstil   später eine neue Brauerei in der Kapuzinerstraße, die ab 1892 „Linzer
            wieder aufleben zu lassen“, sagt Simion. Seit mehr   Aktien Brauerei“ heißt.
            als zehn Jahren beschäftigt er sich mit der Linzer
            Biergeschichte. Für ihn war es höchste Zeit, dass   1921: Die Linzer Aktien Brauerei und die Poschacher Brauerei
            die Stahlstadt endlich wieder eine eigene Brauerei   fusionieren, das Bier wird einheitlich „Linzer Bier“ genannt.
            bekommt. Das Linzer Original hat binnen kür-
            zester Zeit so viele Liebhaber gefunden, dass die   1945: Trotz 350 Bombentreffern wird der Braubetrieb rasch
            Brauerei Zipf in der Produktion hilft – die Kapazi-  wieder aufgenommen. In den Folgejahren steigt die Nachfrage, die
            täten in der Linzer Brauerei reichen nicht für die   Flaschenfüllerei sowie die Lagerkapazitäten werden erweitert.
            Nachfrage.
                                                           1960er Jahre: Nördlich und südlich der Donau wird in Oberösterreich –
            Seminarraum im Herzen der Brauerei             und Teilen Niederösterreichs – Linzer Bier getrunken, es gibt Sorten
                                                           wie „Doppelmalz“, „Goldquell“ und „Spezial Dunkel“. Anschließend lässt
            Genau wie die  Würze, die nach dem Sudhaus     die Nachfrage aber nach, 1971 schließen die Werke der Poschacher
            auf 100 Grad erhitzt wird, ist für uns der nächste   Brauerei.
            Stopp der Gärkeller – der sich hier allerdings im
            ersten Stock befindet. Insgesamt stehen dort drei-  2017: Erstmals wird das Originalrezept nachgebraut. Das Ziel der Brau
            zehn matt glänzende, chromfarbene Tanks, die je   Union Österreich: Den Linzerinnen und Linzern ihr Bier zurückgeben.
            5.000  bis  7.000  Liter  fassen.  „Damit  der  Boden
            dem Gewicht standhält, haben wir ihn mit Stahl-  April 2022: Die Brauerei in der Tabakfabrik eröffnet. Linz ist endlich
            trägern verstärkt, die  Tanks wurden in Präzi-  wieder Braustadt.


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