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Viele wissen, dass
sie optimieren
müssten, tun es aber
trotzdem nicht.
Martin Berger
Geschäftsführer,
Eplan Österreich
den jeweiligen Unternehmen gewünscht, ist der „trotzdem macht nur eine Kombination mit Prä-
gesamte Engineering-Prozess in all seinen Facetten senzmeetings Sinn.“ In Zukunft will das Unter-
digital durchführbar. Zeichenbretter wie in den nehmen neben den klassischen Schulungen off-
80er Jahren sind ohnehin längst Vergangenheit. line vermehrt auf ergänzende Trainings online
Aber: Auch wenn die Digitalisierung rasch vor- setzen und E-Learning-Möglichkeiten anbieten,
anschreitet, trifft das nicht auf alle Unternehmen durch die Kunden ihre Ausbildung zu Spezialthe-
zu. „Es gibt Leuchtturmunternehmen, die stän- men selbstständig durchführen können.
dig an ihrer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten und
Prozesse digitalisieren“, sagt Berger, „viele andere Mittlerweile sei bei einigen Unternehmen durch
wissen zwar, dass sie optimieren müssten, tun es die Erholung der Wirtschaft nach der Corona-
aber trotzdem nicht.“ Die Gründe dafür sind viel- krise wieder ein Zurückfallen in alte Muster zu
fältig: Oft fehlt es bei hoher Auftragslage an ver- beobachten. „Wenn die Auftragsbücher voll sind
fügbarem Personal, das vor der Anwendung neuer und wenig Zeit und Personal verfügbar ist, um
Software erst eine Zeit lang eingearbeitet werden Neuerungen umzusetzen, werden manche Opti-
muss. „Andere Unternehmen sind der Meinung, mierungsschritte wieder verschoben“, sagt Berger.
bereits am Ende der Fahnenstange angekommen Fast alle Unternehmen hätten aber erkannt, dass
zu sein, weil sie etwas umgesetzt haben – tatsäch- an der Digitalisierung langfristig kein Weg vor-
lich befinden sie sich gerade einmal am Anfang beiführt._
einer langen Optimierungsphase“, erklärt Berger.
Besonders die Coronakrise sei aber ein Kataly-
sator für die Digitalisierung gewesen. Krisen als
Zeit des Umbruchs sind nicht neu – auch in der
Wirtschaftskrise 2008 sei das Bewusstsein für den
Nutzen der Eplan-Produkte deutlich angestiegen.
„In der Coronakrise hat sich mit einem Schlag die
gesamte Branche verändert, viele Kunden wurden
durch die neue Arbeitsweise dazu gezwungen, auf
Onlinelösungen zu setzen“, erinnert sich Berger.
Eplan veröffentlichte cloudbasierte Lösungen wie
eView, welches etwa das gemeinsame Betrachten
von Projekten durch unterschiedliche Personen
an unterschiedlichen Standorten ermöglicht.
„Ganz neu ist eManage, das wir umgesetzt haben,
weil eView so gut angekommen ist“, sagt Berger.
Mit dem Programm können Projekte digital ver- Das Unternehmen
waltet oder Zugriffsmöglichkeiten für einzelne
Benutzer verwaltet werden – betrachtet werden 38 Mitarbeiter arbeiten direkt für die österreichische Eplan-
können die Pläne dann auch ohne Eplan-Lizenz. Niederlassung, weitere 35 sitzen in Zweigstellen in Ungarn,
Um Engineering-Projekte voranzutreiben, muss Südafrika, der Türkei und Rumänien. In den vergangenen 25
nicht mehr offline zusammengesessen werden, Jahren sei der Umsatz des Unternehmens stetig gestiegen. „Wir
auch Freigabe- und Abstimmungstätigkeiten fin- haben jährlich zweistellige Umsatz-Zuwachsraten“, sagt Berger.
Weltweit arbeiten 1.150 Mitarbeiter für Eplan, das Unternehmen
den vermehrt virtuell statt. wurde 1984 gegründet und ist Teil der Friedhelm Loh Group. Man
unterstützt mehr als 61.000 Kunden mit Digitalisierungslösungen,
RÜCKFALL IN ALTE MUSTER das Familienunternehmen ist mit zwölf Produktionsstätten und
92 internationalen Tochtergesellschaften weltweit präsent. Die
Um die Eplan-Produkte anwenden zu können, inhabergeführte Friedhelm Loh Group beschäftigt weltweit
braucht es Know-how. Auch in der Ausbildung 11.600 Mitarbeiter und erzielte 2019 einen Umsatz von etwa
gibt es derzeit einen Umbruch. „Die Akzeptanz 2,2 Milliarden Euro.
von Onlinemeetings ist eingetreten“, sagt Berger,
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