Page 139 - 2021_03_DIEMACHER_web
P. 139

Viele wissen, dass
                                                        sie optimieren
                                                     müssten, tun es aber
                                                        trotzdem nicht.
                                                        Martin Berger
                                                         Geschäftsführer,
                                                         Eplan Österreich








            den jeweiligen Unternehmen gewünscht, ist der   „trotzdem macht nur eine Kombination mit Prä-
            gesamte Engineering-Prozess in all seinen Facetten   senzmeetings Sinn.“ In Zukunft will das Unter-
            digital durchführbar. Zeichenbretter wie in den   nehmen neben den klassischen Schulungen off-
            80er Jahren sind ohnehin längst Vergangenheit.   line  vermehrt  auf ergänzende  Trainings  online
            Aber: Auch wenn die Digitalisierung rasch vor-  setzen und E-Learning-Möglichkeiten anbieten,
            anschreitet, trifft das nicht auf alle Unternehmen   durch die Kunden ihre Ausbildung zu Spezialthe-
            zu. „Es gibt Leuchtturmunternehmen, die stän-  men selbstständig durchführen können.
            dig an ihrer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten und
            Prozesse digitalisieren“, sagt Berger, „viele andere   Mittlerweile sei bei einigen Unternehmen durch
            wissen zwar, dass sie optimieren müssten, tun es   die Erholung der  Wirtschaft nach der Corona-
            aber trotzdem nicht.“ Die Gründe dafür sind viel-  krise wieder ein Zurückfallen in alte Muster zu
            fältig: Oft fehlt es bei hoher Auftragslage an ver-  beobachten. „Wenn die Auftragsbücher voll sind
            fügbarem Personal, das vor der Anwendung neuer   und wenig Zeit und Personal verfügbar ist, um
            Software erst eine Zeit lang eingearbeitet werden   Neuerungen umzusetzen, werden manche Opti-
            muss. „Andere Unternehmen sind der Meinung,   mierungsschritte wieder verschoben“, sagt Berger.
            bereits am Ende der Fahnenstange angekommen   Fast alle Unternehmen hätten aber erkannt, dass
            zu sein, weil sie etwas umgesetzt haben – tatsäch-  an der Digitalisierung langfristig kein Weg vor-
            lich befinden sie sich gerade einmal am Anfang   beiführt._
            einer langen Optimierungsphase“, erklärt Berger.
            Besonders die Coronakrise sei aber ein Kataly-
            sator für die Digitalisierung gewesen. Krisen als
            Zeit des Umbruchs sind nicht neu – auch in der
            Wirtschaftskrise 2008 sei das Bewusstsein für den
            Nutzen der Eplan-Produkte deutlich angestiegen.
            „In der Coronakrise hat sich mit einem Schlag die
            gesamte Branche verändert, viele Kunden wurden
            durch die neue Arbeitsweise dazu gezwungen, auf
            Onlinelösungen zu setzen“, erinnert sich Berger.
            Eplan veröffentlichte cloudbasierte Lösungen wie
            eView, welches etwa das gemeinsame Betrachten
            von Projekten durch unterschiedliche Personen
            an  unterschiedlichen Standorten ermöglicht.
            „Ganz neu ist eManage, das wir umgesetzt haben,
            weil eView so gut angekommen ist“, sagt Berger.
            Mit dem Programm können Projekte digital ver-  Das Unternehmen
            waltet oder Zugriffsmöglichkeiten für einzelne
            Benutzer verwaltet werden – betrachtet werden   38 Mitarbeiter arbeiten direkt für die österreichische Eplan-
            können die Pläne dann auch ohne Eplan-Lizenz.   Niederlassung, weitere 35 sitzen in Zweigstellen in Ungarn,
            Um Engineering-Projekte voranzutreiben, muss   Südafrika, der Türkei und Rumänien. In den vergangenen 25
            nicht mehr offline zusammengesessen werden,    Jahren sei der Umsatz des Unternehmens stetig gestiegen. „Wir
            auch Freigabe- und Abstimmungstätigkeiten fin-  haben jährlich zweistellige Umsatz-Zuwachsraten“, sagt Berger.
                                                           Weltweit arbeiten 1.150 Mitarbeiter für Eplan, das Unternehmen
            den vermehrt virtuell statt.                   wurde 1984 gegründet und ist Teil der Friedhelm Loh Group. Man
                                                           unterstützt mehr als 61.000 Kunden mit Digitalisierungslösungen,
            RÜCKFALL IN ALTE MUSTER                        das Familienunternehmen ist mit zwölf Produktionsstätten und
                                                           92 internationalen Tochtergesellschaften weltweit präsent. Die
            Um die Eplan-Produkte anwenden zu können,      inhabergeführte Friedhelm Loh Group beschäftigt weltweit
            braucht es Know-how. Auch in  der Ausbildung   11.600 Mitarbeiter und erzielte 2019 einen Umsatz von etwa
            gibt es derzeit einen Umbruch. „Die Akzeptanz   2,2 Milliarden Euro.
            von Onlinemeetings ist eingetreten“, sagt Berger,


                                                                                            139
   134   135   136   137   138   139   140   141   142   143   144