Page 88 - 2017_01_DIEMACHER
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REDAKTION_SABRINA KAINRAD
                                          FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
                                          ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK, THINKSTOCK
         SCHWERPUNKT
         BAUEN & WOHNEN                  REVIVAL DES GRÄTZL





                                          Die Menschen drängen in die Städte, deren Einwohnerzahlen
                                          wachsen. In Linz wurde im vergangenen Jahr die 200.000er-Marke
                                          erreicht. Seit Anfang 2006 gab es ein Plus von sieben Prozent. In
                                          Zukunft wird dieser Trend schwächer werden. Die Dörfer werden
           „In Oberösterreich             attraktiver. Das Klischee von den modernen Städten und den
             funktioniert die
            Wohnbaupolitik gut,           altmodischen Dörfern treffe immer weniger zu, so Christiane Varga
           das rede ich mir nicht         vom Zukunftsinstitut.
              ein, dazu gibt es
            auch entsprechende            Ein eigenes Häuschen mit Garten. Da-  einem  Wohnraum  in  einer  ländlichen
               Erhebungen.“
              Manfred Haimbuchner         von träumen immer weniger. „Die Leute   Gegend. Die Digitalisierung ermöglicht
               OÖ Landeshauptmann-Stv.    wechseln  je  nach  Lebensphase  öfters   ein ortsunabhängigeres Arbeiten. Wenn
                und Wohnbau-Landesrat     ihren  Wohnort“,  sagt  Christiane  Var-  die Kinder erwachsen sind und die Pen-
                                          ga  vom  Zukunftsinstitut  über  aktuelle   sion näher rückt, wollen die Menschen
                                          Trends beim Wohnen. In der Phase der   wieder in die Stadt retour. „Die klassi-
                                          Familiengründung mit rund 30 Jahren   schen  Einfamilienhäuser  können  nicht
                                          suchen  die  jungen  Erwachsenen  nach   mehr so stark an die nächste Generat-




                                                           monatlich mehr als sieben Euro pro Quadratmeter bezahlen.
                                                           „Am privaten Wohnungsmarkt in den Städten gibt es aber fast
                                                           keine Wohnungen mehr unter dieser Grenze“, so Bernögger.
                                                           Haimbuchner lässt die Kritik nicht gelten: „In Oberösterreich
                                                           funktioniert die Wohnbaupolitik gut, das rede ich mir nicht
                                                           ein, dazu gibt es auch entsprechende Erhebungen.“ Die
                                                           Wohnkosten seien im Verhältnis zu anderen Bundesländern
                                                           geringer, liegen unter dem Richtwert. Der Nettomietpreis
                                                           liege in Oberösterreich bei 4,90 Euro, der Richtwertmietzins
                                                           bei 5,84 Euro. „Ich sage nicht, dass Wohnen billig ist, aber
                                                           die Zahlen können nicht lügen.“ Die Wohnbeihilfe sei in
                                                           Bezug auf die Ausgleichszulage immer angepasst worden.
          Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist hoch – be-  Eine Anhebung der sieben Euro-Obergrenze würde nur die
          sonders in den Ballungsräumen. Egal bei welchen Wohn-  Mieten im privaten Bereich in die Höhe treiben. „Nach der
          bauträgern man nachfragt, die Wartelisten für Wohnungen   letzten Erhöhung auf die sieben Euro haben nicht mehr
          sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren wieder länger   Leute eine Wohnbeihilfe bekommen.“ Im Armutsbericht des
          geworden, erklärt Andreas Bernögger von der Mieterverei-  Sozialministeriums sei Oberösterreich grundsätzlich positiv
          nigung Oberösterreich. Dementsprechend würden die Miet-  aufgezählt worden und Linz im Unterschied zu anderen Lan-
          preise steigen. Jährlich um rund fünf Prozent. Von 2010 bis   deshauptstädten in Bezug auf die Armutsbetroffenen nicht
          2016 stiegen die Mietpreise in Oberösterreich um 21 Prozent   einmal erwähnt worden.
          und damit deutlich stärker als die allgemeine Teuerung. Das
          Wohnbeihilfen-Budget sei aber gleichzeitig um 23 Prozent   Es genüge nicht, einfach beliebig mehr Wohnungen zu
          gekürzt worden, spricht SPÖ-OÖ Klubchef Christian Makor   errichten. „Alle neu gebauten Wohnungen müssen leistbar
          von der „Armutsfalle Wohnen“ und kritisiert die Arbeit von   und bedarfsorientiert, den Lebenssituationen angepasst
          Landeshauptmann-Stellvertreter und FPÖ-Wohnbau-Lan-  sowie ökonomisch konzipiert werden“, so Haimbuchner
          desrat Manfred Haimbuchner.                      zur Forderung nach möglichst viel günstigem Wohnraum.
                                                           Co-Housing bezeichnet Haimbuchner als „Schlagwort aus
          Makor und Bernögger fordern als eine dringende Maßnah-  dem Wiener Raum, das in der Praxis keine Rolle spielt“. Es
          me auf Landesebene die Anhebung der Obergrenze von   habe bereits einmal ein Projekt Oberösterreich gegeben, das
          sieben Euro bei der Wohnbeihilfe. Aktuell erhalten Leute in   aus mangelndem Interesse nicht in die Realität umgesetzt
          nicht-geförderten Wohnungen keine Wohnbeihilfe, wenn sie   worden sei.



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