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REDAKTION_SABRINA KAINRAD
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK, THINKSTOCK
SCHWERPUNKT
BAUEN & WOHNEN REVIVAL DES GRÄTZL
Die Menschen drängen in die Städte, deren Einwohnerzahlen
wachsen. In Linz wurde im vergangenen Jahr die 200.000er-Marke
erreicht. Seit Anfang 2006 gab es ein Plus von sieben Prozent. In
Zukunft wird dieser Trend schwächer werden. Die Dörfer werden
„In Oberösterreich attraktiver. Das Klischee von den modernen Städten und den
funktioniert die
Wohnbaupolitik gut, altmodischen Dörfern treffe immer weniger zu, so Christiane Varga
das rede ich mir nicht vom Zukunftsinstitut.
ein, dazu gibt es
auch entsprechende Ein eigenes Häuschen mit Garten. Da- einem Wohnraum in einer ländlichen
Erhebungen.“
Manfred Haimbuchner von träumen immer weniger. „Die Leute Gegend. Die Digitalisierung ermöglicht
OÖ Landeshauptmann-Stv. wechseln je nach Lebensphase öfters ein ortsunabhängigeres Arbeiten. Wenn
und Wohnbau-Landesrat ihren Wohnort“, sagt Christiane Var- die Kinder erwachsen sind und die Pen-
ga vom Zukunftsinstitut über aktuelle sion näher rückt, wollen die Menschen
Trends beim Wohnen. In der Phase der wieder in die Stadt retour. „Die klassi-
Familiengründung mit rund 30 Jahren schen Einfamilienhäuser können nicht
suchen die jungen Erwachsenen nach mehr so stark an die nächste Generat-
monatlich mehr als sieben Euro pro Quadratmeter bezahlen.
„Am privaten Wohnungsmarkt in den Städten gibt es aber fast
keine Wohnungen mehr unter dieser Grenze“, so Bernögger.
Haimbuchner lässt die Kritik nicht gelten: „In Oberösterreich
funktioniert die Wohnbaupolitik gut, das rede ich mir nicht
ein, dazu gibt es auch entsprechende Erhebungen.“ Die
Wohnkosten seien im Verhältnis zu anderen Bundesländern
geringer, liegen unter dem Richtwert. Der Nettomietpreis
liege in Oberösterreich bei 4,90 Euro, der Richtwertmietzins
bei 5,84 Euro. „Ich sage nicht, dass Wohnen billig ist, aber
die Zahlen können nicht lügen.“ Die Wohnbeihilfe sei in
Bezug auf die Ausgleichszulage immer angepasst worden.
Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist hoch – be- Eine Anhebung der sieben Euro-Obergrenze würde nur die
sonders in den Ballungsräumen. Egal bei welchen Wohn- Mieten im privaten Bereich in die Höhe treiben. „Nach der
bauträgern man nachfragt, die Wartelisten für Wohnungen letzten Erhöhung auf die sieben Euro haben nicht mehr
sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren wieder länger Leute eine Wohnbeihilfe bekommen.“ Im Armutsbericht des
geworden, erklärt Andreas Bernögger von der Mieterverei- Sozialministeriums sei Oberösterreich grundsätzlich positiv
nigung Oberösterreich. Dementsprechend würden die Miet- aufgezählt worden und Linz im Unterschied zu anderen Lan-
preise steigen. Jährlich um rund fünf Prozent. Von 2010 bis deshauptstädten in Bezug auf die Armutsbetroffenen nicht
2016 stiegen die Mietpreise in Oberösterreich um 21 Prozent einmal erwähnt worden.
und damit deutlich stärker als die allgemeine Teuerung. Das
Wohnbeihilfen-Budget sei aber gleichzeitig um 23 Prozent Es genüge nicht, einfach beliebig mehr Wohnungen zu
gekürzt worden, spricht SPÖ-OÖ Klubchef Christian Makor errichten. „Alle neu gebauten Wohnungen müssen leistbar
von der „Armutsfalle Wohnen“ und kritisiert die Arbeit von und bedarfsorientiert, den Lebenssituationen angepasst
Landeshauptmann-Stellvertreter und FPÖ-Wohnbau-Lan- sowie ökonomisch konzipiert werden“, so Haimbuchner
desrat Manfred Haimbuchner. zur Forderung nach möglichst viel günstigem Wohnraum.
Co-Housing bezeichnet Haimbuchner als „Schlagwort aus
Makor und Bernögger fordern als eine dringende Maßnah- dem Wiener Raum, das in der Praxis keine Rolle spielt“. Es
me auf Landesebene die Anhebung der Obergrenze von habe bereits einmal ein Projekt Oberösterreich gegeben, das
sieben Euro bei der Wohnbeihilfe. Aktuell erhalten Leute in aus mangelndem Interesse nicht in die Realität umgesetzt
nicht-geförderten Wohnungen keine Wohnbeihilfe, wenn sie worden sei.
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