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Am Bau kann man sich
über das Schaffen
mit den eigenen Händen
über Jahrzehnte erfreuen.
Stefan Graf
CEO, Leyrer + Graf
Wie gelingt es Ihnen, erfolgreich auf den erforderlichen Ehrgeiz, auf der Karriereleiter
nachkommende Generationen zu bauen? voranzukommen. Aber es gilt gezielt jene zu för-
Stefan Graf: Wir investieren viel Zeit und Energie, dern, die engagiert und zielstrebig sind und nach
die besten Lehrlinge zu gewinnen, sie auf einem dem gewissen „Mehr“ streben. Dabei dürfen wir
hohen Niveau auszubilden und sie natürlich auch nicht aus den Augen verlieren, dass der Fachkräf-
im Unternehmen zu halten. Die Lehrausbildung testand ein gewichtiger Faktor für unseren Erfolg
hat bei uns seit jeher einen hohen Stellenwert und ist. Denn würden wir uns nur auf Nachwuchs-
dementsprechend hoch ist daher auch die Qua- Führungskräfte konzentrieren, könnten wir so
lität, denn wir sind uns unserer sozialen Verant- nicht weiterbestehen. Es geht darum, die Talente
wortung als Ausbildungsstätte für die Jugend sehr jedes und jeder Einzelnen am richtigen Platz –
bewusst. Wir möchten unsere Lehrlinge fördern, egal in welcher hierarchischen Ebene dieser ist –
aber nicht überfordern und ihnen eine Schule für zu beschäftigen. Dann bringt es langfristigen und
das Leben bieten. nachhaltigen Erfolg für beide Seiten.
Erlebt der Bau durch solche Erfolge Ihr Unternehmenssitz liegt im Waldviertel, in
zunehmende Beliebtheit? Gmünd. Ist die geografische Lage ein Nachteil?
Stefan Graf: Durchaus, wobei eine Ausbildung Stefan Graf: Historisch bedingt ist unsere Unter-
am Bau generell unglaublich viele Chancen und nehmenszentrale in Gmünd und hier sind auch
Möglichkeiten der Entwicklung bietet, auch auf unsere Wurzeln, doch wir sind im gesamten Os-
persönlicher Ebene. Nur am Bau kann man sich ten von Österreich mit 18 Standorten regional
wirklich über das Schaffen mit den eigenen Hän- vertreten. Die Hälfte unserer Bauleistung erbrin-
den über Jahrzehnte erfreuen. gen wir bereits in den Ballungszentren.
Viele, die große Titel gewinnen, leiden im Die Rufe nach Arbeitszeitverkürzungen werden
Anschluss an mangelndem Erfolgshunger. trotz Fachkräftemangel lauter. Lässt sich das mit
Was macht „Appetit“ auf die Zukunft? Ihrem „Weltmeister-Mindset“ vereinbaren?
Stefan Graf: Dass ihnen alle Wege offenstehen Stefan Graf: Ich kann die Diskussion über eine Ar-
und wir junge Fachkräfte sowohl bei ihrer fach- beitszeitverkürzung nicht nachvollziehen und hal-
lichen als auch persönlichen Weiterbildung und te davon auch nichts, denn wenn wir in einer Zeit
Weiterentwicklung unterstützen. Lehrlinge moti- des Arbeitskräftemangels und der Höchstinflati-
vieren wir, nach der Lehrabschlussprüfung ihren on seit Jahrzehnten weniger arbeiten, dann kann
Weg mit der Werkmeisterschule fortzusetzen. sich die Situation nur verschärfen. Das führt zu
Wer möchte, kann sich in weiterer Folge dann weniger Wertschöpfung und zu einer Angebots-
„on-the-job“ oder mit zusätzlichen Ausbildungs- verknappung. Wenn wir weniger Angebot haben,
möglichkeiten zum Bauleiter oder zur Bauleiterin dann steigt die Inflation. Weniger Arbeit bedeu-
weiterentwickeln. tet auch weniger Wohlstand. Die Botschaft muss
daher lauten, dass Arbeit zum Leben gehört –
Gehen viele Fachkräfte diesen Weg? natürlich im richtigen Gleichgewicht – und wir
Stefan Graf: In unserer Unternehmensgruppe gibt stolz darauf sein sollten, was wir schaffen bezie-
es zahlreiche Beispiele. Natürlich haben nicht alle hungsweise geschaffen haben._
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