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 Text Daniela Ullrich

 Foto Hörmandinger,  
 

 Wakolbinger

Oberösterreich ist ein Gründungsland. 
Welche Innovationen, die in der Krise 
entstanden sind, haben Sie besonders 
beeindruckt?

ACHLEITNER

_Das Linzer Gesundheitstechnolo-

gie-Unternehmen Solgenium beispielsweise. Die 

Gründer haben eine Art Cockpit für das Coro-

namanagement entwickelt, um die Ressourcen-

planung zu verbessern. Deren Antrieb war es, 

einen Beitrag zur Kontrolle und Prävention von 

Infektionen zu leisten, um statistische Vorhersa-

gen zur Infektionsrate infolge verschiedener ge-

setzter Maßnahmen zu treffen. Hier merkt man, 

wie schnell es geht, dass durch Innovation und 

Kreativität Tools entwickelt werden, die wirklich 

helfen. Beeindruckend war auch, dass sich Unter-

nehmen, die vor Corona analog aufgestellt waren, 

plötzlich sehr schnell auf die neue Situation um-

gestellt haben – neue digitale Vertriebswege sind 

rasch entstanden. Die Förderungen für die Digi-

talisierung von oö. Betrieben haben wir im Mai 

auf drei Millionen verdoppelt. Innerhalb von drei 

Monaten hatten wir so viele Anträge wie norma-

lerweise in zwei bis drei Jahren. In der Corona-

krise ist ein wahrer Digitalisierungsschub passiert. 

Aktuell stecken oberösterreichische 
Unternehmen 1,73 Milliarden Euro 
in Forschung und Entwicklung. Im 
Februar dieses Jahres wollten noch 45 
Prozent der Unternehmen ihre F&E-
Ausgaben steigern, im Juni waren 
es nur mehr 18 Prozent. Nun sind es 
immerhin noch 60 Prozent, die das 
Niveau ihrer Forschungsausgaben im 
Vergleich zum Vorjahr aufrechterhalten 
wollen. Im Umkehrschluss bleibt, 
laut einer WKO-Umfrage, dennoch 
ein gutes Fünftel übrig, das seine 
Finanzierungsaktivitäten reduzieren 
wird. Was bedeutet das für den 
Wirtschaftsstandort Oberösterreich?

ACHLEITNER

_Corona hat eine Schockstarre und 

ein „Fahren auf Sicht“ bei vielen Unternehmern 

ausgelöst. Viele haben diese Phase aber auch ge-

nutzt, um bei der Österreichischen Forschungs-

förderungsgesellschaft FFG Anträge zu stellen. 

Bei kleinen Unternehmen verzeichnen wir im-

merhin ein Drittel mehr Anträge, bei Betrieben 

ab 250 Mitarbeitern sogar einen Anstieg von zwei 

Dritteln. Außerdem war jeder Dritte sozusagen 

ein Neukunde. Dass wir hier in der schwierigen 

Zeit eine deutliche Steigerung hatten, sehe ich als 

gutes und wichtiges Signal.

Martin Bergsmann, Technologiesprecher 
der Sparte Industrie der WKOÖ, 
schlägt als Weg aus der Krise eine 
zeitlich befristete Erhöhung der 
Forschungsprämie von 14 auf 20 
Prozent für 2020/21 vor. Was 
sagen Sie zu dieser Forderung?

ACHLEITNER

_Wir sind deshalb so gut aufgestellt, 

weil wir als Land Oberösterreich bei Forschung 

und Entwicklung richtig Gas geben und antizyk-

lisch investieren. Gemeinsam haben wir mit den 

Bundesländern Steiermark und Niederösterreich 

eine zusätzliche Forschungsmilliarde speziell für 

angewandte Forschung vom Bund gefordert, um 

hier Innovation zu fördern. Die Verzahnung der 

Grundlagenforschung mit der Anwendung in In-

dustrie und Wirtschaft ist der beste Hebel für einen 

Wirtschaftsaufschwung, der mit vergleichsweise ge-

ringen Mitteln große Anreize für Investitionen er-

reicht. Ein Euro an Fördermitteln löst zehn Euro zu-

sätzlichen Umsatz und Lizenzeinnahmen aus. Eine 

Erhöhung der Forschungsprämien ist Geschmack-

sache, wichtig ist, dass man in diesem Bereich in-

vestiert, und das tut die Bundesregierung auch. 

Zuletzt sorgte Oberösterreich mit 
einer Technischen Universität für 
Schlagzeilen. Welchen Stellenwert hat 
eine eigene Technische Universität für 
Oberösterreich?

ACHLEITNER

_Die Uni mit dem Schwerpunkt 

Digitalisierung und digitale Transformation ist 

ein Jahrhundertprojekt für Oberösterreich. Wir 

wollen international sichtbar werden und vor al-

lem der digitalen Transformation des gesamten 

Wirtschaftswesens sowohl bei Lehre als auch For-

schung eine Heimat geben. Oberösterreich wird 

damit das Zentrum dieses digitalen Wandels des 

Wirtschaftssystems. Wir haben dieses Projekt nur 

nach Oberösterreich bekommen, weil wir schon 

sehr viel vorinvestiert haben. Egal ob dies im 

Bereich Künstliche Intelligenz bei der Johannes 

Kepler Universität ist oder man an Hagenberg 

denkt, wo wir den IT-Security-Schwerpunkt ha-

ben. Wir wissen, dass Regionen, wo Forschung 

und Entwicklung eng mit der Wirtschaft ver-

zahnt sind, weltweit am erfolgreichsten sind. Es 

braucht zwei Säulen: Exzellenz und Internationa-

lität. Wir wollen mit einem völlig neuen inhalt-

lichen und strukturellen Ansatz ein international 

sichtbares Tool entwickeln. Das geht in bestehen-

den Strukturen nicht so einfach. Mit der neuen 

TU in Oberösterreich zünden wir einen Turbo, 

der eine Megachance für Österreich ist, und es 

ist nur logisch, dass es in Oberösterreich passiert, 

weil wir das Industrieland Nummer eins sind. 

Genau in diese Kerbe schlägt auch 
Florian Gschwandtner, der sich für mehr 
Internationalität in Oberösterreich 
ausspricht, damit hier und nicht im 
Silicon Valley die großen Innovationen 
stattfinden. Wie gelingt das?

ACHLEITNER

_Einerseits, indem man sich mit 

Persönlichkeiten wie mit Florian Gschwandtner 

oder Gerhard Eschelbeck, früherer IT-Security-

Chef von Google, austauscht. Wir werden das 

Gründungstool sehr international besetzen, um 

bei den richtigen Hebeln ansetzen zu können.