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#4 

Wohin 

fliegen wir? 

Die Airlineindustrie wurde von der Coronakrise 

besonders hart getroffen – wochenlang blieben 

weltweit die Flugzeuge am Boden. Auch weiter-

hin müssen wegen gesetzlicher Vorgaben viele 

Sitze frei bleiben – eine wirtschaftliche Heraus-

forderung. Das Forscherteam des Luftfahrt-

technologiekonzerns FACC arbeitet bereits an 

Lösungen für hygienischere und damit sicherere 

Flugzeugkabinen. „Einerseits müssen wir uns Ge-

danken darüber machen, wie wir Oberflächen 

keimfrei halten können, um Schmierinfektionen 

zu verhindern. Andererseits müssen Tröpfchen-

infektionen über die Kabinenluft verhindert wer-

den“, sagt Hermann Filsegger, der als Vice Pre-

sident Engineering für die Produktentwicklung 

bei FACC verantwortlich ist. Schmierinfektionen 

lassen sich am besten vermeiden, indem Berüh-

rungen verhindert werden. Statt das Gepäcksfach 

mit einem Griff zu öffnen, sollen Passagiere daher 

zukünftig einfach ihre Hand vor einen gekenn-

zeichneten Bereich halten und damit einen Sen-

sor aktivieren können. „Manche Flächen müssen 

aber berührt werden. Für diese Bereiche gibt es 

spezielle Beschichtungen, die unter Lichteinwir-

kung eine chemische Reaktion hervorrufen und 

so Keime, die an diesen Oberflächen anhaften, 

abtöten“, sagt Filsegger. Besonders oft benutzte 

Flächen könnten beheizbar gemacht und in regel-

mäßigen Abständen durch Hitze desinfiziert wer-

den. UV-Licht könnte zur Desinfektion sowohl 

in der Kabine als auch in der Klimaanlage ein-

gesetzt werden. Filsegger und sein Team konzen-

trieren sich bei der Verhinderung von Tröpfchen-

infektionen vor allem auf die Klimaanlage. „Das 

ist ganz klar unser Kompetenzfeld.“ Hier könnten 

auch spezielle Filter und Hitze für keimfreie Luft 

sorgen. „An diesen Lösungen arbeiten wir aktuell, 

da gibt es viel Potential“, sagt Filsegger.

REISEZIEL: ZUKUNFT

Darüber hinaus machen sich die Ingenieure von 

FACC auch Gedanken darüber, wie die Passagier-

kabinen von Flugzeugen in fernerer Zukunft aus-

sehen könnten. In ihrem Konzept für die „Kabine 

der Zukunft“ legen sie dar, welche Materialien 

und Technologien in einer Flugzeugkabine im 

Jahr 2050 verwendet werden könnten.

 „Wir wollen die Kabine um den Passagier herum 

nach seinen Bedürfnissen bauen.“ Für viele viel-

leicht die erfreulichste Meldung: Es wird mehr 

Platz geben! Das liegt einerseits daran, dass viele 

Flugzeugtypen tatsächlich großzügiger sein wer-

den: Sogenannte „Blended Wing Bodies“ werden 

keinen klar abgegrenzten Rumpf mehr haben, 

an dem zwei Flügel sitzen. Flügel und Rumpf 

werden nahtlos ineinander übergehen. So sorgt 

die gesamte Flugzeugkonstruktion für Auftrieb 

und hat ein wesentlich größeres Volumen. Auch 

die Beleuchtung wird das Raumgefühl verbes-

sern: Ganze Innenflächen dienen gleichzeitig als 

Bildschirm und Lichtquelle, sie können je nach 

Wunsch der Airline einen Wolkenhimmel, Wer-

bung oder Fluginformationen zeigen. 

Kompositwerkstoffe, die jetzt schon etwa 50 Pro-

zent des Gewichts eines modernen Flugzeuges 

ausmachen, sollen nicht nur teilweise aus nach-

wachsenden Rohstoffen hergestellt werden, son-

dern durch ihr geringes Gewicht und hohe Belast-

barkeit  noch mehr Treibstoff sparen. „Natürlich 

wächst auch in der Luftfahrt die Bedeutung von 

Nachhaltigkeit“, sagt Filsegger. „Mit unserer For-

schung stellen wir sicher, dass die Luftfahrt diesen 

Bedürfnissen gerecht wird.“_

Wir wollen die 

Kabine um den Passagier 

herum 

nach seinen 

Bedürfnissen bauen.

Hermann Filsegger

Vice President Engineering  

für die Produktentwicklung,  

FACC