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Wohin
fliegen wir?
Die Airlineindustrie wurde von der Coronakrise
besonders hart getroffen – wochenlang blieben
weltweit die Flugzeuge am Boden. Auch weiter-
hin müssen wegen gesetzlicher Vorgaben viele
Sitze frei bleiben – eine wirtschaftliche Heraus-
forderung. Das Forscherteam des Luftfahrt-
technologiekonzerns FACC arbeitet bereits an
Lösungen für hygienischere und damit sicherere
Flugzeugkabinen. „Einerseits müssen wir uns Ge-
danken darüber machen, wie wir Oberflächen
keimfrei halten können, um Schmierinfektionen
zu verhindern. Andererseits müssen Tröpfchen-
infektionen über die Kabinenluft verhindert wer-
den“, sagt Hermann Filsegger, der als Vice Pre-
sident Engineering für die Produktentwicklung
bei FACC verantwortlich ist. Schmierinfektionen
lassen sich am besten vermeiden, indem Berüh-
rungen verhindert werden. Statt das Gepäcksfach
mit einem Griff zu öffnen, sollen Passagiere daher
zukünftig einfach ihre Hand vor einen gekenn-
zeichneten Bereich halten und damit einen Sen-
sor aktivieren können. „Manche Flächen müssen
aber berührt werden. Für diese Bereiche gibt es
spezielle Beschichtungen, die unter Lichteinwir-
kung eine chemische Reaktion hervorrufen und
so Keime, die an diesen Oberflächen anhaften,
abtöten“, sagt Filsegger. Besonders oft benutzte
Flächen könnten beheizbar gemacht und in regel-
mäßigen Abständen durch Hitze desinfiziert wer-
den. UV-Licht könnte zur Desinfektion sowohl
in der Kabine als auch in der Klimaanlage ein-
gesetzt werden. Filsegger und sein Team konzen-
trieren sich bei der Verhinderung von Tröpfchen-
infektionen vor allem auf die Klimaanlage. „Das
ist ganz klar unser Kompetenzfeld.“ Hier könnten
auch spezielle Filter und Hitze für keimfreie Luft
sorgen. „An diesen Lösungen arbeiten wir aktuell,
da gibt es viel Potential“, sagt Filsegger.
REISEZIEL: ZUKUNFT
Darüber hinaus machen sich die Ingenieure von
FACC auch Gedanken darüber, wie die Passagier-
kabinen von Flugzeugen in fernerer Zukunft aus-
sehen könnten. In ihrem Konzept für die „Kabine
der Zukunft“ legen sie dar, welche Materialien
und Technologien in einer Flugzeugkabine im
Jahr 2050 verwendet werden könnten.
„Wir wollen die Kabine um den Passagier herum
nach seinen Bedürfnissen bauen.“ Für viele viel-
leicht die erfreulichste Meldung: Es wird mehr
Platz geben! Das liegt einerseits daran, dass viele
Flugzeugtypen tatsächlich großzügiger sein wer-
den: Sogenannte „Blended Wing Bodies“ werden
keinen klar abgegrenzten Rumpf mehr haben,
an dem zwei Flügel sitzen. Flügel und Rumpf
werden nahtlos ineinander übergehen. So sorgt
die gesamte Flugzeugkonstruktion für Auftrieb
und hat ein wesentlich größeres Volumen. Auch
die Beleuchtung wird das Raumgefühl verbes-
sern: Ganze Innenflächen dienen gleichzeitig als
Bildschirm und Lichtquelle, sie können je nach
Wunsch der Airline einen Wolkenhimmel, Wer-
bung oder Fluginformationen zeigen.
Kompositwerkstoffe, die jetzt schon etwa 50 Pro-
zent des Gewichts eines modernen Flugzeuges
ausmachen, sollen nicht nur teilweise aus nach-
wachsenden Rohstoffen hergestellt werden, son-
dern durch ihr geringes Gewicht und hohe Belast-
barkeit noch mehr Treibstoff sparen. „Natürlich
wächst auch in der Luftfahrt die Bedeutung von
Nachhaltigkeit“, sagt Filsegger. „Mit unserer For-
schung stellen wir sicher, dass die Luftfahrt diesen
Bedürfnissen gerecht wird.“_
Wir wollen die
Kabine um den Passagier
herum
nach seinen
Bedürfnissen bauen.
Hermann Filsegger
Vice President Engineering
für die Produktentwicklung,
FACC